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Zehn Gebote für das Präsentieren

Studieren bedeutet Wissenszuwachs durch Lesen, Zuhören und Diskutieren. Oft bist du Präsentationen von Dozenten und Kommilitonen ausgesetzt – und gelegentlich musst du selbst eine abliefern. Wenn du dir vor Augen führst, was dich an fremden Präsentationen stört und was dir daran gefällt, hast du bereits wichtige Anhaltspunkte für eine gute eigene. Oder du orientierst dich an den zehn Geboten, die wir für dich aus vielen Semestern destilliert haben.

1. Du sollst sorgfältig wählen

Wann immer möglich, suchst du dir ein Thema, das dich interessiert und worüber du bereits etwas weißt. Referategruppen oder das Tauschen von Themen sind Auswege, wenn im ersten Anlauf für dich nichts Brauchbares dabei war.

In einer Referategruppe teilt ihr euer Thema so auf, dass jeder etwas Interessantes abbekommt. Oder ihr verteilt die Aufgaben: Gemeinsam erarbeitet ihr das Thema, einer kümmert sich um die Präsentationsfolien, einer ums Handout und zwei um das Reden.

2. Der Inhalt soll dich leiten

Kenne dein Thema. Richtig gut. So gut, dass du stundenlang darüber sprechen könntest, statt nur die zugestandenen 20 Minuten. Wie könntest du sonst das Wichtige erkennen? Wie bleibst du sonst bei Nachfragen ruhig? Wie ersetzt du sonst für eine Zeitlang den Dozenten?

Wikipedia-Einträge taugen zwar für den Überblick, verschaffen dir aber kaum Wissensvorsprung. Nicht grundlos gibt dir dein Dozent Lektüreempfehlungen, spätestens auf Nachfrage. Heißer Tipp: Lies mindestens einen Aufsatz mehr. Das bringt frischen Wind in deine Ausführungen, und Dozenten würdigen eine Prise Eigenständigkeit.

3. Du sollst nicht langweilen

Wie oft hast du bei einer Präsentation gegähnt, selbst wenn dich das Thema interessiert? Wurde nur erzählt, was auf den Folien oder im Handout stand? Ratterte die Stimme monoton Fakten herunter, als würde sie einen Essay vortragen? Wurde jede Frage nur rhetorisch gebraucht und gleich selbst beantwortet? Dann weißt du, was zu vermeiden ist.

Illustriere deine Argumente mit überraschenden Beispielen, das kann auch ein Cartoon oder ein knackiges Zitat sein. Gönne dir gelegentlich eine flapsige Bemerkung. Provoziere mit scheinbaren Widersprüchen, erstaunlichen Konsequenzen oder Nebenwirkungen von Thesen oder verdrehten Gedankenketten. Wenn du die Provokation auflöst, hören dir alle zu.

4. Du sollst einer Fünfer-Dramaturgie folgen

Erstens: Thema umreißen. In welchem Kontext steht es, wo knüpft es an bereits Gesagtes an?

Zweitens: Zwei bis maximal drei Kernpunkte nennen. Erzähl sie noch über die erste Folie.

Drittens (entspricht mindestens zwei Drittel): Argumente, Gedankenkette, Fakten und alles, was dir wichtig ist, liefern. Wenn möglich lässt du Fragen zu, um Missverständnisse gleich auszuräumen. Löse dich vom Aufbau deiner Ausgangslektüre, sortiere und wichte selbst und baue deine eigene Gedankenkette. Idealerweise reicht jede Folie für jeweils drei bis sieben Minuten Redezeit.

Viertens: Wichtigste Punkte oder Erkenntnisse zusammenfassen. Das Fazit passt auf eine einzelne Folie.

Fünftens: Verabschiedung oder – wenn vorgesehen – Überleitung zur Diskussion.

5. Du sollst eine klare Linie haben

Weniger ist mehr. Gerade bei Präsentationsprogrammen. Was auf Monitoren toll aussieht, wirkt auf der Beamerfläche protzig und laut. Verwende deutliche Schriften, wenig Farbspielereien, klare Kontraste, kein Rot auf Schwarz, Bilder in guter Auflösung. Benutze Animationen sparsam, nimm für Folienübergänge stets die selben. Halbiere deren Standard-Dauer: 0,5 Sekunden sind besser als eine ganze Sekunde.

Jede Folie besitzt denselben Aufbau: Treffende Überschrift, darunter ein Zitat oder maximal sechs kurze Aufzählungspunkte oder ein Bild mit höchstens zwei Zeilen Erklärtext. Auf jeder Folie stehen unten in Klein das Thema und die Foliennummer.

