Im Interview mit Writeaboutsomething
Wo wohnst du?
Laura und Katja: Wir leben beide in Berlin.
Wie alt bist du?
Laura: Ich bin fast 29.
Katja: Fast 31.
Was studierst du?
Laura: Ich promoviere in Kunstgeschichte an der HU Berlin. Studiert habe ich Germanistik und Kunstgeschichte im Bachelor/Master.
Katja: Ich habe 2008 meinen Magister in germanistischer Literaturwissenschaft/Philosophie und Neuerer Geschichte an der Uni Jena erhalten. Seit 2009 arbeite ich als Online-Redakteurin und bin derzeit Marketing-Assistentin in einem digitalen Verlag.
Hat dein Blog etwas mit deinem Studium zu tun?
Laura: Ja, weil ich gemeinsam mit Katja über Literatur und Kunst blogge, also genau die Bereiche, mit denen ich mich seit Jahren auch in meinem Studium beschäftige. Wir tauschen uns auch privat seit Jahren über das aus, was uns aus diesen Bereichen bewegt, lesen auch zusammen Bücher oder besuchen Ausstellungen.
Katja: Natürlich. Weil ich gern lese und mich gern mit Literatur schriftlich auseinandersetze, habe ich studiert. Durch das Bloggen über literarische Texte führe ich ein wenig das weiter, was das geisteswissenschaftliche Studium ausgemacht hat – das intensive Eintauchen in die Literatur, das Beurteilen und Vergleichen. Natürlich bloggen wir nicht wissenschaftlich, sondern verständlich auch für den nichtgermanistischen Leser jenseits des Elfenbeinturms. Wir möchten alle diejenigen ansprechen und zur eigenen Erkenntnis inspirieren, die gern vielfältige anspruchsvolle und internationale Literatur lesen und sich mit Kunst beschäftigen.
Warum bloggst du über Literatur?
Laura: Der Blog gibt uns Raum, über Gelesenes und Gesehenes zu reflektieren und gleichzeitig in den Austausch mit anderen zu treten. Mir ist es wichtig, nicht nur allein mit meinen Büchern und Eindrücken zu sein, sondern mich mit anderen darüber unterhalten zu können. Das Internet ist dafür ideal.
Katja: Ich lese, weil es mich glücklich macht und ich mich gern durch die Sprache in die Phantasiewelt des Autors entführen lasse. Ebenso wie Laura suche ich durch das Bloggen den Austausch und die Konfrontation mit anderen gern auch völlig konträren Meinungen und Standpunkten. Jeder erlebt ein Buch anders, liest es mit seiner eigenen Leseerwartung, hat einen anderen Lesehorizont und es ist faszinierend, sich darüber auszutauschen. Ähnlich ist es mit einem Kunstwerk, das jeder anders wahrnimmt. Ich möchte etwas lernen von und mit den anderen, um meine Meinung zu relativieren und aus der einsamen Leseerfahrung herauszutreten. Ich blogge nicht, um mich und meinen Alltag darzustellen. Das halte ich für uninteressant. Es geht eher um Reflektion und Auseinandersetzung.
Was sind deine Lieblingsschriftsteller und warum?
Laura: Haruki Murakami, weil er in seinen Büchern reale und magische Elemente verknüpft und dadurch eine faszinierende eigene Welt schafft. David Foster Wallace, weil er mit einem unglaublichen Einfallsreichtum unserer Gesellschaft einen Spiegel vorhält, sodass es einen schüttelt. Und Christa Wolf, weil sie in ihren Werken auf unvergleichliche Weise deutsche Geschichte wiedergibt und reflektiert.
Katja: Mhm, schwierig, das würde ausufern. Wenn ich mich auf wenige beschränke, die die Bandbreite meines Interesses zeigen, wären das Franz Kafka, Georg Trakl, Jonathan Franzen und Sibylle Berg. Mit Kafka habe ich mich intensiv in meiner Magisterarbeit beschäftigt und bin fasziniert, welche Assoziationsräume und erzählerische Tiefe in seinen Romanfragmenten steckt, die eine immer währende Leseerfahrung sind. Georg Trakls Lyrik ist tragisch, düster, traurig, voller Bildgewalt und intensiver Poesie, die mich packt. Jonathan Franzen ist ein intelligenter, unterhaltsamer und gesellschaftskritischer Romanautor, der die moderne westliche Welt und ihre Grundprobleme in seinen Figurenkonstellationen fabelhaft durchspielt. Sibylle Berg ist eine einzigartige Autorin mit sehr speziellem Humor, die Bücher schreibt, die die Axt für das gefrorene Meer in uns sind – es tut weh und man lernt etwas daraus. Viele ihrer Sätze sind auf bedrückend-absurde und komische Weise poetisch, dass ich sie sammeln möchte.
