Bloggen gegen die Kälte
Draußen ist es kalt, nass und grau. So mancher wünscht sich bei dem Wetter an einen Südseestrand. Anders die 23jährige Studentin Hannah, sie verbringt diesen Winter in Sibiren. Freiwillig. Und da die Nächte in Russland lang und kalt sein können, vertreibt sie die Langeweile und Kälte mit Bloggen. In ihrem Blog UntermGefrierpunkt erzählt sie lustige und spannende Geschichten aus ihrem Auslandsemester in Nowosibirsk. Dort trifft man auf die russische Antwort zur Klimaerwärmung, Tolstoi und Kakerlaken. Hannahs Blog bietet die perfekte Ablenkung vom nicht ganz so kalten, deutschen Winter und ist somit unser Blog des Monats Februar.
Eigentlich studiert Hannah in Berlin Slawistik, ein Auslandssemester in Russland war also fast obligatorisch. Und so haben sich auch viele ihre Kommilitonen für einen Aufenthalt in Moskau oder St. Petersburg entschieden. Da Hannah bereits in beiden Städten schon einmal war, in der Nähe von St. Petersburg sogar ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert hat, entschied sie sich dagegen, es ihren Mitstudenten gleichzutun. Sie wollte das riesige Russland noch von einer anderen Seite kennenlernen und dahin gehen, wohin früher viele Menschen ins Exil geschickt wurden: Sibirien.
Die Hauptstadt Sibiriens Nowosibirsk ist mit knapp 1,5 Mio. Einwohner alles andere als ein kleines Provinznest und nach Moskau und St. Petersburg die drittgrößte Stadt Russlands. Dennoch ist sie nicht wirklich ein Anziehungspunkt für Ausländer und Touristen. Worin Hannah bald nach ihrer Ankunft sowohl Vor-, als auch Nachteile entdeckte. So stieß sie am Anfang schnell an ihre sprachlichen Grenzen, obwohl sie russisch bereits seit einigen Jahren lernt. Ihre fehlenden Russischkenntnisse fielen dann in der Regl noch mit fehlenden Englisch- oder anderen Sprachkenntnissen bei ihren Mitmenschen zusammen. Was die Kommunikation nicht wirklich erleichterte. Andererseits ist sie aber auch an ihrer Uni, ihrem Wohnheim und im sonstigen Alltag immer der Exot, den alle kennenlernen wollen. Das Kontakteknüpfen lief also, trotz Sprachbarrieren, so ziemlich von selbst.
Hannah bloggt, um das Schreiben zu üben, um andere Studierende für Sibirien zu begeistern und auch ein bisschen um sich die Zeit zu vertreiben. Die Abende und Nächte im Wohnheim können nämlich ziemlich lang werden. Von 23Uhr abends bis 7Uhr morgens ist Sperrstunde, dann kommt man nur noch in Ausnahmefällen rein oder raus. Wer also nicht bis 7Uhr morgens das Nowosibirsker Nachtleben erkunden möchte, sollte sich rechtzeitig wieder im Wohnheim einfinden. Und so sitzt die 23jährige oft abends an ihrem Schreibtisch und schreibt aus und über ihr Leben in der Ferne. Nicht nur, um ihre Freunde und Familie in der Heimat auf dem Laufenden zu halten, sondern wie gesagt auch, um das Schreiben zu üben. Denn Hannah möchte nach ihrem Bachelor gerne Journalistin werden und getreu dem Motto: “Früh übt sich wer mal Meister wird!” feilt sie schon jetzt an der zukünftigen Karriere. Das Üben scheint sich auszuzahlen, denn man Hannahs Blog an lebt von viel Wortgefühl und oftmals auch Wortwitz.
Noch bis Ende Juni 2014 ist Hannah in Nowosibirk und so lange wird sie auch noch ihr Blog mit Leben füllen. Ob sie auch danach weiterhin bloggen wird, weiß sie jedoch noch nicht. Zwar macht es ihr ungemein Spaß alle zwei bis drei Wochen einen neuen Eintrag zu veröffentlichen, aber für sie ist ein Blog immer auch an einen Nutzen gebunden. Und ob ihr Berliner Studentenleben für andere ähnlich interessant ist, wie das Leben in Sibirien, wagt sie zu bezweifeln. Deshalb wird sie das Bloggerinnen-Dasein wohl Mitte des Jahres erst mal wieder an den Nagel hängen, aber bis dahin hat sich ihr Blog bestimmt in einen wunderbaren, digitalen Bildungsroman gewandelt.
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