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No Risk, no Film!

No-Budget-Filmprojekte: Viel Kreativität, wenig Geld

„Sommerfrei“ (Regie: Maximilian Rabe) ist eine No-Budget-Produktion, die von Leuten ohne Geld und ohne große Erfahrung im Filmgeschäft realisiert wurde. Karoline Menge, Drehbuchautorin und Produktionsassistentin, erzählt, wie mit viel Kreativität und Social Networks ein Film auch ohne Startkapital verwirklicht werden kann.

21 Drehtage, 19 Stunden Filmmaterial, 28 verschiedene Locations, sieben Darsteller, 20 Komparsen, 15 Teammitglieder, über drei Jahre Produktionszeit – hört sich nach einem ziemlich großen Projekt an? Das waren die Dreharbeiten zu unserem ersten Film „sommerfrei“ auch, noch dazu waren sie turbulent, unvorhersehbar und manchmal auch ziemlich frustrierend. Ohne den Riesenspaß, die tollen Leute, verrückten Köpfe und ganz viel Herzblut wären wir wohl schnell an unsere Grenzen gestoßen. Letztendlich ist ein Film daraus geworden, mit dem wir auf dem Achtung Berlin Festival Premiere feiern durften. So ein Projekt muss eine Menge Geld verschlingen, werden sich jetzt einige denken. Was die Produktion von „sommerfrei“ gekostet hat? Na ja, fast nichts.

Woher die Leute nehmen?

„Ich kenne da einen, der ist Schauspieler,“ ist schonmal ein guter Anfang. Wenn man keine großen Erfahrungen und Kontakte im Filmbusiness hat, sollte man zuerst einmal in seinem vertrauten Umfeld anfangen. Im Rückblick war das Casting für „sommerfrei“ eine Riesen-Glückssache. Ein langjähriger Freund vermittelte uns einige der Haupt- und Nebencharaktere, die er noch aus seiner Zeit in einer Castingagentur kannte. Viele der Komparsen- und Nebenrollen übernahmen Freunde und Bekannte, die gerade Zeit und Lust auf das Projekt hatten. Auch das Team suchten wir uns größtenteils aus unserem Familien- und Freundeskreis zusammen. Neben dem Social Networking von Angesicht zu Angesicht, halfen uns auch die digitalen Vernetzungen des Internets, um den ein oder anderen Darsteller für kleine Szenen zu finden. Auf dem Portal www.crew-united.com kommen Filmschaffende zusammen, suchen Schauspieler Rollen und Regisseure ihre Besetzung. Solche Communities sind vor allem für No-Budget-Projekte eine große Hilfe, denn die meisten Mitglieder machen die Jobs unentgeltlich und nur aus Freude an der Arbeit oder um Erfahrungen zu sammeln.

Freunde von Freunden

Auch bei unseren Ideen für Locations und Requisiten sparten wir nicht an Kreativität. Ein Dach mit Blick auf die Berliner Skyline, einen stillgelegten Bahnhof, ein altes Autobahnstück, weite Felder unter Windrädern und einen Eiswagen – das alles wollten wir haben. Und wir bekamen es. Durch Wer-kennt-wen-Anfragen und stundenlange Autofahrten in und um Berlin auf der Suche nach den passenden Schmuckstücken hatten wir bald unseren Schauplätze-Katalog gefüllt.

Über diverse Internetforen fanden wir schließlich auch unsere einzig wahre Hauptrolle: Den orangen Eiswagen. Ein passender VW-Bus wurde in Dresden zum Verkauf angeboten und sein Inhaber war bereit ihn uns für die Dreharbeiten zu überlassen, nachdem wir ihm einige kurze Ausschnitte aus dem bereits gedrehten Material zukommen ließen. Wir erfuhren wieder einmal, welch große Hilfe das Internet darstellt – wo sonst findet man völlig Unbekannte, die einem ohne Gegenleistung und nur aus Begeisterung am Projekt ihren VW-Bus zur Verfügung stellen?

Werbung leichter denn je

Wer heutzutage einen Film machen will, lebt in genau der richtigen Zeit. Die digitale Welt hat nahezu überall Einzug gehalten und mit einer guten Taktik bekommt so ein Projekt schnell Aufmerksamkeit und mit noch mehr Glück auch finanzielle Unterstützung. Unsere erste Adresse, um für „sommerfrei“ zu werben war natürlich Facebook. Indem wir eine Art Drehtagebuch mit Fotos vom Set, kurzen Trailern und Ausschnitten des Films online stellten, gewann das Projekt unter unseren Facebook-Freunden schnell Bekanntheit. Und wie das im Social-Network so ist, bekommen auch Freunde von Freunden und wiederum deren Freunde Wind davon. Mittlerweile haben wir rund 240 Fans, denen „sommerfrei“ gefällt und die Seite wächst stetig. Neben der Facebook-Seite riefen wir auch www.sommerfrei.de ins Leben. Hier findet man weitere Hintergrundinfos, Fotos und Videos zum Projekt.

