Ein Nebenjob, schnell und bequem von zu Hause aus. Große Worte, die einem das Internet verspricht. Zeit, es einmal selbst zu testen: Eine Woche, vier Jobs. Und ich bin tatsächlich reicher geworden – vor allem um die Erkenntnis, dass sich innerhalb kurzer Zeit nur mit Können wirklich etwas verdienen lässt.
Bequem sei es, einfach, schnell und seriös. Das Versprechen vom Geld verdienen im Internet ist wie auf mich zugeschnitten. Ich bin Student und Journalistenschüler. Da bleibt nicht viel Zeit. Aber wenn ich von zu Hause arbeite und mir meine Zeit selbst einteile, ist ein Nebenjob drin. Es ist Montag, meine Arbeitswoche kann beginnen. Sofort. Praktisch, dieses Internet.
Ich wühle mich durch die Angebote. Gegen Geld kann man im Internet offenbar alles machen: Pokern, ausrangierte Klamotten verkaufen, Werbung schreiben, Texte übersetzen, Blogs vermarkten, Computerspiele testen, Werbemails lesen, Firmen Namen geben, bei Facebook „gefällt mir“ drücken oder sich vor der Webcam ausziehen. Für die kommenden vier Tage verdonnere ich mir jeweils zu einer Aufgabe.
Aus alt macht Geld
Auf der Suche nach Dingen, die ich im Netz verscherbeln kann, knöpfe ich mir meinen Kleiderschrank, Regale und den Keller vor. Bei Mama auf dem Dachboden wäre sicher mehr zu holen gewesen als in einer Studentenbude. Aber immerhin: Ein Haufen Bücher, CDs, ein Mikrofon, Fahrradteile und ein Hemd stapeln sich jetzt auf meiner Couch.
Zwei Fahrradreifen und ein Mikrofon stelle ich bei Ebay ein. Das kostet mich Gebühren – jeweils 45 Cent. Deshalb biete ich beim Konkurrenten hood.de eine nagelneue Fahrradschaltung an – ohne Gebühren, dafür allerdings auch weniger potentiellen Käufern.
Kleiderkreisel.de ist in festen Frauenhänden. Nicht einmal fünf Prozent der Klamotten, die dort verkauft und verschenkt werden, sind für Männer. Das ändert sich nur, wenn auch Kerle wie ich etwas anbieten. Ich stelle das Hemd für 12 Euro ein. Alles umsonst, mit vielen Fotos und der Option stundenlang im Kreiderkreisel-Blog zu stöbern.
Doch ich will das schnelle Geld. Ich gehe auf medienkosmos.de, einer Seite die CDs und DVDs aufkaufen. Ich tippe die IBAN-Nummer meiner fünf Lieblings-CDs ein. Ich hänge wirklich an den Jazz-Klassikern aber habe nicht einmal mehr ein CD-Laufwerk. 2,96 Euro bekomme ich für sie. Ich könnte heulen. Und behalte sie.
Bei dem Vergleichsportal werzahltmehr.de gebe ich die Eckdaten gut erhaltener Bücher aus Abizeiten, dicker Uniwälzer, Wörterbücher und Romane ein. “Das poltische System der eruopäischen Union” (Orginal 24,90 Euro) werde ich für 5 Euro los. Für den Rest wird mir kaum etwas geboten – beispielsweise nur 10 Cent für mein Spanisch-Wörterbuch. Da hilft mir auch Amazon Trade-In nicht viel weiter. Sie blättern Studenten 20 Prozent mehr pro aufgekauftes Buch hin. Da müsste schon Großmutter sterben, dass es sich wirklich rechnet, stapelweise Bücherregale auszumisten.
Pro Klick kassieren
Heute werde ich mein Geld verdienen, indem ich mit der Maus Sachen anklicke. Ich fläze mich auf die Couch, um ein paar Umfragen zu beantwortet. Nach rund 28 Umfragen würde mich mich toluna.com auszahlen – nicht mit Geld, sondern mit Gutscheinen. Zum Beispiel für zwei Kinobesuche. Wohin ich gereist bin? Wo ich einkaufe? Wie viel Geld ich verdiene? Nach 35 Minuten habe ich die aktuellen Umfragen ausgeschöpft, wurde jedoch jedes Mal nach einigen Fragen herausgeworfen: Kontingent voll, nicht die Zielgruppe, heißt es. Aus dem Kinogutschein wird nichts. Bleibt nur die Hoffnung auf die Auslosung eines Smartphones, für das ich mich eingetragen habe.
„Bezahlte SocialMedia-Aktionen”, wirbt socialworld.de. Das richtet sich auch an Firmen, die Follower und Facebook-Fans ordern. Die soll ich liefern. Gegen etwas mehr als einen Cent pro Klick. Zum Beispiel für einen Kommentar unter Youtube-Videos, Retweets bei Twitter, Likes bei Amazon, Follower bei Google Plus, Abonnenten bei Soundcloud, Facebook-Freunde und das „gefällt mir“ der Firmenseite. Ich öffne die Rubrik, um mir meinen ersten Cent zu erklicken – leider ohne sehen zu können, was mir da soeben gefällt. Als ich dann in meiner Facebook-Timeline erfahre, dass ich mich soeben zum Fan von „Dermabiomedical“ erklärt habe, die sich auf “schmerzlose Haarentfernung” spezialisiert haben, werfe ich einen Blick in die AGB: Likes rückgängig machen und Fake-Accounts sind nicht erlaubt. Bevor ich mir mit hunderten eigenartigen Social-Media-Aktivitäten die fünf Euro der ersten Auszahlung erarbeite und meinen Ruf im Netz ruiniere, mache ich lieber Feierabend.
