Prüfungsanfechtung - Wann sie Sinn macht und wie es geht

Prüfungsanfechtung - Wann sie Sinn macht und wie es geht

Nicht wenige Studenten scheitern auch beim zweiten und dritten Anlauf an einer Klausur. In den meisten Fällen geht dies mit einem Ende des Studiums einher. Dagegen können sich Studierende allerdings wehren. Erfahre, ob sich das lohnt, wer dabei hilft und wie dabei vorzugehen ist.

Prüfungsanfechtung kann Studienabschluss retten

Die Klausur ist geschrieben sowie durch den Professor korrigiert und benotet worden. Leider hat es nicht ganz gereicht. Und da es sich bereits um den dritten Versuch handelte, steht das Studium kurz vor dem Abschluss plötzlich vor dem Aus. Es gibt allerdings auch eine gute Nachricht: Denn ungerechte Prüfungsergebnisse und Noten kannst du grundsätzlich anfechten. Eine Prüfungsanfechtung kommt vor allem dann häufig vor, wenn die jeweilige Klausur zur Abschlussnote beiträgt. Hierunter fallen beispielsweise Bachelor-, Masterprüfungen und Staatexamina - jedoch auch Prüfungen, die du zwangsläufig bestehen musst, um zur Abschlussarbeit zugelassen zu werden. Bei einer Prüfungsanfechtung handelt es sich nicht um den Wunsch auf Begnadigung, sondern um eine gesetzlich vorgesehene Möglichkeit, sich gegen eine ungerechte Behandlung zur Wehr zu setzen.

Lohnt sich eine Prüfungsanfechtung?

In zahlreichen Fällen ist eine Prüfungsanfechtung ratsam - nicht nur wenn man durchgefallen ist. Eine nicht repräsentative Umfrage unter 100 Studenten an 10 Universitäten in Nordrhein-Westfalen hat gezeigt: Nicht wenige kämpfen um bessere Noten und bekommen dabei recht. Rund ein Viertel verhandelte bereits mindestens einmal über eine Note, wovon 80 Prozent ihre Ergebnisse verbessern konnten. Wurde eine korrekte Antwort als falsch gewertet oder zu wenig Zeit für die Prüfungsvorbereitung gewährt, können die Gerichte für den Studenten entscheiden. Die Chancen stehen etwa dann ganz gut, wenn der Prüfer widerrechtlich eine Malus-Regelung anwendet, also für falsche Antworten einen Punkteabzug vergibt. Gleiches gilt dann, wenn die Abschlussprüfung nicht von zwei Prüfern abgenommen wurde. Schwerer wird es hingegen dann, wenn es um die Gewichtung der Antworten geht, liegt diese schließlich zumeist im Ermessen des Professors.

Tipp: Wenn du die Möglichkeit der Klausureinsicht wahrnehmen möchtest, solltest du dich beeilen. Denn in einigen Fällen werden als Einsichtszeit lediglich 10 Minuten angesetzt.

Welche typischen Fehler können auftreten?

Den Anlass für eine Prüfungsanfechtung können insbesondere folgende Fehler liefern:

- Korrekturfehler

Obwohl die Antwort komplett korrekt ist, vergibt der Professor beispielsweise nur zwei statt drei Punkten.

- Beurteilungsfehler

Entgegen der Ansicht des Prüfers stimmt die Antwort, was sich anhand von Experten, Gutachten oder Fachliteratur belegen lässt.

- Verfahrensfehler

Die Konzentration während der Prüfung wurde etwa durch Baulärm erheblich gestört. Wichtig ist, dass du dies bereits während der Klausur gerügt hast.

Wann sollte die Prüfung angefochten werden?

Gemeinsam mit dem Bescheid, anhand dessen dir das Nichtbestehen mitgeteilt wird, bekommst du auch eine Rechtsbehelfsbelehrung. Hierin wird erklärt, wie du förmlich Widerspruch einlegen kannst. Einige Universitäten bieten auch Vordrucke an. Beachte: Sobald dir der Bescheid zugeht hast du nur einen Monat Zeit, um Widerspruch einzulegen. Im Widerspruchsschreiben solltest du möglichst verständlich erläutern, weshalb die Prüfung als fehlerhaft anzusehen ist.

Wer hilft mir bei der Prüfungsanfechtung?

Angesichts der Bedeutung, die eine Prüfung oder Note auf den weiteren Verlauf des Studiums haben kann, lohnt es sich oft, professionellen Rechtsrat einzuholen. Einige Anwälte sind auf Prüfungsanfechtungen spezialisiert und wissen ganz genau, wo mögliche Fehler lauern und wie ein Widerspruch formuliert werden sollte. Eine gute Argumentation ist schließlich von großer Bedeutung. Dabei macht sich der Rechtsbeistand auch die geltende Rechtsprechung zunutze. So hat etwa das Bundesverwaltungsgericht entschieden, dass Teilpunkte auch bei falscher Antwort zu vergeben sind - nämlich dann, wenn die Lösung einen schlüssigen Gedankengang und eine gewisse Kenntnis auf dem Sachgebiet erkennen lässt. Wichtig ist zudem, dass du dich mit dem Widerspruch auf den Sachverhalt konzentrierst, ohne die beteiligten Prüfer persönlich anzugreifen.

Übrigens: Ist die Monatsfrist für den Widerspruch abgelaufen, hat eine Prüfungsanfechtung in der Regel keine Aussicht auf Erfolg. Jedoch kann sich diese auf ein Jahr verlängern, wenn die Rechtsmittelbelehrung fehlt oder falsch war. Dies vermag ein versierter Anwalt am besten zu beurteilen.

Fazit

Oftmals ist eine Prüfungsanfechtung die letzte Chance, um zu einer fairen Note oder gar zu einem Abschluss zu gelangen. Obwohl die Anfechtung ein gesetzliches Recht ist, ergreifen zahlreiche Studenten diese Möglichkeit nicht - trotz teils guter Erfolgsaussichten. Wichtig bei einem Widerspruch ist, dass dieser innerhalb der gesetzlich vorgesehenen Frist erfolgt und gut begründet wird. Gerade wenn es um eine gute Argumentation oder etwaige Formfehler geht, kann die Unterstützung durch einen Anwalt entscheidend sein.


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