Wie wählst du die rezensierten Bücher aus?
Laura: Kurz und knapp: Rezensiert wird, was mich stark bewegt, ob negativ oder positiv.
Katja: Ich schreibe nicht über jedes Buch, das ich lese. Das entscheide ich spontan oder aufgrund des Zeitfaktors, da gibt es kein System. Außer es war ein sehr unbeeindruckendes Werk, zu dem ich einfach nichts sagen kann und will. Das kommt selten vor, da ich akribische Vorauswahl treffe, was ich lese. Wir wollen uns ja auch nicht wiederholen, wenn wir uns gegenseitig Autoren empfehlen. Manchmal lesen wir auch bewusst ein Buch parallel und schreiben dann einen Blogdialog darüber. Ich denke auch, dass der Dialog ein wichtiges Charakteristikum für unsere Art des Bloggens ist. Dialog miteinander und mit den vielen anderen Lesern da draußen.
Wie lange gibt es deinen Blog bereits?
Laura und Katja: Wir haben den Blog vor mehr als einem Jahr gemeinsam konzipiert und gestartet.
Warum hast du mit dem Bloggen angefangen?
Laura: Ich glaube, es war Katjas Idee. Dafür bin ich ihr sehr dankbar
Wir wollen unsere Lese-und Kunsteindrücke auch anderen mitteilen und uns mit Bloglesern austauschen.
Katja: =) Ich hatte mit Blogs zunächst beruflich zu tun und habe für verschiedene Blogs geschrieben und WordPress kennengelernt. Viel später erst kam der Gedanke auch privat zu bloggen. Wir tauschen uns seit Jahren über Gelesenes aus, nun machen wir das öffentlich. Eine ganz neue Erfahrung und wir ergänzen uns gut.
Wie viel Zeit nimmt das Bloggen in Anspruch?
Laura: In der Woche sind das bei mir circa fünf Stunden (das Lesen der Romane nicht mitgerechnet). Manchmal mehr. Es kommt darauf an, wieviel Zeit ich neben meiner Promotion und meinem Teilzeitjob noch erübrigen kann.
Katja: Da ich Vollzeit arbeite und dabei auch online bin, komme ich meist nur am Wochenende oder im Urlaub dazu, längere Artikel zu bloggen. Da kann ich gar keine Durchschnittszeit nennen. Bloggen ist ja nicht nur das Schreiben und Veröffentlichen von Artikeln, sondern das Lesen und Verfolgen anderer Blogs und das Kommentieren von Beiträgen bei uns und anderen, wobei schon mal schnell abends auch 2 Stunden ins Land gehen können …
Denkst du, dass dein Blog dich einmal beruflich weiterbringen wird?
Laura: Wer weiß? Ich schließe nichts aus. Da ich mich in unserem Blog mit Ausstellungen und Künstlern befasse, und dies auch noch verstärkt vorhabe, besteht sicherlich die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen. Und diese sind immer wertvoll um auch beruflich weiter zu kommen.
Katja: Bei mir war es ja eher umgekehrt: Durch das berufliche Bloggen habe ich Lust bekommen auch privat zu bloggen und die technischen Hintergründe schon kennengelernt. Man kann schon sagen, dass wir das ernsthaft betreiben und uns genau überlegen, was wir in unserem Artikeln von uns geben und wie wir uns äußern. Wir stehen hinter unserem kleinen Blog und sind stolz darauf, dass wir ein paar regelmäßige Leser haben, mit denen wir uns hin und wieder angeregt mal mehr oder weniger konstruktiv austauschen.
Denkst du, dass du nach deinem Studium weiterbloggen wirst?
Laura: Definitiv. Gewissermaßen sind Bücher und Bilder mittlerweile so fest in meinem Leben verankert, nicht nur durchs Studium und Bloggen, sondern allgemein, dass ich sie nicht mehr wegdenken kann. Es wäre wie eine Amputation. Und da das Bloggen mir hilft, meine Eindrücke zu teilen, zu reflektieren, zu sortieren und letztlich auch zu bewahren, will ich das gern fortführen.
Katja: Da ich mein Studium vor einigen Jahren schon hinter mir gelassen habe und erst danach angefangen habe, erübrigt sich die Frage. Ich weiß nicht, wie lange ich Zeit und Muße habe, mich auf diese Weise in der digitalen Welt zu bewegen. Es wird sich zeigen. Jetzt macht es Spaß und bleibt spannend. In jedem Falle ist das Lesen selbst wichtiger als das Bloggen darüber – man könnte es so formulieren, dass wir bloggen, weil wir lesen und nicht lesen, weil wir bloggen.
Writeaboutsomething
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