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Studieren in der Ukraine

„Das Schwarze Quadrat“ von Kasimir Malewitsch wurde neulich zum beliebtesten Profilbild vieler Ukrainer in den sozialen Netzwerken. Große Kunstkenner sind darunter wenige – der Grund für diesen Blackout waren mehrere aufstandsbedingte Todesfälle und damit auch der befürchtete Zusammenbruch der Demokratie in der Ukraine. Soziale Netzwerke sind zur Heimat der Protestbewegung geworden: es wird ausgiebig gepostet und getwittert, was gerade passiert ist, passiert und zu passieren hat.

Während Regierungsgebäude besetzt, Barrikaden errichtet und Menschen verletzt werden, bleibt die jetzige Regierung in großen Teilen des Landes beliebt. UNIGLOBALE hat ukrainische Studenten gefragt, was ihr Leben ausmacht, wie sie zu den Ereignissen auf dem „Jewromajdan“ („Europlatz“) stehen und wie sie die Zukunft der Ukraine sehen.

Valentyna Bilokrynytska, 19

UNIGLOBALE: Was studierst du? Warum hast du dich für dieses Fach entschieden?

Ich studiere Übersetzungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Deutsch und Englisch. Ich hab zuerst ein Politologiestudium angefangen, aber dann abgebrochen. Ich mag Fremdsprachen, und will in meinem Studium einen deutlichen praktischen Bezug sehen.

UNIGLOBALE: Wozu brauchst du Deutsch?

Ich hoffe, dass ich es nach dem Studium beruflich brauche. Habe mich für Deutsch entschieden, weil das eine nachgefragte Sprache in der Arbeitswelt ist. Vor 5 Jahren habe ich ein Stipendium für einen Sprachkurs in Deutschland vom Goethe-Institut bekommen. Da habe ich mich in die Sprache einfach verliebt. Zu einem Studium in Deutschland würde ich auch nicht nein sagen. Ich habe bisher nur wenig mündliche Kommunikation geübt, deshalb fällt mir das Sprechen ein wenig schwer.

UNIGLOBALE: Wovon träumst du für die nächsten 5, 15, 30 Jahre? Hast du dir was für 2014 vorgenommen?

Der erste Schritt wäre erst mal mit dem Studium fertig zu werden und einen Job möglichst weit vom akademischen Bereich zu finden. Im Moment frustrieren mich die Tonnen von nutzlosem Papier auf meinem Arbeitstisch und die Überfülle an nutzlosen Fächern in meinem Studienplan.

UNIGLOBALE: Nenn 3 Wörter, die das Leben ukrainischer für ausländische Studenten anschaulich machen

Mir fällt gleich „hungrige schlaflose Nächte“ ein :) Für diejenigen, die sich wegen dem Studium eh keinen Kopf machen, passt eher „chillen und rumhängen“. Ja, und das Studentenleben bei uns ist relativ billig.

UNIGLOBALE: Was meinst du zu den Ereignissen auf dem „Euromajdan“? Wie siehst du die Zukunft der Ukraine im Kontext der internationalen Zusammenarbeit?

Ich bin für die Zusammenarbeit mit der Europäischen Union, die Zeiten der UdSSR sind längst vorbei. Trotzdem verfolge ich die Euromajdan-Geschehnisse immer weniger. Die Politiker machen da mit nur in der Hoffnung einen besseren Platz auf dem politischen Gebiet zu ergattern. Und einfache Menschen, die aus Überzeugung hingehen, dienen für sie als günstiges „Kanonenfutter“.

Oksana Pavliuk, 24

UNIGLOBALE: Was studierst du? Warum hast du dich für dieses Fach entschieden?

Zur Zeit studiere ich im dritten Semester Betriebswirtschaftslehre BA und Kulturwirtschaft BA an der Universität Passau. Vor meinem Studium in Deutschland habe ich Übersetzen und Dolmetschen an der Kiewer Nationalen Taras-Schewtschenko-Universität in der Ukraine studiert. Schon während meines ersten Studiums wusste ich, dass ich noch Wirtschaft studieren möchte. Ich will Übersetzen und Dolmetschen auf keinen Fall unterschätzen, ich weiß ganz genau, wie hart dieser Job ist, aber Wirtschaft hat mich immer interessiert, vielleicht auch aus pragmatischen Gründen.

UNIGLOBALE: Ist dein Studium bzw. das Studentenleben in Deutschland jetzt viel unterschiedlich von dem in der Ukraine?

