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Mein Campus ist mein Notebook

Alles steht auf „E“ – von E-Books bis E-Lecture. Da muss sich auch der pfiffigste Student einen Überblick über die Welt des E-Learnings verschaffen.

In den USA ist es bereits gängige Praxis, in Deutschland befindet es sich gerade in der Implementierungsphase: Blended Learning wird die zukünftige Form des Studierens sein. Gemeint ist damit eine Mixtur mediendidaktischer Konzepte für den privaten Heimcomputer, während der Student nur noch für Veranstaltungen zum Campus gebeten wird, wo tatsächliche Präsenz unumgänglich ist. Hochschulen verlagern ihre Vorlesungen ins Internet. Studenten treffen sich in virtuellen Klassenzimmern und arbeiten in Gruppen, unabhängig davon, wo sie sich befinden. Ebenfalls online werden sie von Tutoren betreut. Die räumliche und zeitliche Flexibilität von Studenten und Dozenten wächst. Lerninhalte werden mediendidaktisch effektiver und effizienter.

Nie zu spät und immer den besten Sitzplatz

Der Studierende muss nicht mehr in den Hörsaal kommen, mit der Gefahr sich zu verspäten. Die Vorlesung ist als Video im Internet verfügbar. Jederzeit abrufbar, kann der Student jetzt selbst bestimmen, wann und wo er sich auf den Lernstoff konzentrieren möchte. Anhalten oder zurückspulen waren früher nicht möglich. Auch muss der Lernende nicht befürchten, zum Beispiel bei Krankheit den Anschluss zu verlieren. Manch einer kann sich erst um Mitternacht richtig im Stoff auflösen, verschlingt dann aber drei Vorlesungen am Stück. Vielleicht arbeitet der Student nebenher oder hat Kinder. Dank Digitalisierung ist es möglich, seinen Lernrhythmus an seine Lebenssituation anzupassen.

E-Lectures

E-Lectures – also Online-Vorlesungen – sind noch kein Standardangebot deutscher Hochschulen. Wie die Zukunft aussehen könnte, zeigen Projekte wie Lecture2Go der Uni Hamburg oder Mobile Lectures der TU-Darmstadt. Eine große Auswahl nach Fachbereichen sortierter E-Lectures wird dort zugänglich. Wer im Angebot deutscher Hochschulen nicht fündig wird, kann sich zum Beispiel aus dem Datenpool webcast.berkeley der University of California ganze Vorlesungsreihen herausziehen.

Bestens verbunden

Für Telekonferenzen ist Skype wahrscheinlich immer noch die komfortabelste Lösung. Der kostenlose Audiochat ist besonders nützlich in Kombination mit weiteren Online-Diensten wie etwa twiddla.com, einem elektronischen Whiteboard. Mit wenigen Klicks erzeugt man ein frisches „Blatt“ und jeder Sitzungsteilnehmer kann mit der Maus auf dem Blatt zeichnen, was wiederum bei allen anderen in Echtzeit auf dem Schirm erscheint. Geht es darum ein Mehrautoren-Dokument zu fertigen, so sind kollaborative Schreibsysteme ein Segen. Der benutzerfreundliche Online-Editor typewith.me ist schnell gestartet. Jeder Teilnehmer erhält einen Cursor im Dokument und sieht augenblicklich, was ein anderer tippt. Mit etwas Absprache kommt so schnell das Beste aus vielen Köpfen zusammen. Für gegenseitige Terminabsprachen hat sich doodle.com, zum Dateiaustausch dropbox.com und wetransfer.com durchgesetzt.

Eine Bibliothek in der Tasche

E-Books haben einige Vorteile, die sich bezahlt machen. Das Dateiformat E-Pub bietet mehr Funktionen als die bekannte PDF-Datei. Neben dem dynamischen Textfeld, das sich je nach Vergrößerungsstufe und Displaymaßen immer optimal darstellt, und dokumenteninternen Links gibt es eine Volltextsuche, was gerade in Fachtexten vorteilhaft ist. Solche E-Books lassen sich auch mit Randnotizen und Lesezeichen versehen. Wegen des geringen Speicherplatzverbrauchs hat man mit dem richtigen E-Book-Reader eine ganze Bibliothek in der Tasche. Vorausgesetzt man hat hochwertige Bücher, bedeutet das: Zu jeder Zeit auf jede Frage eine qualifizierte Antwort zu bekommen. Die Informationsqualität spielt in einer ganz anderen Liga als die der üblichen Smartphone-Internet-Kombi.

E-Book-Reader sind leicht und dünn und haben eine enorme Akkulaufzeit. Dank des E-Ink-Displays ist das Lesen augenfreundlicher und weniger ermüdend als mit Tablet oder Laptop – es liest sich wie auf Papier. Es entfällt jedoch das Herumblättern, ein bedeutsames haptisches Merkmal beim Arbeiten mit gedruckten Büchern, was durch keine Simulation ersetzt werden kann. Bereits ab 150 Euro erhält man einen guten E-Book-Reader. Aktuelle Testberichte sind leicht im Netz zu finden. Natürlich lassen sich E-Books aber auch auf dem PC darstellen. Die Software Calibre stellt alle E-Book-Formate dar, bietet eine Konverter- und Bibliotheksfunktion. Auch Firefox bietet ein Add-on: den E-Pub-Reader. Beide sind kostenlos und plattformunabhängig.

Lehrbücher ohne Ende

Es gibt lizenzfreie und lizenzpflichtige Fachbücher. Die Bezugsquellen gehen dabei von Buchhandlungen über Online-Bibliotheken bis hin zu illegalen Tauschbörsen. Ebenso divergent ist auch die Dualität der Literatur. Hier trifft man alles, von katastrophalen Skripten über riesige Sammlungen von PDF-Dateien eingescannter Buchseiten zu einem Thema oder hervorragend aufgearbeiteten Digitalversionen von akademischen Standardwerken mit allen technischen Features. Am schnellsten ist der Weg über die großen Buchhandlungen amazon.de, ebook.de, lehmanns.de. Auch sollte die Literatursuche auf der universitätseigenen Bibliotheksseite genutzt werden. Viele Universitätsbibliotheken haben für wichtige Standardwerke Lizenzverträge ausgehandelt. Eine der größten Online-Bibliotheken – gutenberg.org – stellt ihr Angebot von über 40.000 urheberrechtsfreien „Retrodigitalisaten“ kostenfrei zur Verfügung. Aristoteles, Nietzsche und Kafka sind zeitlos und immer gut. Die neuesten Erkenntnisse der Quantenfeldtheorie sollte man jedoch hier nicht suchen.

Der Lernstoff kommt jetzt über das Internet und wird über das Internet bearbeitet. Technologisch ist Deutschland dafür gut ausgestattet. Die Fähigkeit, sich selbst zu motivieren, wird jetzt noch mehr gefordert als zuvor, sonst erliegt man vor lauter Selbstbestimmung ganz schnell der Bequemlichkeit. Jetzt, da die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit immer mehr gleiten, erfordert ein Studium noch mehr Eigenorganisation und Selbstdisziplin. Immer weniger ist es notwendig, persönlich auf dem Campus zu erscheinen. Der delokalisierte Student beherrscht den Umgang mit Medientechnologien und genießt die Freiheit, Arbeits- und Lernrhythmus auf seine individuelle Situation anzupassen.

Titelbild: fotolia/Candybox images

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