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Zwischen Penthouse und Tiefgarage

Mišel Kokoruš

IMG_40146. Semester BA an der HafenCity Universität in Hamburg, Werkstudent & Praktikant bei Markgraf Bau

Ich wollte von Anfang an in den Wohnungsbau, weil der Bereich vielseitig ist. Man hat es immer wieder mit anderen Gebäudestrukturen zu tun. Beim Cinnamon Tower in der Hafencity, wo ich als Werkstudent mitarbeite, ist das außergewöhnliche Dach die Herausforderung: Es besteht aus acht einzelnen Dächern, die genau zusammenpassen müssen. Wir bauen zehn Luxuswohnungen auf 14 Etagen. Mein erstes Praktikum habe ich in einer kleinen Wohnungsbaufirma gemacht, wo ich das erste Mal von Anfang bis Ende miterlebt habe, wie ein Haus entsteht. Wir haben Einfamilienhäuser gebaut, ganz andere Objekte als hier. Diese Abwechslung gefällt mir.

Am Anfang war es sehr schwer, ein Praktikum zu finden. Es gibt nur wenig Stellen, weil viele Unternehmen keine Praktikanten nehmen. Auf zwölf Bewerbungen habe ich nur Absagen bekommen. Mein erstes Praktikum habe ich letztlich durch Beziehungen bekommen. Bei meiner jetzigen Stelle lief es ähnlich.

Aufgrund meiner Erfahrungen würde ich jedem abraten, sich nur schriftlich zu bewerben. Mein Tipp: Man sollte auf die Baustelle gehen, herausfinden, wer der Bauleiter ist und direkt auf ihn zugehen. Das zeigt Initiative und Neugier und bringt meiner Meinung nach mehr als schriftliche Bewerbungen. Die gehen oft im Papierstapel unter.

Als Werkstudent arbeite ich in den Semesterferien zwei bis drei Tage die Woche, den Rest der Zeit muss ich für Klausuren lernen. Während der Vorlesungszeit arbeite ich wöchentlich maximal 20 Stunden. Die Baustelle ist nur fünf Minuten von der Universität entfernt. Wenn ich in der Vorlesungszeit kurzfristig gebraucht werde, kann ich schnell rüberkommen. Das ist natürlich praktisch.

Zu meinen Aufgaben gehört es, Mengen zu ermitteln und Angebote für andere Gewerke zu schreiben. Außerdem prüfe ich Rechnungen, bevor wir sie in Zahlung geben. Insgesamt verbringe ich im Moment ungefähr 70 Prozent meiner Arbeitszeit am Schreibtisch, den Rest auf der Baustelle.

Dort prüfe ich zum Beispiel Leerrohre für Stromkabel. Wenn sie falsch liegen oder sogar fehlen, muss später alles wieder aufgerissen werden – und das kann teuer werden. Deshalb ist das eine ziemlich verantwortungsvolle Aufgabe. Zur Zeit gehe ich außerdem einmal die Woche das Gebäude ab und mache Fotos, um den Baufortschritt zu dokumentieren.

Meine Eltern sind einst aus Serbien nach Deutschland gekommen, ich bin hier geboren. Meine Muttersprache ist Serbokroatisch. Das hat mir bei der Arbeit schon geholfen, weil viele Bewehrer für den Rohbau aus Serbien oder Albanien kommen und ich mich besser mit ihnen verständigen kann.

Ich bin in meiner Familie der erste, der studiert. Meine Eltern sind stolz, dass ich das Studium so gut packe und den Job bekommen habe. Ich wohne noch bei ihnen, weil eine eigene Wohnung in Hamburg teuer ist. Dadurch komme ich mit meinem Gehalt gut über die Runden.

Obwohl es schwer war, eine Stelle zu finden, würde ich jedem dazu raten, ein Praktikum zu machen. Am besten gleich mehrere. Es ist schwer, nach dem Studium ohne praktische Erfahrung in den Beruf einzusteigen. Deshalb bin ich sehr froh, dass ich diesen Job gefunden habe.

Ich finde es wichtig, auf Leute zuzugehen und dazuzulernen. In der Hafencity gibt es genügend Gelegenheiten, weil es viele Baustellen gibt. Wenn ich ein Projekt spannend finde, gehe ich hin und frage, was da entsteht und wie sie vorgehen. Der Bau verändert sich ständig, es werden immer wieder neue Verfahren erfunden. Deshalb sollte man offen für Neues sein.

