Du bist ein Wanderer zwischen den Welten: Noch-Student und Fast-Arbeitnehmer. Den Bachelor oder Master hast du bald in der Tasche – doch wie geht es danach weiter? Wann ist der geeignete Zeitpunkt für den Berufseinstieg und vor allem: Welcher Weg zum ersten ‚richtigen‘ Job passt zu dir? Die Traineestelle, die Assistenzposition oder doch der Direkteinstieg? Sich Aspekte wie Aufstiegschancen oder Gehalt vergleichend anzuschauen, kann bei der Entscheidung helfen.
Zunächst musst du dir natürlich die Frage stellen: Erst Master, dann Berufseinstieg? Laut Gregor Fabian vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung gebe es gegenwärtig in den Unternehmen noch immer eine gewisse Skepsis gegenüber BA-Abschlüssen. Die Studie ‚Karrierewege für Bachelorabsolventen‘ (2014) des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft und des Instituts der deutschen Wirtschaft kommt hingegen zu dem Schluss: Der Bachelor ist ein Erfolgsmodell. Den Ergebnissen der Befragung von 1.500 Unternehmen nach ist den Bachelorabsolventen gemessen an Gehalt, Einsatzbereichen und Einstiegspositionen der Übergang in den Arbeitsmarkt auf einem für Hochschulabsolventen üblichen Niveau gelungen. Auch in Sachen Karrierechancen zeigten sich die Unternehmen offen, 60 Prozent gaben beispielsweise an, Abteilungsleiter mit einem Bachelorabschluss zu beschäftigen.
Welcher Einstieg ist der richtige?
Gerade der Punkt Einstiegsgehalt ist spannend: Laut der Studie macht nur knapp die Hälfte der befragten Unternehmen dabei zwischen Bachelor und Master überhaupt einen Unterschied. Zudem unterstützt fast jeder zweite Betrieb bei dem Vorhaben, weiterzustudieren, indem man sich beispielsweise an den Gebühren beteiligt oder den Mitarbeiter dafür freistellt.
Welche Art des Berufseinstiegs du nach deinem Abschluss wählst, kommt generell darauf an, welcher Typ du bist: Ein Direkteinstieg ist eher etwas für Spezialisten, die wissen, in welche Richtung sie möchten und sich optimal vorbereitet fühlen. Es ist ein bisschen wie der Sprung ins kalte Wasser: die Einarbeitungszeit ist kurz und man muss direkt produktiv arbeiten, kann sich aber auch gleich einbringen.
Trainees haben dagegen ‚Welpenschutz‘, sie durchlaufen verschiedene Abteilungen und haben so die Möglichkeit, ein Unternehmen in seiner Komplexität kennenzulernen – allerdings mit geringerem Gehalt. Traineeprogramme richten sich somit eher an Allrounder, deren Studium etwas breiter aufgestellt war.
Kandidaten für eine Assistenzposition sollten am besten selbst schon Führungsqualitäten mitbringen und gut unter Stress und Zeitdruck arbeiten können. Im Gegenzug gibt es wertvolle Kontakte und eine begründete Hoffnung auf eine zeitnahe Führungsposition.
Wer sich trotzdem noch nicht entscheiden kann, muss sich nicht schlecht fühlen, sondern sollte einmal in Baz Luhrmanns ‚Everybody`s free‘ reinhören, wo es heißt: »Die interessantesten Menschen, die ich kenne, wissen mit 22 noch nicht, was sie mit ihrem Leben anfangen wollen. Einige der interessantesten 40-Jährigen wissen es immer noch nicht.« Und auch die Entscheidung für eine Traineestelle, einen Direkteinstieg oder eine Assistenzposition ist nur eine Abbiegung auf dem Lebensweg, der viele weitere folgen werden.
Nach der Uni sofort rein in den Job
Studienabschluss in der Tasche und rein in den Job: So hat es Timm Eckhoff gemacht. Im Berliner Spielesoftwareunternehmen Wooga, das unter anderem Facebook-Spiele wie Jelly Splash entwickelt, hat er als Software-Ingenieur seinen Traumberuf gefunden.