Mein Studium in Passau unterscheidet sich enorm von dem in Kiew. Erstens unterscheiden sich BWL und Sprachwissenschaften grundsätzlich. Zweitens ist das Studium in Deutschland ganz anders aufgebaut. In der Ukraine ist der Stundenplan vorgegeben und man geht jeden Tag in die Uni, wie in die Schule und Anwesenheit ist immer Pflicht. Dieses System finde ich für die Ukraine auch angemessen, denn man beginnt sein Studium etwa mit 16-17 und noch nicht so reif und selbständig ist, wie ein durchschnittlicher deutscher Abiturient. Daher wird die Entscheidung über die Studienwahl öfter von den Eltern getroffen, als von dem Studierenden selbst. Bei mir war das genau der Fall, denn mit 16 konnte ich mir gar nicht vorstellen, was ich in meinem Leben machen will. So genau weiß ich es aber immer noch nicht.

UNIGLOBALE: Wovon träumst du für die nächsten 5, 15, 30 Jahre? Hast du dir was für 2014 vorgenommen?

Ich versuche so weit nicht zu denken, weil das Leben meine Pläne bis jetzt immer so stark korrigiert hat, dass ich mittlerweile nur mehr oder weniger kurzfristige Ziele setze und versuche mein Bestes zu tun, um sie zu erreichen.

UNIGLOBALE: Nenn 3 Wörter, die das Leben ukrainischer für ausländische Studenten anschaulich machen

Ich würde das studentische Leben in der Ukraine für einen deutschen Austauschstudent so beschreiben: in der Uni „chillig“, mit den Behörden „stressig“ und „ganz viel Spaß“, wenn man coole Leute kennenlernt (wie es eigentlich überall ist)

UNIGLOBALE: Was meinst du zu den Ereignissen auf dem „Euromajdan“? Wie siehst du die Zukunft der Ukraine im Kontext der internationalen Zusammenarbeit?

Ich bin sehr stolz auf mein Volk. Aber das Verhalten der ukrainischen Politiker, sowohl in der Regierung, als auch in der Opposition, finde ich empörend. Ich will hoffen, dass Majdan die Ukraine auf den guten Weg bringt. Natürlich ist die Ukraine aus historischen Gründen sehr an Russland gebunden, aber Europa hat der Ukraine viel zu bieten. Aus der wirtschaftlichen und politischen Sicht ist die Frage der Eurointegration selbstverständlich sehr komplex, aber ich sehe im ganzen Europa viele wichtige Werte, die europäische Länder und Kulturen verbinden und diese Werte wünsche ich meinem Land auch. Es kann vielleicht am Anfang schmerzhaft sein, aber es gibt Beispiele wie Polen, wo es gut funktioniert hat. Nach Europa ohne Visum zu reisen wäre auch nicht schlecht :)

Ekaterina Tatarenko, 21

UNIGLOBALE: Was studierst du? Warum hast du dich für dieses Fach entschieden?

Ich studiere Übersetzungswissenschaften mit dem Schwerpunkt Englisch und Deutsch am Militärinstitut der Kiewer Nationalen Taras-Schewtschenko-Universität. Ich mag Fremdsprachen, Reisen, Kulturen verschiedener Länder und neue Menschen kennenlernen.

UNIGLOBALE: Wozu brauchst du Deutsch? Würdest du gerne mal nach Deutschland fahren?

Bisher war ich noch nie in Deutschland, aber ich interessiere mich sehr für dieses Land. Faszinierend finde ich vor allem, wie unterschiedlich alle Städte in Deutschland sind. Deshalb habe ich mich für Deutsch als Studienfach entschieden und würde sehr gerne irgendwann mal nach Deutschland fahren.

UNIGLOBALE: Wovon träumst du für die nächsten 5, 15, 30 Jahre? Hast du dir was für 2014 vorgenommen?

Ganz oben in der To-Do-Liste 2014 steht fleißiges Studieren. Was die Zukunftspläne angeht, will ich unbedingt noch paar Fremdsprachen lernen, Deutschland (vor allem die großen bekannten Städte) und andere Länder besuchen, einen Job in meinem Beruf finden.

UNIGLOBALE: Nenn 3 Wörter, die das Leben ukrainischer für ausländische Studenten anschaulich machen

Ganz kurz gefasst: „Langweilig ist’s nie!“

UNIGLOBALE: Was meinst du zu den Ereignissen auf dem „Euromajdan“? Wie siehst du die Zukunft der Ukraine im Kontext der internationalen Zusammenarbeit?

Ich interessiere mich für Politik überhaupt nicht.

Alina Onoprienko, 21

UNIGLOBALE: Was studierst du? Warum hast du dich für dieses Fach entschieden?

