Skandinavien ist mehr als Bullerbü-Romantik
“Was macht man eigentlich mit einem Skandinavistik-Studium?”, die Frage haben die vier Freundinnen Steffi (29), Josephine (28), Jaana (30) und Natasha (27) unzählige Male gehört. Seit einem Jahr haben sie endlich eine Antwort parat: “Bloggen!”. Vor ziemlich genau zwölf Monaten haben sie in einer Hau-Ruck-Aktion ihr Blog Besser Nord als nie! ins Leben gerufen, in welchem sie sich mit verschiedenen Themen rund um die skandinavischen Länder beschäftigen, von Musik, Kultur, über Reisen und allen möglichen Veranstaltungen, bis hin zu Politik und aktuellen Debatten. Zwar sind sie alle große Astrid Lindgren Fans, wollen aber trotzdem zeigen, dass Skandinavien mehr zu bieten hat, als Bullerbü-Romantik … positiv wie negativ!
Am Anfang war der Wunsch nach Kreativität. Der Wunsch zu Schreiben. Und so schlug Steffi ihren Kommilitoninnen Jaana, Josephine und Natasha vor, gemeinsam ein Blog zu gründen. Die Vier kannten sich aus dem Skandinavistik Master an der Humboldt-Universität Berlin und somit lag auch das Thema auf der Hand: Skandinavien, mit all seinen schönen und nicht so schönen Seiten! Nicht ganz so leicht hingegen war die Wahl für einen passenden Namen für ihr Blog. Josephine erinnert sich noch gut: “Es war ein wirklich langer Prozess, bis wir uns auf einen Namen geeinigt hatten. Wir hatten viele, viele Vorschläge, aber sobald auch nur ein Veto mit dabei war, war der Vorschlag raus.” Irgendwann sind sie dann auf Besser Nord als nie! gekommen, was allen Vier sofort gefallen hat. Sie finden es gut, dass man sofort an das Sprichwort “Besser Spät als nie” denkt, sie hoffen, dass der Blog Name so leichter in Erinnerung bleibt.
Zwei Wochen hat es ungefähr gedauert, von der Idee bis zur Onlineschaltung. Seit zwölf Monaten füllen die Vier ihren Blog nun mit Leben und das ganz ohne Redaktionsplan. Und obwohl sie “frei nach Schnauze” bloggen, sehen die vier Freundinnen ihr Blog nicht als reines Hobby. Sie investieren viel Zeit in ihr gemeinsames Baby, lassen sich für Veranstaltungen akkreditieren, gucken skandinavische Filme, hören skandinavische Musik, führen Interviews, beschäftigen sich mit der skandinavischen Kultur, Politik, etc., um daraus möglichst spannende Beiträge für ihr Blog zu machen. Die thematische Vielfalt ist also recht groß, solange es irgendwas mit Skandinavien zu tun hat, ist es für die Bloggerinnen interessant. So hat Jaana beispielsweise im letzten Jahr einen Beitrag über die Berliner U-Bahn geschrieben, was auf dem ersten Blick wenig bis gar nichts mit Schweden, Norwegen und Co, zu tun hat. Auf den zweiten Blick dann aber doch, denn das U-Bahnnetz wurde zu großen Teilen von einem schwedischen Architekten geplant.
Skandinavien ist als liberal und aufgeschlossen bekannt, aber auch dort gibt es gesellschaftliche und politische Schattenseiten. Josephine hat sich schon in ihrer Masterarbeit mit dem Thema “Rechtspopulismus in Schweden” und dem Einzug der rechtspopulistischen Sverigedemokraterna ins schwedische Parlament 2010 beschäftigt. Das Thema lässt sie auch nach ihrer Masterarbeit und ihrem Abschluss nicht los und sie bringt deswegen im Blog immer wieder Beiträge zu diesem Thema, so wie Ende Juni 2014 über die Abgeordnete der Sverigedemokraterna Margareta Larsson, die Anstoß an einem abstrakten Kunstwerk nahm.
Im Schnitt investieren sie an die zwei Stunden pro Tag in ihr Blog. Was beeindruckend ist, vor allem, wenn man bedenkt, dass ein Großteil der Besser Nord als Nie- Bloggerinnen im letzten Jahr ihr Studium abgeschlossen und Jobs angefangen hat. Sich nach der Arbeit oder am Wochenende noch konzentriert an einen Blog zu setzen, erfordert nicht nur Leidenschaft fürs Thema, sondern auch eine Menge Disziplin.
Die harte Arbeit zahlt sich aber aus, bereits nach nur einem Jahr, lesen pro Tag im Schnitt 40 bis 50 Menschen ihre Beiträge. Und so ist es ihnen auch schon zweimal passiert, dass fremde Leute ihr Blog kannten. Die Traumvorstellung, dass das Blog sich irgendwann auch finanziell trägt, kommt also langsam immer näher.
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