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Freie Software; Weil’s niemandem gehört, kann sich auch keiner beschweren

Der Heimcomputer – Schlachtfeld der Software-Konzerne

Ein großes Interesse der kommerziellen Software-Anbieter liegt darin, den Nutzer an sich zu binden. Ihre Software wird als proprietär, also Eigentum der Firma, vertrieben – der Nutzer kauft sich lediglich eine Lizenz zu deren Verwendung. Zum urheberrechtlichen Schutz der Software sind Patente eingerichtet und der Programmcode wird geheim gehalten (Closed Source). Viel Arbeit wird in die erfolgreiche Positionierung gegenüber Mitbewerbern und Konkurrenten investriert, um sich die Marktanteile für den eigenen Software-Konzern zu sichern. Ein berühmtes Beispiel ist der „Browserkrieg“ (zwischen 1995 und 1998), bei dem Microsoft es durch die Kopplung des Internet Explorers an die Windows-Installation schaffte, den Marktanteil des eigenen Browsers schließlich auf über 95 Prozent (2003) zu steigern. Um nicht vollständig vom Markt verdrängt zu werden, sah sich Microdoft-Konkurrent und dahmaliger Marktführer Netscape 1998 gezwungen, seinen Browser kostenlos abzugeben und den Quelltext als Open Source bereitzustellen. Damit wurde schließlich der Grundstein für das Mozilla-Projekt gelegt. Dadurch, dass der Code bei proprietärer Software geheim ist, besteht die Gefahr, dass Anwendungen Hintergrunddienste starten und beispielsweise Nutzerdaten unbemerkt sammeln und versenden.

Freie Software – Wem gehört das eigentlich?

Als „frei“ wird Software bezeichnet, die unter GPL (General Public License) steht. Das bedeutet: Der Programmcode ist öffentliches Gut und niemand kann sich als dessen Eigentümer bezeichnen. Freie Software wird von einer weltweiten Entwicklergemeinschaft gepflegt und weiterentwickelt. Jeder kann sich den Code beschaffen, ihn einsehen und verändern. Mittlerweile haben Freie Programme, wie LibreOffice (ehem. OpenOffice) die Leistung und den Komfort ihrer proprietären Äquivalente erreicht. Mit dem Unterschied, dass freie Software transparent und kostenlos ist. Codes, die dem Nutzer schaden, können sich hier nicht verstecken. Zudem fließt auf dem Markt für freie Software wenig Geld. So setzen sich Programme aufgrund ihrer Qualität durch, nicht wegen aufwändiger Marketing-Kampagnen. Von vielen ihrer Nutzer wird freie Software auch als Beitrag zur Demokratisierung der Welt gesehen.

Linux Ubuntu – Ein Betriebssystem auf Basis Freier Software

2004 verschrieb sich das südafrikanische Unternehmen „Canonical“ der Aufgabe, eine freie und kostenlose Linux-Distribution zu entwickeln, die an Gewohnheiten eines Windows-Users angepasst ist. In Funktion, Support und Bedienung sollte sie den Kommerziellen in nichts nachstehen, in Sachen Sicherheit und Stabilität ihnen sogar vorrausgehen. Herauskam Linux-Ubuntu. Es lässt sich im Live-Modus ohne Installation direkt von einem USB-Stick starten. So kann der User sorglos einen ersten Blick in das System werfen. Eine Parallelinstallation zum bestehenden System ist kinderleicht. Der Ubuntu-Desktop „Unity“ genügt optisch höchsten Ansprüchen und ist intuitiv bedienbar. Anwendungen werden über das „Software-Center“, das einem App-Store gleicht, installiert und entfernt. Fast alle darin enthalten Anwendungen sind frei, kostenlos und von Canonical geprüft. Die gebräuchlichsten Anwendungen sind bereits vorinstalliert.

Voll ausgestattet, voll kompatibel & für jeden verfügbar

LibreOffice und MS-Office sind im Funktionsumfang gleichwertig. Oberfläche und Bedienung sind fast identisch und Inkompatibilitäten bezüglich fremder Dateiformate gibt es selten. Dazu sind PDF-Betrachter, Bildeditoren, Scan- und Drucksoftware, Firefox und Thunderbird mit in petto. Chrome, Skype und Dropbox sind zwar nicht frei, lassen sich aber mit einem Klick auch installieren. Dazu hält Ubuntu freie Media-Anwendungen bereit, die nahezu jedes Datei-Format abspielen. Mit Rhythm-box kann die Musiksammlung verwaltet und abgespielt werden. Es ist von iTunes inspiriert, aber in seiner Funktion nicht annähernd so eingeschränkt. Dem Windows-Media-Player angelehnt ist der Totem-Player. Alle Standard-Applikationen für Kommunikation, Internet, Office und Unterhaltung werden von Ubuntu vollständig mit freier Software abgedeckt. Gleiches gilt auch für speziellere Software wie Datenplotter, Software-Editoren, Videoschnitt- und CAD-Programme. Die meisten Peripheriegeräte (Drucker, Scanner, Webcam) sind via Plug-And-Play betriebsbereit. Neben den großen Upgrades gibt es kleinere Updates. Darin sind Fehlerkorrekturen und Optimierungen enthalten. Außerdem werden dabei potenzielle Sicherheitslücken geschlossen. Die aktuelle Version lässt sich über die Homepage ubuntu.com herunterladen. Da im Studienalltag ein zuverlässig arbeitendes System notwendig ist, sei hier die Version 12.04 LTS empfohlen – auch wenn es bereits eine neuere Versionen gibt. Für Fragen stehen zwei große deutschsprachige Hilfsportale bereit. Das Ubuntu Wiki (wiki.ubuntuusers.de) beantwortet allgemeine Fragen, wobei dem Einsteiger eine äußerst hilfsbereite Community auch für Spezielleres zur Seite steht (forum.ubuntuusers.de).

– Aus Sicherheitsgründen und Kosteneinsparung will die französische Gendarmerie bis 2014 ihre 70.000 Windows-PC auf Ubuntu umstellen. Das französische Landwirtschaftsministerium wird weitere 15.000 Rechner auf Ubuntu umstellen.
– Die Münchener Stadtverwaltung hat das Budget für die Windows-Lizenzen in die Entwicklung eines maßgeschneiderten Linux-Systems investiert. 12.000 Rechner wurden auf das freie „LiMux“ umgestellt.
– Das mazedonische Ministerium für Bildung stattete mit dem Programm „Computer for every Child“ seine Schulen mit 160.000 Arbeitsplätzen für Computer gestütztes Lernen mit Ubuntu aus.
– Mit weltweit 25 Millionen Nutzern, wird Ubuntu auch für die Spiele-Industrie interessant. Über Steam sind bereits Counter-Strike, Half-Life 2 oder Team Fortress 2 auf Ubuntu spielbar.

Titelbild: Illustration von Sabine Redlich

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