Neue Möglichkeiten mit Crowdfunding

Als wir Anfang 2012 mit den Dreharbeiten zu „sommerfrei“ fertig waren, suchten wir nach einer Möglichkeit, die Promotion für den Film zu finanzieren. Flyer, Poster und DVDs sollten produziert werden. Crowdfunding war zu dieser Zeit in Deutschland noch relativ unbekannt, doch wir versuchten dennoch unser Glück und stellten unser Projekt mit Exposé, Hintergrundinfos, Trailer und Fotos auf Startnext online. Unser Ziel waren 1.500 Euro. 340 Euro konnten wir sammeln. Das Konzept hinter Crowdfunding besteht darin, in einem bestimmten Zeitraum seine Wunschsumme zu erreichen. Wenn man sein Ziel allerdings verfehlt, muss das gesammelte Geld wieder zurückgegeben werden. Unser erster Crowdfunding-Versuch scheiterte also kläglich. Eine super Möglichkeit ist diese Art von Finanzierungshilfe trotzdem, denn man bekommt nicht allein die Chance sein Projekt zu realisieren, sondern auch nützliche Ratschläge der Crowdfunding-Macher, wie man seine Idee am cleversten verkauft. Die Erfolgsquote von Crowdfunding-Projekten liegt in Deutschland allein im ersten Quartal 2013 bei 58 Prozent. Mittlerweile hat sich diese Finanzierungsmöglichkeit also herumgesprochen und die Gewinnchancen steigen kontinuierlich.

Endlich Premiere

Nach drei langen Jahren Arbeit dann der erste Erfolg für „sommerfrei“: Eine Einladung zum Achtung Berlin Filmfestival, das drittgrößte seiner Art in Berlin. Dass wir es nicht in den großen Wettbewerb geschafft hatten und neben Filmen wie Woyzeck, mit Tom Schilling in der Hauptrolle, gezeigt wurden, war nebensächlich. Die Auswahl unseres Films für die Sektion „Berlin Highlights“, in der Berlinfilme von jungen Talenten außer Konkurrenz gezeigt werden, war für uns Ehrung genug. Und endlich konnten wir allen „Wann kann man den Film denn sehen?“-Fragern Antwort geben. Im geschichtsträchtigen Kino Babylon feierten wir am 22. April 2013 Premiere. Sein eigenes erstes Filmprojekt auf einer großen Leinwand vor Publikum zeigen – Dafür lohnen sich dann auch all die Turbulenzen und Schwierigkeiten, die so ein No-Budget-Projekt mit sich bringt.

Crowdfunding-Kasten

Immer öfter schaffen es Filme ins Kino, die weder große Förderungssummen vom Staat, noch ausreichend Startkapital vorweisen können. Das Geheimnis der No-Budget-Filmemacher nennt sich Crowdfunding. Wer ein Projekt hat, für das er Kapital benötigt, der kann dieses auf den Crowdfunding-Plattformen veröffentlichen und bewerben. Wer das Projekt unterstützen möchte, kann dafür spenden. Als Gegenleistung bekommen die Spender ganz besondere Dankeschön-Präsente, wie DVDs, Poster oder sogar eine Rolle im Film.
Crowdfunding oder „Schwarmfinanzierung“, wie das Prinzip in Deutschland auch genannt wird, ist eine Geschäftsidee, die in den USA schon mehrere Millionen Euro an Filmfinanzierung hervorbrachte. Hierzulande wachsen Plattformen wie Startnext, Inkubato oder Mysherpas zusehends. Wurden 2012 bereits knapp zwei Millionen Euro durch Crowdfunding in Deutschland für kreative Projekte gesammelt, kamen allein im ersten Quartal 2013 über eine Million Euro zusammen. Studien zufolge lag die Erfolgsquote der Projekte im Jahr 2013 bei 58 Prozent, seit Ende 2010 wurden 848 Projekte erfolgreich finanziert und zusammen 3,4 Millionen Euro eingenommen. (Quelle: www.für-gründer.de) Je bekannter diese Möglichkeit der Finanzierungshilfe in Deutschland wird, desto besser natürlich die Chance, dass ein Projekt erfolgreich wird. Verwandte Artikel:

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