Gero Federkeil ist Diplom-Soziologe und arbeitet am Centrum für Hochschulentwicklung. Er weiß wie die Hochschullandschaft aussieht und was man bei der Studienwahl beachten sollte.
Wie sieht die Hochschullandschaft in Deutschland aus?
Die Hochschullandschaft in Deutschland ist sehr vielfältig und ist mit der Einführung des Bologna Prozesses noch vielfältiger geworden. Es gibt sehr viele verschiedene Kombinationen von Bachelor- und Masterstudiengängen. Zum Teil sind diese stark spezialisiert und waren in den alten Studiengängen eher als Schwerpunkte und nicht als einzelne Studiengänge angelegt. Das führt einerseits zu mehr Auswahlmöglichkeiten, andererseits macht es aber auch den Überblick für Studienanfänger bzw. -wechsler nicht leichter.
Wie funktioniert das Hochschulranking?
Das Ranking richtet sich primär an Studienanfänger oder an Hochschulwechsler. Die einzelnen Indikatoren sind deswegen auch auf diese ausgerichtet. Wir versuchen sehr stark den Bereich Studium und Lehre abzudecken, dafür erheben wir an den einzelnen Hochschulen und Fachbereichen eine ganze Reihe an Daten: Studierenden- und Personalzahlen, Besonderheiten der verschiedenen Studiengänge, die internationale Orientierungund Praxisorientierung der Hochschule und der Studiengänge. Außerdem befragen wir die aktuellen Studierenden zu ihren persönlichen Erfahrungen mit ihrer Hochschule und zu ihrer Zufriedenheit mit den jeweiligen Studienbedingungen. Ich glaube vor allem die Perspektive momentaner Studierender ist eine wichtige Information für künftige Studierende. .
Wer hat besser Chancen auf dem Arbeitsmarkt: Bachelor oder Master?
Ein Hochschulstudium ist generell die beste Voraussetzung dafür auf dem Arbeitsmarkt keine Probleme zu bekommen. Hochschulabsolventen sind wesentlich seltener von Arbeitslosigkeit betroffenen, als Menschen mit einer beruflichen Ausbildung. Die Chancen für Bachelor- bzw. Masterabsolventen auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen sind sehr stark fachspezifisch. In manchen Fächern ist der Master faktisch der Regelabschluss – zum Beispiel in den Ingenieursbereichen – es gibt aber auch Studienrichtungen in denen das nicht so ist und sich auch der Bachelorabschluss für den Einstieg in den Arbeitsmarkt gut eignet. Das sind vor allem Studiengänge die auf kein klar umrissenes Berufsbild zugeschnitten sind – zum Beispiel BWL, Informatik und IT.
Wie sehen die Verdienstmöglichkeiten für Bachelor- bzw. Masterabsolventen aus?
Es gibt erste Studien die zeigen, dass die Einstiegsgehälter von Bachelorabsolventen etwas geringer sind als die von Masterabsolventen. Über die längerfristige Entwicklung der Gehälter lassen sich jedoch noch keine Aussagen treffen, was daran liegt, dass vor allem die ersten Masterabsolventen noch nicht so lange im Beruf sind.
Sollte man nach dem Bachelor eher einen vertiefenden Master machen oder sich im Master noch einmal neu orientieren?
Die große Chance des Bachelor-Master-System ist es, dass es den Studierenden die Möglichkeit gibt beides zu tun. Ein Studierender der beispielsweise einen Bachelorabschluss in Maschinenbau gemacht hat, kann diesen im Master in eine bestimmte Richtung vertiefen – z. B. als Fahrzeug- oder Flugzeugbauer. Das macht vor allem Sinn, wenn der Studierende schon eine sehr konkrete Vorstellung hat, wo er einmal beruflich hin möchte. Sich nach dem Bachelor noch einmal völlig neu zu orientieren halte ich persönlich hingegen für schwierig.
Was unterscheidet deutsche von ausländischen Hochschulen?
In anderen Ländern spielt der Name der Hochschule eine wesentlich größere Rolle, als in Deutschland. In Großbritannien und den USA zum Beispiel ist es für die berufliche Entwicklung vielfach nicht so wichtig, welches Fach man studiert hat, sondern eher an welcher Hochschule man einen Abschluss gemacht hat. In Deutschland ist das weniger ausgeprägt. Natürlich gibt es innerhalb der einzelnen Fächer auch eine gewisse Reputationshierarchie, die sowohl bei den Hochschulen selbst als auch bei den Arbeitgebern vorhanden ist. So hat ein Maschinenbauabsolvent beispielsweise der RWTH Aachen glaube ich zunächst ein leichtes Plus gegenüber einem Absolventen einer sehr kleinen Hochschule.
Welche Faktoren sollte man bei der Masterplatzwahl beachten?
Die fachliche Orientierung, die Qualität der Lehre und ob der Master gut an den Bachelor anschließt sollten eine wichtige Rolle spielen. Aber auch die persönlichen Pläne und Ideen sollten berücksichtigt werden. Man sollte auch beachten wie stark die Chancen sind mit dem eigenen Bachelorabschluss einen Masterstudienplatz zu bekommen, denn auch beim Master gelten oftmals Zulassungsbeschränkungen. Der Name der Uni sollte eher zweitrangig sein. Ich würde den Bachelorabsolventen empfehlen sich eine Shortlist anzulegen mit verschiedenen Universitäten beziehungsweise Masterstudiengängen und dann zu versuchen mehr über diese herauszufinden und diese gegeneinander abzuwägen; dabei kann das Ranking behilflich sein.
Unter welchen Umständen macht ein Master im Ausland Sinn?
Es gibt Studien- und Berufsfelder die sind stärker international ausgelegt als andere. Studierende die für ihren späteren Berufsweg internationale Ambitionen haben oder sich in eine Richtung spezialisieren wollen, die nur im Ausland angeboten wird, macht ein Master im Ausland Sinn. Ein Studium der Sozialen Arbeit ist mit Blick auf die Regulierung des Berufsfeldes zum Beispiel eher nicht auf internationale Mobilität ausgelegt, aber ein Studium in Wirtschaft oder auch Wirtschaftsrecht oder ähnlichem schon. Natürlich macht es auch schon für die eigene Ausbildungsbiografie oftmals Sinn einen Auslandsaufenthalt während des Studiums zu machen.
Sollte Studierende bei einem Master im Ausland den Namen der Hochschule berücksichtigen?
Das kann natürlich auch ein Punkt sein, obwohl man natürlich nicht immer davon ausgehen kann, dass ein guter Name auch gleichbedeutend mit einer guten Lehre ist. Der gute Name basiert oft oft auf dem Bild der Forschungsexzellenz der einzelnen Hochschule. Eine gute Forschung bedeutet aber nicht immer, dass sich auch gut um die Studierenden gekümmert wird. Eigentlich gilt das gleiche wie bei der Masterwahl im Inland, man sollte sich eine Shortlist anlegen und die einzelnen Faktoren abwägen.
Was ist Ihr Tipp für Studenten, die überlegen ein Masterstudium zu machen?
Werde dir darüber klar, wo du beruflich hin willst und was dich interessiert und suche dir deinen Studienplatz danach aus. Hochschulnamen bzw. Renommee sind dabei eher zweitrangig.