Ich studiere Übersetzungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Deutsch. Entschieden hab ich mich dafür, weil ich mich schon immer für Literatur interessiert und gewollt hab, irgendeinen kreativen Beruf zu erlernen.

UNIGLOBALE: Wozu brauchst du Deutsch? Würdest du gerne mal nach Deutschland fahren?

Dass ich mich für Deutsch entschieden habe, ist ein glücklicher Zufall gewesen. Ich hatte es als Schulfach, und in der letzten Schulklasse stand es für mich schon fest, dass ich es zum Beruf machen will. Deutsch ist eine sehr schöne und melodische Sprache, obwohl viele einer anderen Meinung sind. Ich war bisher noch nie in einem deutschsprachigen Land, aber ich träume davon, in Deutschland oder Österreich zu studieren.

UNIGLOBALE: Wovon träumst du für die nächsten 5, 15, 30 Jahre? Hast du dir was für 2014 vorgenommen?

Ich plane nichts 30 Jahre im Voraus, aber ich habe eine genaue Vorstellung, was ich in den nächsten 5 Jahren mache. Ich hab vor einen Master zu machen und mich nachher um ein Stipendium für ein Auslandsstudium zu bewerben, danach einen Job als Belletristikübersetzer zu finden. Außerdem, würde ich gerne möglichst viel reisen, am liebsten in die exotischen Ecken unseres Planeten.

UNIGLOBALE: Nenn 3 Wörter, die das Leben ukrainischer für ausländische Studenten anschaulich machen

„Geb nie auf!“. Das wäre wohl ein passendes Motto sowohl für ausländische Studenten in der Ukraine, als auch ukrainische Studenten selbst.

UNIGLOBALE: Was meinst du zu den Ereignissen auf dem „Euromajdan“? Wie siehst du die Zukunft der Ukraine im Kontext der internationalen Zusammenarbeit?

Das Geschehen auf den Euromajdan zeugt davon, dass wir Ukrainer eine Nation ein Staat sind. Das ist der Ausdruck der Unzufriedenheit des Volkes, das die Eigenmacht der Politiker satt hat. Dass auf dem Euromajdan Studenten zusammengeschlagen wurden, war für mich wie ein Faustschlag. Ich habe mich ein paar schlaflose Nächte mit dem Gedanken rumgequält, wieso ich mich in meinem eigenen Land unsicher fühlen muss. Ich gehe fast jeden Tag auf den Majdan und kann versichern, dass die Protestierenden echte Patrioten ihres Staates sind. Die Zollunion mit Russland bedeutet die Rückkehr zum Totalitärregime. Der Beitritt der Ukraine der EU bedeutet ja nicht gleich ein Ticket ins Paradies. Unsere Wirtschaft braucht Zeit, um sich zu stabilisieren und an die westeuropäische Voraussetzungen anzupassen.

Natalia Pusovit, 26

UNIGLOBALE: Was studierst du? Warum hast du dich für dieses Fach entschieden?

Ich studiere Kulturmanagement in einem Master in Deutschland. Ich interessiere mich für Projektmanagement und die Tätigkeit Internationaler Kulturorganisationen.

UNIGLOBALE: Wozu brauchst du Deutsch? Würdest du gerne mal nach Deutschland fahren?

Ich hatte kein spezielles Interesse an Deutschland, interessieren tue ich mich für ganz viele Länder. Vor meinem Masterstudium hier habe ich 2 Jahre in Deutschland verbracht: 1 Jahr – im Rahmen des Au-Pair-Programms und 1 Jahr für ein Praktikum in Potsdam. Außer der Ukraine habe ich noch in Schweden und Polen studiert, deshalb kann ich das Studentenleben in mehr als 2 Ländern vergleichen.

UNIGLOBALE: Wovon träumst du für die nächsten 5, 15, 30 Jahre? Hast du dir was für 2014 vorgenommen?

Ich hab kein bestimmtes Vorhaben für 2014. Was die Pläne für die ferne Zukunft angeht, will ich die ukrainische Kultur weltweit popularisieren.

UNIGLOBALE: Nenn 3 Wörter, die das Leben ukrainischer für ausländische Studenten anschaulich machen

Prüfungen, Notizencheck durch die Professoren (manche Profs schauen gerne, ob die Studenten mitschreiben – total sinnlos), Studentenwohnheimpartys

UNIGLOBALE: Was meinst du zu den Ereignissen auf dem „Euromajdan“? Wie siehst du die Zukunft der Ukraine im Kontext der internationalen Zusammenarbeit?

