Diese Woche beginnt an vielen Hochschulen und Universitäten das Wintersemester. Tausende von neuen Studenten nehmen in diesen Tagen ihr Studium auf. Damit der Traum vom erfolgreichen und glücklichen Studium gelingt, spielen viele verschiedene Faktoren eine Rolle. Wie genau das gelingt, weiß Prof. Dr. Andrea Hüttmann. Seit 2006 lehrt sie an der accadis in Bad Homburg im Bereich Soft Skills/ Soziale Kompetenz und leitet seit 2007 den Fachbereich Communicational Skills und ist für Coachings und Beratungsangebote zuständig. Täglich berät sie Studenten, gibt ihnen Tipps für ein erfolgreiches Studium, spricht mit ihnen über ihre Sorgen und Nöte und hilft ihnen dabei im und mit dem Studium glücklich zu werden.
Frau Hüttmann, Sie sind an der Hochschule für Coachings und Beratungsangebote zuständig. Mit welchen Problemen kommen die Studierenden zu Ihnen?
Am häufigsten begegnet mir die Grundfrage: Welches (Berufs-)Leben ist das richtige für mich? Die Studierenden sind schließlich meistens in einer Orientierungsphase und wissen noch nicht genau, wo es hingehen soll – was durchaus normal und gut ist! Ein weiteres häufiges Problem ist die Selbstorganisation: Wie lerne ich effektiv und effizient? Wie bewältige ich meine Aufschieberitis? Und auch die innere Haltung ist ein häufiges Problem: Wir entlaste ich mich von dem Druck? Wie lerne ich, nein zu sagen? Viele wollen aber auch selbstbewusster auftreten, packender präsentieren, rhetorisch versierter in Gespräche gehen oder Konfliktsituationen besser lösen.
Welchen Rat geben Sie solchen Studenten?
Einen Rat im klassischen Sinne kann kein Coach geben, denn die Lösung kann nur der Studierende selbst entwickeln. Ich kann dafür nur den Prozess anstoßen, so dass der Coachee den Weg selbst entdeckt. Aufgrund meiner sehr großen Erfahrung und meines Wissensschatzes kann ich bei manchen Problemen aber versichern: „Wenn du an dieser oder jenen Schraube drehst, wird sich dein Problem verändern und schwächer werden.“ In der Sitzung finden wir dann gemeinsam heraus, an welcher Schraube der Coachee am effektivsten drehen kann. Aber daran drehen, das muss er oder sie dann selbst machen.
Welche Rolle spielen die tatsächlichen Leistungserwartungen an die Studierenden? Sind diese zu hoch bzw. zu unübersichtlich?
Vor allem an einer Privathochschule ist der Druck hoch: jung, schön und erfolgreich hat man vermeintlich zu sein. Da steigt im gegenseitigen Vergleich natürlich schnell der Leistungsdruck. Tatsächlich ist es aber kontraproduktiv, sich mit den anderen zu vergleichen. Erfolgreich im Studium zu sein, hat viel damit zu tun, seinen ganz eigenen Weg zu finden: zwischen entspannter Annäherung an die Materie und diszipliniertem Büffeln.
Welche Rolle spielen die eigenen Erwartungshaltungen der Studierenden? Stehen diese einem erfolgreichen Studium im Wege....
Erwartungen spielen eine sehr große Rolle: die eigenen und die der anderen. Ich sage den Coachees immer. „Du bist Dein eigener Maßstab.“ Man sollte immer seine eigenen Ziele verfolgen, nicht die von anderen. Um sie kennenzulernen und zu definieren, muss man sich allerdings Zeit nehmen.
Was meinen Sie, ist am wichtigsten für ein glückliches und erfolgreiches Studium?
Ich unterscheide da gerne zwischen einem erfolgreichen Studium und einem erfolgreichen Berufsleben. Denn dazwischen besteht nicht zwangsweise eine Korrelation. Für ein erfolgreiches Studium empfehle ich, in den Lernstoff richtig tief abzutauchen und nicht an der Oberfläche zu bleiben. Wer ein Thema tief durchdringt und sich ihm von allen Seiten nähert, der kann es auch in einer Prüfung wiedergeben und behält es danach noch im Kopf. Viele Studierende sind von der Schule her leider das eindimensionale Lernen gewöhnt: für gute Noten auswendig lernen, was im Heft steht.
Was viele überrascht: Für das spätere Berufsleben selbst zählen die Noten kaum mehr. Deshalb erkläre ich den Studierenden immer wieder: Fokussiere dich nicht auf die Noten, sondern arbeite an deiner Persönlichkeit! Dazu zählt, seine Soft Skills zu verbessern, effektiv und diszipliniert zu lernen, seine Kommunikations- und Kritikfähigkeit zu trainieren und vor allem, sich selbst so gut wie möglich kennenzulernen. Auch der Blick nach links und rechts ist hilfreich: Zeitung lesen, sich mit vielen Menschen austauschen, reisen, sich sozial engagieren, Praktika oder Studentenjobs machen – aus meiner Sicht bringt das viel mehr als immer nur den besten Noten hinterher zu jagen.
Anfang 2016 erscheint das Buch "Erfolgreich studieren mit Soft Skills - Die eigene Persönlichkeit wirkungsvoll stärken" von Andrea Hüttmann.
Prof. Dr. Andrea Hüttmann weiß, wie man ein Studium erfolgreich meistert.
