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Von Frau gemacht: Literatur im Netz

Seit vielen Jahren unkt das Feuilleton, dass das Internet und eBooks der Tod der Buchkultur seien. Man liest nicht mehr, man „toucht“ nur noch und mehr als 140 Zeichen kann man nicht mehr verarbeiten. Dass es anders geht, beweisen die Blogs, die sich mit dem schönen Wort beschäftigen und im Internet ein Netz aus Literaturfreunden gebildet haben. Darunter tummeln sich auch einige Studentinnen, die rege über ihre aktuelle Lektüre berichten und sich Wortgefechte über die neueste deutsche Literatur liefern. Scheinbar ein Doppelleben, das sich gegenseitig befruchtet, denn immer studieren die Bloggerinnen auch Literatur. So kann man von den hier vier vorgestellten Studentenblogs nicht nur schöne Worte, sondern auch fundiertes Wissen erwarten. Wie Lisa und Svea ihre Lesefreundschaft über ihr „Tintenfässchen“ aufrecht erhalten, Ann-Christin sich im Schreiben übt, Deborah sich vom Wissenschaftsalltag erholt und Katja und Laura auch nach dem geisteswissenschaftlichen Studium ihre Leidenschaft weiterführen, kann man hier nachlesen.

Writeaboutsomething

Katja (Magister in germanistischer Literaturwissenschaft/Philosophie und Neuerer Geschichte, Uni Jena), 30, Laura (Promovendin in Kunstgeschichte, HU Berlin), 28, beide Berlin

„Rezensiert wird, was mich stark bewegt, ob negativ oder positiv“, stellt Laura fest. Vor einem Jahr gründeten die Freundinnen ihren Kulturblog als eine natürliche Folge ihrer Literaturbegeisterung. „Durch das Bloggen über literarische Texte führe ich ein wenig das weiter, was das geisteswissenschaftliche Studium ausgemacht hat, das intensive Eintauchen in die Literatur, das Beurteilen und Vergleichen“, erzählt Katja. Laura nimmt sich mindestens fünf Stunden pro Woche Zeit, um über ihre Leseerfahrungen zu berichten, andere Blogs zu verfolgen oder Beiträge zu kommentieren. Das sie nach ihrem Promotionsstudium weiterbloggen wird, steht für Laura außer Frage. Alles andere wäre „wie eine Amputation“.

Lieblingsschriftsteller:

Laura liest besonders gern Haruki Murakami, weil er in seinen Büchern reale und magische Elemente verknüpft und dadurch eine faszinierende eigene Welt schafft. Außerdem sieht man sie öfters mit David Foster Wallace und Christa Wolf. Katja schwärmt für Franz Kafka, Georg Trakl, Jonathan Franzen und Sibylle Berg.

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Sommerdiebe

Deborah, 24, Jena, Master „Literatur, Kunst, Kultur“

„Einmal Blogger, immer Blogger“, weiß Deborah. Mit 16 Jahren eröffnete sie ihren ersten Blog, es folgte einer über ihr Marburger Studentenleben, seit September 2011 postet sie regelmäßig auf ihrem Kulturblog „Sommerdiebe“. Dort erholt sie sich thematisch von ihrem Literaturstudium, das sie 2008 begann: „Mein Blog stellt auch einen kreativen Ausgleich zum doch eher theoretisch-nüchternen Wissenschaftsalltag dar“, resümiert sie. Über die Bücher die sie vorstellt, stolpert sie eher zufällig – in ihrem Lieblingsbuchladen oder als Empfehlungen von Freunden und Bekannten. Wenn ihre Begeisterung für ein Buch überschwappt, hat Deborah ihr Ziel erreicht: „Für mich gibt es nichts Schöneres, als wenn ein Buchtipp Anklang bei meinen Lesern findet und diese kurz darauf selbst zum empfohlenen Buch greifen.“ Da die Studentin gern im Bereich Kulturjournalismus arbeiten möchte, ist das Bloggen auch eine Art der Berufsvorbereitung, die Leidenschaft und Knowhow verbindet.

Lieblingsschriftsteller:

Zu ihren Lieblingsschriftstellern zählt sie Truman Capote, Sylvia Plath, Raymond Carver, Oscar Wilde, Max Frisch und Anton Tschechow. Ihre Werke beeindrucken sie sowohl sprachlich als auch thematisch, sodass sie sie immer wieder gerne zur Hand nimmt.

Sommerdiebe

Tintenfässchen

Lisa (Studium Deutsche Literatur und Geschichte, Konstanz), 23, Svea (Studium Deutsche Sprache und Literatur, Marburg), 22

Eine Herzensangelegenheit: Die beiden Studentinnen Lisa und Svea kommen beide aus Ostfriesland, wo sie sich früher über frisch gelesene Bücher austauschten. Dann trennte das Studium ihre Wege. Im Februar 2012 gründeten sie ihren Blog, um so die liebgewonnene Gewohnheit auch über die Distanz weiterführen zu können. Nun teilen sie ihre Leseleidenschaft mit anderen Literaturfreunden, geben Einblick in ihr virtuelles Bücherregal, mindestens jeden zweiten Tag wird ein Bild oder die wöchentlich erscheinende Montagsfrage gepostet. Was auf dem Blog und in der Hand landet, kann zufällig sein und ist genreübergreifend. Ob ein spannender Klappentext, ein neugierig machendes Cover oder die Empfehlung eines anderen Bloggers – Lisa und Svea sind offen für alles.

Lieblingsschriftsteller:

Besonders gern John Green, Jane Austen, Suzanne Collins und David Nicholls.

Tintenfässchen

Wortgalerie

Ann-Christin, 25, Literaturwissenschaft, Anglistik und Erziehungswissenschaft, Gießen

„Meine Lieblingsbücher möchte ich genießen und frei davon sein, Worte oder Urteile für mein Leseerlebnis zu finden“, antwortet die Literatur-Bloggerin auf die Frage nach ihrer Auswahlstrategie. Rezensiert wird also nicht alles, aber auch negative Leseerlebnisse – denn das schult das reflektierte Schreiben. Der Blog ist ihr Lesejournal, das sie mit anderen teilt – und eine Möglichkeit sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Ann-Christin studiert Literatur, und lebt Literatur, denn sie schreibt auch selbst, u.a. Kurzgeschichten. Ihren Blog, den sie im April 2012 ins Leben rief, ist ein Weg diese „unterschiedlichen Blickwinkel auf Literatur darzustellen“. Ihr Studium findet hin und wieder auch auf ihrem Blog statt, wenn sie Studieninhalte oder Dinge aus dem Studentenleben einbringt oder Seminare sie zu neuen Beiträgen inspirieren.

Lieblingsschriftsteller:

Haruki Murakami, weil er unvergessliche Geschichten schreibt. Judith Hermann, weil in ihren Kurzgeschichten so viel Traurigkeit und Melancholie zwischen den Zeilen stehen.

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