UNIGLOBALE: Ich stehe zum Euromajdan, nehme teil an der Organisation und Durchführung von Aktionen zur Unterstützung von Euromajdan hier in Deutschland. Meine ganze Familie ist in der Ukraine. Sogar Abkommen für Zusammenarbeit mit der EU (ich spreche jetzt gar nicht von dem Beitritt der Ukraine der EU) würden zu der Demokratisierung der ukrainischen Gesellschaft sehr beitragen. Russland braucht selbst Hilfe, deshalb muss sich die Ukraine von Russland nicht beeinflussen lassen.

Michail Scharawara, 20

UNIGLOBALE: Was studierst du? Warum hast du dich für dieses Fach entschieden?

Ich studiere Übersetzungswissenschaften mit dem Schwerpunkt Englisch und Deutsch. Ich mag deutsche Kultur und Traditionen.

UNIGLOBALE: Wozu brauchst du Deutsch? Würdest du gerne mal nach Deutschland fahren?

Ich bin sicher, dass ich Deutsch in der Zukunft brauchen werde. Und ich mag es einfach sehr. Ich war zweimal in Deutschland (in Dresden und Hamburg). Würde gerne nach meinem Studium hier einige Zeit in Deutschland arbeiten oder weiter studieren, um meine Deutschkenntnisse zu verbessern. Und dann wünsche ich mir einen Job in einem deutschen Unternehmen in der Ukraine.

UNIGLOBALE: Wovon träumst du für die nächsten 5, 15, 30 Jahre? Hast du dir was für 2014 vorgenommen?

Für die Zukunft wünsche ich mir einen guten Job in meinem Beruf und ein sicheres Gehalt. Viellecht eine Familie gründen. Für 2014 habe ich keine besonderen Pläne. Ich hab vor, einfach weiter zu studieren, eventuell eine dritte Fremdsprache lernen.

UNIGLOBALE: Nenn 3 Wörter, die das Leben ukrainischer für ausländische Studenten anschaulich machen

Lustig, spannend, geil

UNIGLOBALE: Was meinst du zu den Ereignissen auf dem „Euromajdan“? Wie siehst du die Zukunft der Ukraine im Kontext der internationalen Zusammenarbeit?

Ich interessiere mich überhaupt nicht für Politik, und halte mich aus verschiedenen Streikthemen raus, aber ich meine, dass die Ukraine ein unabhängiger Staat ist und dass wir unser Bestes tun müssen, um gute Beziehungen, sowohl zu Russland als auch zu der Europäischen Union zu pflegen. Die Ukraine muss nicht eine bestimmte Seite wählen, sonst gerät sie in Abhängigkeit. Und ich bin als Patriot meines Landes sehr dagegen.

Andrij Ostapjuk, 22

UNIGLOBALE: Was studierst du? Warum hast du dich für dieses Fach entschieden?

Ich studiere Militärübersetzen. Reizend finde ich die Möglichkeit, in Gefahrenzonen zu dienen

UNIGLOBALE: Wozu brauchst du Deutsch? Würdest du gerne mal nach Deutschland fahren?

Ich hab’s mir nicht ausgesucht, sondern zugewiesen bekommen. Aber gefällt mir ganz gut. Deutsch ist eine verbreitete Sprache, also, die Chance ist höher, dass ich die Sparache beruflich brauche. Ich war bisher einmal in Deutschland im Rahmen meines Studiums. Wenn sich die Möglichkeit ergibt, würde ich gerne nach dem Studium hier in Deutschland weiter studiren oder arbeiten.

UNIGLOBALE: Wovon träumst du für die nächsten 5, 15, 30 Jahre?

Ich wünsche, dass mein Land gedeiht

UNIGLOBALE: Nenn 3 Wörter, die das Leben ukrainischer für ausländische Studenten anschaulich machen

Sorglosigkeit – Prüfungen – Sorglosigkeit

UNIGLOBALE: Was meinst du zu den Ereignissen auf dem „Euromajdan“? Wie siehst du die Zukunft der Ukraine im Kontext der internationalen Zusammenarbeit?

Die Eurointegration ist für die Ukraine unvermeidlich ;)

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„Das Schwarze Quadrat“ von Kasimir Malewitsch wurde neulich zum beliebtesten Profilbild vieler Ukrainer in den sozialen Netzwerken. Große Kunstkenner sind darunter wenige – der Grund für diesen Blackout waren mehrere aufstandsbedingte Todesfälle und damit auch der befürchtete Zusammenbruch der Demokratie in der Ukraine. Soziale Netzwerke sind zur Heimat der Protestbewegung geworden: es wird ausgiebig gepostet

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