Stuart Cameron

Interview mit Sticks & Stones-Gründer Stuart Cameron

Es geht voran, aber es muss noch viel mehr passieren!

Stuart Cameron, der Gründer des LGBTI Karriere-Events STICKS & STONES, erzählt im Interview, was sich im Bereich Diversity und Inclusion am Arbeitsplatz in den letzten Jahren positiv verändert hat und was noch getan werden muss.

Die STICKS & STONES existiert seit acht Jahren – als Europas größtes LGBTI Karriere-Event will sie eine Plattform für alle schaffen, die sich dieser Gemeinschaft angehörig fühlen. Ziel der Messe ist es, die Arbeitsmarktsituation nicht nur für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans*- und Inter*-Menschen, sondern auch für "Minderheiten" wie Frauen fairer zu gestalten und „stolze Unternehmen“ zu fördern. Die nächste STICKS & STONES findet am 16. September 2017 in München statt.

Das letzte Interview mit dir führten wir vor etwa 2 Jahren – was hat sich seitdem im Bereich Diversity am Arbeitsplatz geändert?

Ich denke, das Thema LGBTI hat mehr Aufmerksamkeit bekommen und wird bekannter. Und mittlerweile ist in Unternehmen nicht mehr nur das Thema Diversity, sondern Inclusion viel wichtiger geworden. Das heißt, dass Unternehmen immer mehr dafür tun, die Mitarbeiter_innen zusammenzubringen, um ein verstärktes Zugehörigkeitsgefühl zu schaffen. Besonders überrascht hat mich das Ergebnis einer Mitarbeiterumfrage von Facebook: Sie haben letztes Jahr im Rahmen ihrer freiwilligen Mitarbeiterbefragung herausgefunden, dass mindestens 7% ihrer Mitarbeiter LGBTI sind. Facebook waren somit die ersten, die nach dem LGBTI Status ihrer Mitarbeiter gefragt haben.

Was sollte sich noch ändern? Was können Unternehmen deiner Meinung nach besser machen?

Es beschäftigt sich bisher nur ein Bruchteil der Unternehmen überhaupt mit dem Thema LGBTI und Diversity am Arbeitsplatz. Die meisten der 500 größten Unternehmen Deutschlands haben Diversity auf dem Schirm. Im Mittelstand allerdings gibt es nur wenige, die sich um mehr Vielfalt am Arbeitsplatz kümmern. Die Devise lautet: Warum sollten wir uns verändern, solange wir immer noch Bewerbungen erhalten? Erst wenn es richtig weh tut, werden sich diese Unternehmen ändern. Wahrscheinlich ist es dann aber auch zu spät für sie.

Hast du ein konkretes Beispiel, was besonders toll bei Unternehmen läuft, z.B. ein bestimmtes Projekt im Bereich Vielfalt?

Wie gesagt: Ich finde es bereits ein richtiges Zeichen, dass amerikanische Unternehmen ihre Diversity-Zahlen veröffentlichen. Ich glaube, solche Aktionen führen dazu, dass auch in Deutschland mehr passiert. Zum Beispiel wurde die Frauenquote in Deutschland erfolgreich eingeführt. Viele Leute haben sich gegen die Quote ausgesprochen, aber zwei Jahre nach Inkrafttreten des Gesetzes zeigt sich: Die Quote wirkt. Alle Unternehmen, die unter die Regelung der festen Quote fallen und 2016 neue Aufsichtsratsposten zu besetzen hatten, haben sich an die feste Quote von 30% gehalten. Jetzt sollte man weitermachen, denn das kann noch nicht das Ende sein. Ich wäre zum Beispiel auch für die Einführung einer LGBTI-Quote. Die Quote ist nicht das Allheilmittel, das alles ändern wird, aber sie hilft, auf solche Defizite aufmerksam zu machen und den Arbeitsmarkt fairer zu gestalten.

Wie hat sich die STICKS & STONES über die letzten acht Jahre seit ihrer Gründung verändert?

Sie hat sich ständig weiterentwickelt. Von der Namensänderung, zum Ort, zum grundsätzlichen Konzept haben wir uns jedes Jahr neu ausprobiert. Und groß ist sie geworden. Anfangs hatten wir noch 200 Besucher und acht Aussteller, jetzt sind wir bei über 2.000 bis 3.000 Besuchern und 100 Ausstellern. Neben dem Hauptevent wird SXS - wie wir die STICKS & STONES mittlerweile auch nennen - jetzt zur Karriereplattform. Hier wird es demnächst an 365 Tagen im Jahr Karrierenews, Jobs, Eventtipps, Förderprogramme und eine Online-Community geben.

Hast du ein paar Tipps, wie man als Berufseinsteiger Unternehmen findet, die sich im Bereich Diversity/Inclusion starkmachen?

Man kann sich allein schon auf den Webseiten der Unternehmen ein gutes Bild über sie verschaffen. Setzen sie sich wirklich für Diversity ein? Haben sie zum Beispiel schon mal einen Award in diesem Bereich gewonnen? Wenn die Firmenspitze eines Unternehmens ausschließlich aus Männern besteht, ist das ein ganz klares Zeichen, dass es dort für „Minderheiten“ schwierig wird. Ansonsten kann man natürlich auf Diversity-Veranstaltungen gehen, wie Panda, women&work oder auch auf den CSD. Da kann man sehen, welche Unternehmen sich aktive für Diversity engagieren. Der kleinste gemeinsame Nenner ist die Charta der Vielfalt, die Unternehmen unterzeichnen können und sich damit freiwillig zu Engagement in diesem Bereich bereiterklären.

Und was gibt es ganz aktuell zum Thema LGBTI zu berichten?

Am 21. Juli wird es den weltweit ersten LGBTI Leadership Contest in Berlin geben. Dieser wird von Google gehostet und von uns organisiert. Es geht darum, die Sichtbarkeit der LGBTI Führungskräfte zu verstärken, die richtigen Leute zusammenzubringen und ein internationales LGBTI Exzellenz-Netzwerk aufzubauen. Schwule und lesbische Führungskräfte aus der ganzen Welt haben sich bereits beworben. Gerade für junge Menschen ist es wichtig, dass Führungskräfte sich outen, damit sie wissen, dass die sexuelle Identität kein Hindernis in der Karriere ist – bzw. es Unternehmen wie SAP, McKinsey oder Google gibt, wo man sich nicht verstecken muss und so sein kann, wie man ist.


Stuart Cameron über Diversity und Inclusion am Arbeitsplatz

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