Schreibtipps Studium

Nimm dich beim Wort!

Das passende Wort finden, logisch und präzise formulieren – das Ringen mit der Sprache und ihren Ausdrucksmöglichkeiten begleitet wohl jeden Studenten beim Verfassen wissenschaftlicher Arbeiten, von der Einleitung bis zum Fazit. Sprachliche Eitelkeit hilft dir dabei weniger als verbale Ökonomie.

Eigentlich hast du das Material für deine Hausarbeit bereits beisammen, jetzt musst du sie nur noch schreiben. Doch du weißt: Der Teufel steckt im Detail. Deshalb hier einige Tipps, die dir beim Formulieren helfen.

Richtige Worte

Heute darf zwar ‚ich‘ in einem wissenschaftlichen Text auftauchen, setze es aber sparsam ein. Es ist nur statthaft, wenn du als Person nicht austauschbar bist. Wenn jeder andere die gleichen Erkenntnisse gewinnen oder Untersuchung so hätte durchführen können, dann schreibe neutral und ‚ich‘-frei. Aus ‚Ich untersuche …‘ wird ‚Die Untersuchung ergab …‘.

Meide emotionale Wörter, bleibe sprachlich auf einer sachlich-neutralen Ebene. An fremden Texten schulst du deinen Ausdruck und Schreibstil. Stilistisch orientierst du dich natürlich an jenen, die deinem Genre entsprechen.

Ringe um das passende Wort! ‚Könnte‘, ‚müsste‘, ‚sollte‘ und ‚dürfte‘ sind keine tauglichen Verben für dich. Auch Negierungen vermeidest du: Was bedeutet ‚nicht schlecht‘? Schreibe ‚gut‘, ‚passend‘, ‚angemessen‘, ‚geeignet‘, ‚zielführend‘, wenn du das meinst. Negierungen sind allenfalls dann zulässig, wenn das Gegenteil eindeutig ist: ‚Kein Vorteil‘ ist ‚ein Nachteil‘.

Gefährliche Worte

Passe bei absoluten Wörtern auf, beispielsweise ‚immer‘, ‚niemals‘, ‚überall‘ oder ‚ nirgends‘. Solche Wörter provozieren geradezu Widerspruch und sind mit nur einem Gegenbeispiel zu widerlegen. Auch Übergangsfloskeln wie ‚nur aus diesem Grund‘ oder ‚die wichtigsten Faktoren sind‘ bergen Konflikte. Geschah es tatsächlich nur aus diesem einen Grund? Sind andere Faktoren tatsächlich eher unwichtig? Oft widerlegst du dich versehentlich selbst, weil dein Text weitere Gründe oder zusätzliche Argumente enthält.

‚Ziemlich‘, ‚eigentlich‘ und ‚quasi‘ sowie deren sprachliche Geschwister sind deine Feinde. Willst du dich nicht festlegen, dann objektiviere deine Relativierungen: ‚Der Eindruck entsteht …‘, ‚Die Vermutung drängt sich auf …‘ oder ‚Die Annahme liegt nahe …‘. Durch deine Darstellung in den Sätzen davor oder danach ist nachvollziehbar, wie der Eindruck, die Vermutung oder Annahme entstehen konnten.

Schnell schreiben, gründlich überarbeiten

Natürlich wirst du erst mal alles ‚runterschreiben‘. Nimm dir im Anschluss genügend Zeit und prüfe, ob die gewählten Worte jeweils das Gemeinte wirklich treffend ausdrücken. Beispielsweise ist fast jedes ‚schon‘ eigentlich ein ‚bereits‘. Übrigens schreibt man jeden guten Text mindestens zweimal, oft drei- bis viermal. Nur selten überleben Formulierungen und Sätze aus dem ersten Runterschreiben alle Korrekturläufe und Lektorierungen – und das ist auch gut so.

Sei geizig mit Worten. Zwei Ideen pro Satz. Eine übergreifende Idee pro Absatz. Ein in sich abgeschlossener (Teil-)Aspekt oder eine vollständig beantwortete (Teil-)Frage pro (Unter)-Kapitel. Sätze mit mehr als drei Zeilen stehen unter Teilungsverdacht. Kurze Sätze sind prägnanter und besser lesbar. Wenn du einen eigenen Satz nicht in einem Rutsch lesen kannst oder einen Bezug verpasst oder verwechselst, dann verdient dieser Satz Arbeit.

Relevante Adjektive

Verwende Adjektive nur, wenn sie dem Sachverhalt etwas Benötigtes hinzufügen: Ist ein ‚xyz ABC‘ etwas anderes als ein blankes ‚ABC‘? Wo ein Adjektiv nicht zwingend benötigt wird, lässt du es weg: ‚schwere Verwüstungen‘, ‚schwarzer Rabe‘, ‚neu renoviert‘, ‚restlos überzeugt‘. Vermeide auch Adjektive mit emotionaler Aufladung oder Wertung beziehungsweise sorge in den Zeilen davor, dass ihre Bedeutung eindeutig wird:

  • ‚diese bedeutende Erkenntnis‘: du hast die Bedeutung zuvor skizziert
  • ‚jenes spezielle Verfahren‘ – du hast die Besonderheit des Verfahrens vorher dargestellt

Jedes Adjektiv lädt eine Textpassage zusätzlich auf und ist zunächst eine Behauptung. In wenigen Fällen ergibt sich eine gute Dynamik, wenn du die Belege für die Behauptung erst in den nächsten Zeilen nachreichst. Es liest sich wissenschaftlicher, wenn du erst die Belege bringst und anschließend das Ergebnis – so wird aus der Behauptung ein Befund, ein Aufgreifen und Zusammenfassen der vorigen Zeilen. Im Zweifelsfall streiche alle Adjektive und prüfe, ob die Textpassage noch verständlich und eindeutig ist.

Gefährliche Bedeutungen

Viele Worte tragen Fachbedeutungen, die dir vielleicht nicht bekannt sind, die du aber berücksichtigen musst. Das Wort ‚klassisch‘ beispielsweise wird in jedem Fachbereich anders verstanden: klassische Musik, ein Gebäude-Klassiker, eine klassische Theorie, der moderne Klassiker, etc. Gefährlich sind auch Begriffe, die von philosophischen Theorien vereinnahmt wurden, nicht alle erkennst du am ‚iv‘, ‚istisch‘ oder ‚ismus‘. Prüfe verdächtige Begriffe und stelle gegebenenfalls in einer Fußnote klar, dass du das Wort nicht in seiner philosophisch-theoretischen Bedeutung verwendest. Solche Fußnoten belegen dein Wissen und deine Beschäftigung über den Tellerrand hinaus.

Wenn du all das beherzigst, also klar, deutlich und prägnant formulierst, das treffende Wort findest und zusätzlich Metaphern und Sprachspiele vermeidest, kannst du deinem Prof sprachlich durchaus Konkurrenz machen.

Die Tabelle hilft dir, deinen Text inhaltlich und formal gut zu strukturieren. Damit verlierst du deine Gedanken und Argumente auf Sätze, Absätze und Kapitel:

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Die Suche nach den richtigen Worten kann die Hausarbeit zum Alptraum machen. Wir geben euch Schreibtipps fürs Studium.

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