Welcher Job passt zu mir?

Welcher Job passt zu mir?

Als Kinder haben wir einen Traum. Wir wissen genau, wie unser Leben später einmal aussehen wird, was uns glücklich machen und was unser Traumjob sein wird: Lokomotivführer, Feuerwehrmann, Schauspieler, Sportler oder Astronaut. Jannike wollte als Kind Lehrerin werden. Doch wie das Leben so spielt, wurde sie nicht Lehrerin, sondern Personalerin in einem internationalen Industrieunternehmen. Ein guter Job, nicht ihr Traumjob, aber ein guter Job. Sie hat eine eigene Wohnung, eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio und macht Urlaub in fernen Ländern. Ein gutes Leben. Aber irgendwas stimmt nicht, irgendwo drückt das Leben, irgendwie ist sie nicht glücklich. Jannike beschließt deswegen, nicht mehr Personalerin zu sein und sich auf die Suche nach ihrem Traumjob zu machen. Sie kündigt ihre Wohnung, die Mitgliedschaft im Fitnessstudio, packt ihre Tasche und macht sich auf den Weg. In den nächsten zwölf Monaten testet sie 30 Jobs in ganz Deutschland. Immer für eine Woche ist sie entweder Lehrerin, Journalistin, Pathologin, Freizeitparkbetreiberin oder Hebamme. Was sie dabei gelernt hat und ob sie ihren Traumjob nun gefunden hat, erzählt sie im Interview.

Jannike, wie kamst du auf die Idee zu deinem Experiment?

Ich hatte von der Idee gelesen und habe mich davon inspirieren lassen. Ich konnte mir zu dem Zeitpunkt viele Jobs für mich vorstellen. Ich wollte wissen, ob diese in der Realität auch so sind, wie in meiner Vorstellung.

Hast du deinen Traumjob gefunden?

Nein, ich habe meinen Traumjob nicht gefunden. Meine größte Angst zu Beginn des Experiments war, dass ich keine Antwort auf diese Frage bekommen werde. Dafür habe ich viele andere Antworten bekommen. Andere, als ich erwartet hatte. Wenn ich heute wieder vor der Entscheidung stehen würde, würde ich das Experiment auf jeden Fall wiederholen.

Welche Antworten hast du gefunden?

Ich weiß jetzt, dass es nicht den einen Traumjob für mich gibt, sondern viele verschiedene Möglichkeiten. Die setzen sich zusammen aus Dingen die kann, die für mich wichtig sind und die mir Spaß machen. Ich schreibe und motiviere gerne. Ich könnte mir momentan vieles vorstellen. Ich weiß, dass ich irgendwann eine Entscheidung treffen muss und das werde ich auch. Ich weiß aber jetzt auch, dass diese Entscheidung nicht fürs Leben sein muss.

Welcher Job hat dich am nachhaltigsten beeinflusst?

Das kann ich so gar nicht sagen. Meine Woche als Pathologin war auf jeden Fall eine wichtige. Zu Anfang hatte ich mich gedanklich auf bestimmte Berufe konzentriert. Das wollte ich ja eigentlich vermeiden, ich wollte mich bei der Jobsuche ja nicht gedanklich einschränken. Ich habe deswegen einen Job über meinem Blog verlost und bin in der Pathologie gelandet. Zunächst hatte ich darauf keine Lust. Im Nachhinein war der Job einer der besten. Ich möchte zwar jetzt keine Pathologin werden, aber es war sehr spannend zu sehen, was ein Pathologe eigentlich macht. Viele Sachen sind in der Realität ganz anders, als man sie sich vorstellt.

Was hast du sonst noch während deines Experiments gelernt?

Vieles. Ich weiß gar nicht, wo ich da anfangen und wo aufhören soll. Ich habe zum Beispiel gelernt besser zuzuhören. Es ist Wahnsinn, was man alles erfährt, wenn man vernünftig zuhört und nicht nur aufs Antworten wartet. Da ich immer nur für eine Woche in einem Job war, musste ich schnell viele Informationen sammeln. Das funktioniert am Besten, wenn man zuhört und nachfragt.

Würdest du dein Experiment weiterempfehlen?

Grundsätzlich ja. Es ist aber eindeutig eine Typfrage. Die Wochen sind sehr intensiv. Jeden Montag musste ich viel Fingerspitzengefühl und Konzentration aufbringen und mich voll und ganz auf die neue Situation einlassen, um sie ein paar Tage später wieder vollkommen loszulassen. Ich habe viele Energie reingesteckt, dafür aber auch viel zurückbekommen. Ich würde jedem empfehlen, der über berufliche Veränderungen nachdenkt, diese nicht nur im Kopf durchzuspielen, sondern sie auszuprobieren.

Jannike Stöhr hat über ihre Suche ein Buch geschrieben. „Das Traumjob-Experiment“ erscheint am 12. Februar 2016 im Eichborn Verlag.


Jannike Stöhr über ihr Experiment beim Tedx Talk in Wien


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