Sich selbst vermarkten
Als ich vor einigen Monaten meinen Blog aufgesetzt habe, wollte ich damit nicht reich werden. Ich wollte ein unabhängige Plattform zum Experimentieren. Aber warum nicht auch daran verdienen? Auf lousypennies.de wird mir erklärt, wie sich mit Journalismus im Netz Geld verdienen lässt. Zum Beispiel mit Flattr. Nach 20 Minuten Gefrickel in den Blog-Einstellungen lädt neben dem Facebook-Button ein weiterer zum Klicken ein. Gefällt einem Flattr-User einer meiner Texte, dann wird ein Teil von dem Geld, das er monatlich an Flattr zahlt, an mich abgezweigt.
Nur durch Spenden reich werden? Unwahrscheinlich. Ich möchte Werbung in meinen Blog schalten. WordAds unterstützt mein Bloganbieter. Allerdings werde ich erst einmal zum Warten aufgefordert: Bis zu einen Monat kann die Bewerbung dauern. Viel verdienen werde ich damit ohnehin nicht. Auf karrierebibel.de erklärt Jochen Mai, dass sich Werbung erst ab tausend Lesern am Tag wirklich lohnt. Bislang habe ich tausend im Monat.
Auch bei meinen Youtube-Videos, zu denen ich im Blog verlinke, kann man Werbung einspielen. Man muss nur den Kanal “monetarisieren”. Das geht mit ein paar Klicks. Auch hier werde ich erst einmal auf eine einwöchige Wartezeit vertröstet – bekomme dann aber doch noch am selben Tag ein Zusage. Seitdem wird vor jedem Video zehn Sekunden Werbung eingespielt. Wie viel Geld sich damit verdienen lässt, kann Youtube zwar nicht pauschal beantworten. Allerdings verdienen sich damit einige auch schon in Deutschland ihren Lebensunterhalt (siehe Kasten).
Kohle für’s Können
Offline verdienen die meisten ihr Geld mit dem, was sie besonders beherrschen. Warum nicht auch online? 12designer.com gibt es Geld fürs Gestalten, bei drwiki.com fürs Übersetzen und bei textbroker.de fürs Schreiben. Letzteres sollte ich doch etwas für mich sein.
Versandhäuser und Informationsplattformen stellen dort ein, was sie in Textform haben wollen: Produktbeschreibungen, Pressemeldungen und News. Autoren holen sich ihre Aufträge ab und tippen gegen Bares. Bevor ich einer von Ihnen werde, muss ich mich mit einem Probetext über meinen Lieblingsclub bewerben. Nach nur fünf Stunden bin ich zugelassen, leider allerdings als Anfänger mit nur zwei von fünf Sternen. Je besser die Bewertung, desto mehr Geld gibt es pro Text. Nur zwei Euro sind es für meinen ersten. Etwa 45 Minuten habe ich an den vier Absätzen gebastelt der Produktbeschreibung des „Ei 650 Rauchmelders“, den es im Sechserpack zu kaufen gibt. Es warten noch eine handvoll weiterer Rauchmelder darauf, beschrieben zu werden – ebenso Autos, Festplatten, Bremsen, Bastelmode, ein Fußballspiel und Partnerportale für über 50-Jährige. Mit etwas Geduld und Routine kommen vielleicht das Tempo und die bessere Einstufung, die mir einen akzeptablen Stundenlohn einspielen würden. Und so gilt im Internet die gleiche Regel, wie auch sonst: Nur wer etwas kann, kann damit auch kassieren.
8 Indizien für unseriöse Heimarbeit
1. Sie sollen für irgendetwas Vorkasse zahlen
2. Sie finden nur Jobversprechen – keine Jobbeschreibung.
3. Der Anbieter wirbt mit Prüfsiegeln, die es nur auf seiner Seite gibt.
4. Der Anbieter ist nur telefonisch und auch nur mobil erreichbar.
5. Das Impressum nennt keinen Ansprechpartner namentlich.
6. Eine vollständige Firmenbezeichnung und Adresse fehlt.
7. Der Verbraucherzentrale ist der Anbieter bereits einschlägig bekannt.
8. Es tauchen lobende Arbeitnehmer auf, die aber nicht nachprüfbar sind. Fakes eben.
(Quelle: karrierebibel.de)
Internet als Flohmarkt
Auktionshäuser:
Geld für Kleidung:
Geld für Elektronik und Medien:
Geld für Bücher, CDs und DVDs (Vergleichsportal):
Geld für Sammlerstücke:
Geld für Immobilien:
Geld für Selbstgemachtes:
Amazon-Aufkauf für Studenten:
Mit Klicks verdienen
An Umfragen teilnehmen:
In sozialen Netzwerken „Gefällt mir“ drücken, kommentieren und teilen:
Für Geld E-Mails lesen:
Die digitale Selbstvermarktung
Einführungen in die Vermarktung von Blogs und Homepages:
Werbung bei Youtube einpsielen:
Werbung auf der Homepage über Google AdSense:
Affilliate Marketing – Geld für’s Verlinken:
Flattr – Geld für’s Gefallen:
Pay-Wall – Geld dank Bezahlschranke:
Crowdsourcing-Plattform für Journalisten:
Expertise anbieten
Texte schreiben:
www.textbroker.de
www.content.de
Texte übersetzen:
www.drkiwi.com
Stockfotographie – Bilder verkaufen:
panthermedia.de
Design-Plattformen:
www.12designer.com
Plattform für Klein-Aufträge:
www.clickworker.com
www.crowdguru.de
www.crowdguru.de
Handwerkliche Jobs anbieten:
www.my-hammer.de
Namen und Slogans für Firmen und Kampagnen entwerfen:
www.namion.de
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