6. Du sollst keine Performance abliefern

Wer am liebsten nur Vorträge halten würde, nimmt sich etwas zurück. Du bist Dienstleister. Du bist nur der Bote für dein Thema.
Wenn du dich ungern nach vorn wagst, erinnere dich daran, warum du das tust: Weil das Thema für deine Kommilitonen so wichtig ist, wie deren Themen für dich.

Bevor du dich öffentlich präsentierst, übst du mindestens dreimal, für dich allein, mit Mitbewohnern oder Freunden oder Kommilitonen. Nimm etwas Tempo aus deiner Rede, setze Pausen und teste Überleitungen. Sei mit deiner Präsentation so vertraut, dass du immer zurückfindest, wenn jemand dazwischenfragt.

Behalte die Zeit im Blick. Kommst du in Zeitverzug, bitte um drei bis fünf Zusatzminuten. Brauchst du mehr, hast du dich schlecht vorbereitet. Dann ist es fair, dass du ad hoc einkürzt.

7. Du sollst deine Werkzeuge lieben

… oder zumindest souverän beherrschen. Egal ob dein Werkzeug PowerPoint, Keynote, Impress oder sonstwie heißt oder ob du mit Overhead-Projektor, Tafel, Whiteboard oder Flipchart arbeitest. Jedes Werkzeug hat Vorteile und Nachteile. Aber sie alle dürfen deinen Vortrag nur ergänzen und unterstützen – niemals ersetzen!

Präsentationsprogramme sind linear, du bist an die Reihenfolge gebunden. Wenige Folien ohne Animation erlauben dir, bei Bedarf hin- und herzuspringen. Tafel oder Flipchart eignen sich, um Gedanken zu entwickeln. Zeige Folien immer sofort komplett, und füge später allenfalls Hervorhebungen hinzu.
Verwende eine Fernbedienung, oder ein Kommilitonen schaltet für dich die Folien weiter. Laserpointer brauchst du nur, wenn du auf Details in Bildern oder Zeichnungen hinweist.

Achja, natürlich beherrschst du die entsprechende Sprache fließend und hast alle Fehler aus Präsentation und Handout getilgt.

8. Du sollst deine Ansprüche erfüllen können

Mach du dir klar, was du als Zuhörer erwarten würdest. Schätze ein, ob du in der Lage bist, diese Erwartung zu erfüllen und was du noch tun musst. Niemand erwartet von dir eine mitreißende Ein-Personen-Multimediashow (sofern keine explizit gefordert ist). Von dir wird erwartet, dass du ein Thema in verschiedenen Facetten und Argumente präsentierst. Mehr nicht. Das kannst du. Wenn du dich gut vorbereitest.

9. Du sollst dich verabschieden

Verabschiede dich von deinen Hilfsmitteln. Dampfe dein Redemanuskript auf maximal zwei Seiten mit Stichpunkten ein, oder nutze die Notizen deines Präsentationsprogramms, die auf dem Laptop-Monitor angezeigt werden. Die wichtigsten Bücher hast du aber dabei und trägst Zitate daraus vor – das wirkt lebendiger, als sie vom Zettel abzulesen.

Bedanke dich niemals für Aufmerksamkeit; Nicht-Schnarchen ist kein Beleg für Aufmerksamkeit. Schließt sich eine Diskussion an, präsentierst du Fragenvorschläge und nimmst die Folie erst weg, wenn der Diskussionsleiter darum bittet oder ihr euch von deinen Fragen entfernt.

Wie kommst du von der Front-Position zu deinem Sitzplatz im Auditorium? Gibt es keine Fragen zu deiner Präsentation, dann verweise auf dein Handout und darauf, dass die Präsentationsdatei online steht. Der Dozent sagt etwas, oder dein Publikum bedankt sich bei dir. Jetzt ist der passende Moment für ein schlichtes „Danke“, und du setzt dich.

10. Du sollst in Erinnerung bleiben

Dein Handout enthält alle Literaturhinweise, die wichtigsten Aussagen oder Zitate und den Link, wo dein Manuskript, Literaturlinks und -exzerpte und weitere Unterlagen zu finden sind. Und natürlich die Präsentationsdatei, idealerweise auch als PDF oder Bilddateien, denn nicht jeder kann jedes Format aller Programmversionen nutzen.

Außerdem bleibst du in guter Erinnerung, weil du ein fokussiertes Referat abgeliefert hast, das in Aufbau und Präsentation überzeugt. Weil du keine Show abgeliefert hast. Weil du souverän alle Fragen entweder direkt beantworten konntest oder die Antwort nachgereicht hast.

Titelbild: Illuistration von Markus Blatz

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