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Internet ist wie Zeitung lesen! Interview mit Jan Böhmermann

Die Liste der Dinge, die Jan Böhmermann macht, gemacht hat und vielleicht noch machen wird, ist lang. Die Bezeichnung Satiriker bringt es wahrscheinlich am besten auf den Punkt. Ab Herbst ist er wieder wöchentlich als Moderator des Neo Magazins auf ZDFneo zu sehen. Außerdem veröffentlicht er demnächst sein zweites Hörspiel zusammen mit Klaas Heufer-Umlauf und ist nebenbei seit Mitte März mit seinem Liveprogramm auf Tour.

UNIGLOBALE: Dein Live-Programm heißt ‚Schlimmer als Jan Böhmermann‘, das lässt ja einiges hoffen. Wie sieht denn so eine Liveshow von dir aus?

Jan: Es hat relativ lange gedauert, bis die Veranstaltungsorganisation und ich uns über einen Namen einig geworden sind. Schließlich sind wir übereingekommen, dass wir einen Programmtitel wählen müssen, den wir auch einhalten können. Denn noch schlimmer als Jan Böhmer- mann, und das ist ein Versprechen, ist nur das Liveprogramm von Jan Böhmermann. Alles in allem ist es ein abendfüllendes Bühnenprogramm, irgendwo zwischen Comedy, Holiday on Ice und Apassionata – die Pferdeshow. Man könnte also sagen Apassionata on Ice mit Musical-Songs. Nee, jetzt mal ehrlich: Es ist ein Mischung aus Kabarett und Comedy. Leute, die nicht ambitioniert genug sind für Kabarett, aber ein bisschen zu schlau sind für Comedy, die könnten bei meinem Programm vielleicht auf ihre Kosten kommen.

UNIGLOBALE: Man hat dich schon in vielen peinlichen Situationen gesehen, beispielsweise in einem türkisfarbenen Turnanzug, während du ‚Prism is a dancer‘ performst. Wie alt warst du, als du dein Schamgefühl verloren hast?

Jan: Nee, ich bin ein sehr schamvoller Mensch. Ich lasse es nur nicht richtig zu.

UNIGLOBALE: Du bist jetzt schon eine ganze Weile erfolgreich. Wie kam das?

Jan: Das war eine Verkettung unglücklicher Umstände. Frei nach Hildegard Knef ging es 1999 mit einem Praktikum bei Radio Bremen los und dann ging es steil bergab. Es gab auch nie den Moment, in dem ich gesagt habe: »Ich habe das als Berufs- wunsch.« Ich wollte ganz früher Arzt wer- den und bin dann eher so schrittweise und ziemlich organisch dazu gekommen. Es ist nicht so, als ob alles darauf hingearbeitet hat. Ich habe aus meiner kurzzeitigen Stu- dienzeit mitgenommen, dass es das Beste ist, so in den Tag hineinzuleben. Einfach keine Ziele, wir brauchen keine Ziele. Wenn man in Deutschland aufwächst, ist man mentalitätsmäßig eh so auf Leistung getrimmt, da braucht man nicht noch selbst zusätzlich Ziele.

UNIGLOBALE: Gibt es trotzdem irgendwas, was du gerne noch machen würdest?

Jan: Mein Lebensziel ist es, ‚Wetten, dass..?‘ zu moderieren. Ich bin seit zweieinhalb Jah- ren jeden Samstag, wenn Markus Lanz die Show moderiert, perfekt vorbereitet. Ich bin quasi selbsternannter Backup-Mode- rator. Wenn das ZDF mal anruft und sagt: »Markus Lanz geht es nicht so gut, der hat Durchfall, Jan kannst du einspringen?«, ich könnte sofort. Der Helikopter steht immer mit laufenden Motoren im Garten.

UNIGLOBALE: Wie wichtig ist dir ein Mitspracherecht bei der Konzeption von Sendungen?

Jan: Naja, ein Musiker, der auf der Bühne steht, will ja auch selber entscheiden, was er singt. Was bringt es, wenn das Publikum sieht, dass der Moderator keinen Bock hat. Natürlich mache ich mit meinem Team zusammen nur Sachen, von denen wir glauben, dass sie gut sind.

UNIGLOBALE: In deiner Sendung Neo Magazin geht es viel ums Internet, Social Media usw. Was müss- te man dir bieten, damit du selber freiwillig offline gehst?

Jan: Aber warum? Das ist wie zu sagen: »Ich möchte nicht mit Menschen sprechen.« Internet ist ja ein Kommunikationsmittel, es ist wie Zeitung lesen früher. Oder tele- fonieren. Früher hast du die Information einmal am Tag bekommen und die ganzen Herren und Damen, die sich dafür inter- essiert haben, hingen in ihren Zeitungen. Heute hast du die Informationen immer im Moment und überall, egal wo man ist. Und wenn man da scharf drauf und ein Informationsjunkie ist, so wie ich, dann macht man das.

UNIGLOBALE: Für dich ist Internet also nicht gleich Facebook?

Jan: Nein, bei Facebook bin ich nur, um zwi- schendurch mal zu gucken, welcher Vollidi- ot mich da wieder angestupst hat. Haupt- sächlich benutze ich Twitter, da kriegt man laufend die interessanten Informationen. Ich spiele zum Beispiel auch kein Quizdu- ell, das finde ich eher uninteressant. Dann spiele ich schon eher Flugsimulator auf dem iPad.

Artikelbild (C) Tom Wagner

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