Grüne Chemie

Grüne Chemie

Umweltskandale, hoher Energieverbrauch und giftige Substazen: Mehr als die Hälfte der Deutschen verbinden die Chemieindustrie mit einem negativen Image. Dass eine Chemiewende heute ebenso notwendig erscheint wie die Energie- und Agrarwende, ist klar. Und sie ist bereits im Gange - wie diese fünf Beispiele beweisen.

Bakterien statt Erdöl

Um Kunststoff herzustellen, benötigt man Erdöl. Dass es auch Alternativen dazu gibt, beweist das in San Diego ansässige Biotechnologie-Unternehmen Genomatica.
So gelang es den Forschern hier, Bakterien gentechnisch so zu verändern, dass sie 1,4-Butandiol (kurz BDO) herstellen - ein Zwischenstoff in der Kunstoffproduktion, der in der Natur nicht vorkommt. Dafür fütterten die Wissenschaftler die Mikroorganismen mit Zucker. Das Verfahren wurde unter anderem von BASF lizensiert.

"Grüne" Reifen

Der Kölner Spezialchemiekonzern Lanxess macht Autoreifen "grün": Durch Hochleistungs-Kautschuke wird die Leistungsfähigkeit der Reifenlauffläche maßgeblich beeinflusst, sprich: der Rollwiderstand verringert. Je niedriger der Rollwiderstand, desto geringer der Spritbedarf und damit auch die CO2-Emissionen und der Ausstoß anderer klimaschädlicher Gase.

Aus Abgasen werden Treibstoffe

Das Unternehmen LanzaTech aus Neuseeland ist weltweiter Marktführer in Sachen Kohlenstoffwiederverwertung. So entwickelte es ein Fermentierungsverfahren, mit dem kohlenstoffreiche Abgase zu Bioethanol und anderen Basis-Chemikalien konvertiert werden können. Grundlage ist eine im Darm von Kaninchen entdeckte Mikrobenart, die Kohlenmonoxid- und Kohlendioxid-Moleküle frisst, aufspaltet und in Ethanol umwandelt.
Es besteht unter anderem eine Kooperation mit Siemens, denn durch das Verfahren könnte der Energieinhalt von Stahlwerksabgasen besser genutzt werden.

Reinigen auf Basis natürlicher Öle

Das US-Unternehmen Elevance Renewable Sciences, Inc. stellt neuartige Spezialchemikalien aus natürlichen Ölen her, darunter jenes von Sojabohnen, Raps oder Algen. Grundlage ist die sogenannte Metathese-Katalyse; anwenden lassen sich diese zum Beispiel in der Produktion von Kosmetika oder Reinigungsmitteln.

"Grüne" Nylons

Aus Nylonfasern werden Strümpfe und Blusen, aber auch Fallschirme und Angelschnüre gefertigt. Die Herstellung ist jedoch alles andere als umweltfreundlich: Ein Grundbaustein von Nylon ist der Polymerbaustein epsilon-Caprolactam, die Ausgangsbasis dafür ist Erdöl. Zudem kommen konzentrierte Säuren und Wasserstoffperoxid zum Einsatz.

Forscher der Universität Graz haben eine neue Methode entwickelt, die mit Enzymen aus der Natur - sogenannten Biokatalysatoren - arbeitet. Das reduziert giftige Abfälle und ermöglicht die Produktion aus nachwachsenden Rohstoffen. Der Essener Chemiekonzern Evonik hat das Verfahren zum Patent angemeldet.


Umweltskandale, hoher Energieverbrauch und giftige Substazen: Mehr als die Hälfte der Deutschen verbinden die Chemieindustrie mit einem negativen Image. Dass eine Chemiewende heute ebenso notwendig erscheint wie die Energie- und Agrarwende, ist klar. Und sie ist bereits im Gange - wie diese fünf Beispiele beweisen.

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