Konstantin Stammnitz

IMG_3922Trainee in der Bauleitung bei Franki Grundbau

Als ich mit meinem Studium anfing, wollte ich eigentlich in den Hochbau gehen. Mein erstes Praktikum habe ich deshalb im Bereich Wohnungsbau gemacht. Das war nicht schlecht. Ich wollte aber auch noch in andere Bereiche reinschnuppern, deshalb folgten Praktika im Rohrleitungs- und Tiefbau. Erst da habe ich gemerkt, dass ich diesen Bereich am interessantesten finde.

An der TU Braunschweig, wo ich studiert habe, waren Praktika freiwillig. Ich habe trotzdem versucht, so früh wie möglich so viel wie möglich auszuprobieren. Das würde ich auch jedem raten: Versuche im Grundstudium herauszufinden, was du willst, und vertiefe es im Hauptstudium.

Ich arbeite heute im Spezialtiefbau. Wir müssen Erkundungen durchführen und Bodenaufschlüsse machen und ziehen daraus Rückschlüsse, wie die Tragfähigkeit des Bodens ist. Und immer einen Plan B in der Hand haben, falls etwas nicht nach Plan läuft.

Hier in der Hafencity heben wir neben einem Fleet eine Baugrube für eine zweigeschossige Tiefgarage aus. Wir müssen die Baugrube unter anderem gegen Wassereinbruch sichern. Um die hohen Gebäudelasten abzutragen, haben wir 318 bis zu 23 Meter lange Pfähle in die Erde gebohrt. Das ist ein anspruchsvolles Bauprojekt. Die Bedingungen sind so speziell, dass wir besondere Kenntnisse und Geräte brauchen. Deshalb auch der Name Spezialtiefbau.

Ich bin 2013 direkt nach dem Studium als Trainee eingestiegen. Das Programm dauert 24 Monate, ich konnte jetzt auf 14 Monate verkürzen. Die Baustelle hier in der Hafencity ist meine dritte und letzte Station. Mein erstes Projekt war ein Erdgaskraftwerk in Düsseldorf, danach war ich auf einer Baustelle in Dänemark. Ich finde es klasse, so viel rumzukommen. Vor allem die Auslandsstation hat mir gefallen.

Als Trainee bin ich in der Bauleitung nie allein, sondern habe immer einen Vorgesetzten. Hier in der Hafencity bin ich zweiter Bauleiter. Das heißt auch, dass ich nicht die volle Verantwortung trage, wenn etwas schiefläuft. Ich bin froh, dass ich Zeit hatte, um mich an die Aufgaben und die Verantwortung zu gewöhnen. Wenn ich in Kürze mit dem Trainee-Programm fertig bin und als Bauleiter anfange, wird sich das ändern. Dann bin ich der Verantwortliche. Eine Herausforderung, für die ich mich jetzt gewappnet fühle.

Bauleiter sind die Kommunikationszentrale auf der Baustelle – wo nicht immer alles nach Plan läuft. Außerdem hat man es als Bauingenieur immer mit Parteien zu tun, die unterschiedliche wirtschaftliche Interessen haben. Klar kommt es da zu Konflikten, für die man Kompromisse finden muss. Deshalb waren meine Wahlkurse Personalführung und Konfliktmanagement sehr hilfreich. Die kann ich jedem nur empfehlen, auch wenn man nicht Bauleiter werden will.

Nach meinem Studium hatte ich drei Jobangebote. Für meinen jetzigen Arbeitgeber habe ich mich entschieden, weil er die Leistung größtenteils mit eigenem Personal und Maschinen erbringt. Daher sieht man seine Kollegen im Gegensatz zu vielen anderen Baufirmen auf anderen Baustellen wieder. Das ist mir wichtig.

Die Baustelle in der Hafencity birgt einerseits ihre Herausforderungen: Der Platz ist begrenzt, wir haben wenig Stellfläche und teilweise Probleme, alle LKWs unterzubringen. Andererseits ist die Hafencity das größte innerstädtische Stadtentwicklungsprojekt Europas – und ich habe daran mitgewirkt. Das ist sicherlich etwas, das man später seinen Kindern erzählt.

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