»Ich habe mich während meines Gamedesign-Studiums an der Mediadesign Hochschule in Berlin erfolgreich für das Deutschland-Stipendium beworben und so Wooga kennengelernt. Später wurde ich Werkstudent und bin nach meinem Studium dann direkt als Engineer in das Spieleteam eingestiegen. Dort bin für die Programmierung des Clients verantwortlich. Das bedeutet: Ich bekomme das Gamedesign, die bunten Bilder und Modelle der Artists und die Konfigurationsdateien vom Server und füge alles so zusammen, dass man am Ende ein großartiges Spiel aus den App-Stores herunterladen kann.
Von Anfang an hat mich vor allem die Unternehmenskultur überzeugt: Wir arbeiten hier in unabhängigen, agilen Teams und entscheiden eigenverantwortlich, an welchen Projekten wir arbeiten und welches Spiel das Potenzial hat, der nächste Wooga-Hit zu werden. Momentan bin ich noch als Junior angestellt, habe aber mittlerweile schon so viel von meinen erfahrenen Kollegen gelernt, dass ich mich freue, schon bald mehr Verantwortung übernehmen zu können.«
Erst Praktikum, dann Anstellung
Nora Müller hat sich für eine Position als Vorstandsassistentin bei der Allianz AG entschieden. Hier arbeitet sie im Ressort Sachversicherungen Firmen und ist nah dran an der ‚Chefetage‘.
»Ich habe Betriebswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität in München studiert. Versicherungen haben mich als Produkt immer interessiert, da lag es nahe, sich beim Marktführer zu bewerben. Zuerst habe ich ein Praktikum im Vorstandsbüro der Allianz gemacht, das hat mir sehr großen Spaß bereitet, daher habe ich mich dann für die Vorstandsassistenz entschieden. Generell sollte man dafür gut mit Menschen umgehen können und selbst bereit sein, in die Führung zu gehen, da das Assistentenprogramm der Allianz darauf ausgelegt ist. Als Assistentin des Vorstands gewinne ich einen tiefen Einblick in das Unternehmen und die Managemententscheidungen. Hierbei nehme ich beispielsweise an Meetings und Gremiensitzungen teil und bereite diese vor und nach. Die Themen variieren dabei stark, je nachdem, was aktuell ansteht.«
Trainee
Nach ihrem Management-Master hat sich Juliane Baenfer für den ‚sanften‘ Berufseinstieg als Trainee entschieden. Bei der Hilti AG, einem großen Werkzeughersteller, durchläuft sie gerade das Traineeprogramm ‚Outperformer‘. »Schon vor meinem Masterabschluss habe ich mich mit verschiedenen Traineeprogrammen auseinandergesetzt und bin schließlich im Internet auf das Hilti Outperformer Programm gestoßen. Auf der Career Fair an der Uni Mannheim hatte ich dann die Gelegenheit, mehr über das Programm und das Unternehmen zu erfahren. Momentan arbeite ich an einem Projekt im Bereich Produktmanagement. Ich arbeite sehr stark konzeptionell, präsentiere meine Ergebnisse, moderiere Workshops oder treffe mich mit Kollegen aus anderen Abteilungen zum Austausch. Ende Oktober werde ich mein jetziges Projekt abschließen und dann für vier Monate ein Projekt in unserer brasilianischen Niederlassung in Sao Paulo bearbeiten. Die schönsten Erlebnisse bisher: der direkte und gute Draht zu vielen meiner Kunden, der regelmäßige Austausch innerhalb unserer weltweiten Trainee Community sowie die Momente, in denen man sieht, wie man sich mit der Zeit weiterentwickelt. Ich habe bei Weitem mehr gelernt, als ich erwartet hätte. Vor allem auch wegen der starken Feedback-Kultur und den situativen Coachings.«
Du bist ein Wanderer zwischen den Welten: Noch-Student und Fast-Arbeitnehmer. Den Bachelor oder Master hast du bald in der Tasche – doch wie geht es danach weiter?