Herr Prof. Dr. Herzberg, was tun gegen Weihnachtsstress?
Liebe Studierende,
Sie stecken noch mitten in den Anstrengungen des neuen Semesters und freuen sich vielleicht schon auf die freien Tage zu Weihnachten. So groß die Freude auf die willkommene Auszeit auch sein mag: Damit die Weihnachtstage tatsächlich auch die Gelegenheit zur Freude und Entspannung geben, sollten einige Dinge beachtet werden. Denn Weihnachten ist ein klassischer Kumulationspunkt. Unterschiedliche Wünsche und Vorstellungen prallen hier aufeinander, zusammen mit den eigenen Erwartungen an das Fest und denen, die von anderen an uns herangetragen werden, entwickelt sich eine mitunter explosive Gemengelage, die sich oft ausgerechnet an den Feiertagen entlädt.
Fährt man Weihnachten nach Hause zu den Eltern? Feiert man mit Freundin oder Freund? Oder versucht man doch, niemanden zu enttäuschen und alles unter einen Hut zu kriegen? Gerade in Patch-Work- oder weitverzweigten Familien entstehen oft Diskussionen darüber, wer wann wo und mit wem feiert. Egal wie man es einrichtet, alle Wünsche wird man nicht berücksichtigen können, oft bleiben die eigenen auf der Strecke (um des lieben Friedens willen).
Deshalb ist es wichtig, innezuhalten und zu erfassen, welche Zwänge auf uns wirken. Wer Vorbereitungen für das Fest nach strengem Plan abarbeitet, läuft Gefahr, sich unnötigem Druck auszusetzen. Es ist besser, ein Grundgerüst zu planen, in dem man spontan und flexibel agieren kann. Dabei sollte einen die innere Stimme leiten, auch wenn das bedeutet, Erwartungen anderer nicht zu erfüllen. Wer es wagt, Traditionen zu brechen und etwas Neues auszuprobieren, erlebt dadurch oft etwas Einzigartiges. Sei es, indem die Weihnachtsfeier im Kreise der Familie gegen ein Essen mit Freunden oder gegen einen Kurzurlaub eingetauscht wird, oder statt eines perfekten Dinners ein Buffet auf die Gäste wartet. Manchmal reicht es, eine Kleinigkeit zu ändern.
Das gilt auch für die Lösung der wiederkehrenden Familienzwiste. Man sollte sich die Zeit nehmen, vor dem Fest die neuralgischen Punkte aus der Vogelperspektive zu betrachten. Fragen Sie sich, welche Streitigkeiten jedes Jahr aufs Neue auftreten und wie diese zu vermeiden wären.
Tipps für harmonischere Festtage:
• Weniger ist mehr. Je geringer die Erwartungen, desto niedriger ist das Fallpotential.
• Planen Sie spontan. Grob festlegen sollten Sie nur, was Sie unbedingt erledigen wollen.
• Es spricht nichts dagegen, das Weihnachtsessen in ein Restaurant zu verlegen, damit der Gastgeber entlastet wird. Es bringt mitunter wieder Schwung und gute Stimmung in das Weihnachtsfest, wenn der gewohnte Ablauf einmal durchbrochen wird.
• Raus in die Natur. Spazierengehen im Wald, auf dem Berg und im Schnee tut gut und entspannt.
• Trauen Sie sich, mit Traditionen zu brechen. Nur weil Sie Heiligabend schon immer zum Familientreffen gefahren sind, müssen Sie es nicht weiterhin tun.
• Suchen Sie Teillösungen. Bei Familienfeiern stoßen unterschiedliche Interessen aufeinander. Die einen möchten aktiv sein, die anderen plaudern und dritte in die Kirche gehen. Man muss nicht alles zusammen machen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ganz altmodisch besinnliche Weihnachtsfeiertage und erinnere daran, dass die Tage vor Weihnachten auch die stillen Tage genannt werden.
Ihr Prof. Dr. Herzberg
Philipp Y. Herzberg ist Professor für Persönlichkeitspsychologie und Psychologische Diagnostik an der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg.
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