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Bitte mutig sein!

Das Gefühl, neu und fremd in einem anderen Land zu sein, kennt Dr. Dorothea Ruland sehr gut. Viele Jahre hat die DAAD-Generalsekretarin beruflich in England und Asien verbracht. Wie sie die aktuelle Lage ausländischer Studierender in Deutschland beurteilt, erzählt sie am Rande der AA-Preiseverleihung (Preis des Auswärtigen Amtes für exzellente Betreuung ausländischer Studierender an deutschen Hochschulen) in Bonn.

Frau Dr. Ruland, bis 2020 soll die Zahl der ausländischen Studierenden in Deutschland auf 350.000 steigen. Warum ist dies ein so wichtiges Ziel?

Schauen Sie sich aktuelle Themen an wie Ebola, Wasser oder Energieversorgung. Das sind alles Themen, die nur noch in großen, internationalen Verbunden bearbeitet werden können. Will man sich jedoch in einem solchen Kontext bewegen, braucht man Netzwerke. Wie kann man diese aufbauen? Am besten, indem man kluge junge Leute nach Deutschland holt, sie eine Zeitlang hier studieren und dann wieder zurückgehen. So hat man Partner, mit denen man zukünftig in Bildung und Wissenschaft zusammenarbeiten kann. Die Währung der Zukunft ist Wissen.

Was spricht fur Deutschland als Gastland?

Deutschland besitzt ein Hochschulsystem, das in der Breite sehr gut aufgestellt ist und was sich stark dazu bekennt, gute ausländische Studierende auszubilden. Auch Aspekte wie Betreuung und Willkommenskultur sind mittlerweile sehr gut entwickelt. Ich finde: Holt man junge Menschen ins Land, hat man auch die Verantwortung dafür zu sorgen, dass die Rahmenbedingungen so sind, dass diese ihr Studium erfolgreich absolvieren. Nichts ist schlimmer, als wenn jemand ohne Abschluss in sein Heimatland zurückkehrt.

Dennoch bricht nahezu jeder zweite ausländische Studierende sein Studium ab, vielfach bestehen Schwierigkeiten, geeigneten Wohnraum zu finden.

Das sehe ich ein bisschen anders. Ja, in vielen Universitatsstädten ist es nicht einfach, eine Unterkunft zu finden. Aber im Endeffekt hat es dann doch jeder geschafft. Auch beim Studienerfolg muss man differenzierter hinschauen. Hier hat sich viel getan. Im Master-Bereich z. B. sind die Auslander sogar erfolgreicher als die Deutschen.

Was ist demnach das größte Problem, mit dem ausländische Studierende zu kämpfen haben?

Der DAAD untersucht permanent, welche Handicaps bestehen. Was dabei am kritischsten gesehen wird, ist der mangelnde Kontakt zu deutschen Studierenden. Das finde ich eigentlich schlimm. Im Seminar sitzt man zusammen, aber z. B. in der Mensa beim Mittagessen – dort, wo die Kommunikation stattfindet – wird das ganz schön auseinanderdividiert. Klar gibt es Ängste, man will nicht Englisch sprechen oder hat vielleicht Sorge, vereinnahmt zu werden. Dies wird sofort besser, wenn junge Deutsche selber einmal im Ausland waren und die Erfahrung der Fremde gemacht haben. Auf ausländische Kommilitonen zuzugehen – da können deutsche Studierende noch besser werden.

Was konnen ausländische Studierende für einen erfolgreichen Bildungsaufenthalt tun? Wie sich vorbereiten, worauf einstellen?

Das eine ist: Deutsch lernen. Man hat viele Jahre geglaubt, mit einem gesunden Denglisch kommt man um die Welt. Das ist ein Irrtum. Wer in einem Land lebt und lernt, sich integrieren will und soll, muss die Sprache beherrschen. Ich selbst habe damals auch Thailandisch und Indonesisch gelernt. Das andere ist: sich nicht abschotten. Der Bologna-Prozess hat zwar Strukturen geschaffen, trotzdem ist Deutschland noch immer ein Land, das stark auf Eigeninitiative setzt. Seien Sie mutig, gehen Sie auf Menschen zu, nutzen Sie Angebote, von denen es viele gibt. Man sollte sich auf keinen Fall in den eigenen Ethnien zuruckziehen.

Zwei gelungene Projekte: ISAC von der Universität Köln und die Interkulturelle Beratungsstelle für internationale Studierende der LMU München haben 2014 den AA-Preis gewonnen. Die Videos geben einen Einblick:

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