Noch vor einigen Jahren gab es Traineeprogramme nur in einigen wenigen Branchen und das Wort war weitgehend unbekannt. Heute bieten alle großen Konzerne und auch mittelgroße und kleine Unternehmen bis weit in den Mittelstand diese Form des Berufseinstiegs an. Aber was steckt dahinter und worauf lässt sich ein Absolvent eigentlich ein?
Man kann es sportlich sehen: Trainee bedeutet so viel wie Nachwuchsspieler. Viele Unternehmen nutzen daher gern Sportmetaphern, wenn sie ihre Traineeprogramme bewerben. Man liest dann von der Möglichkeit, einem »tollen Team beizutreten« oder »Teil der großen motivierten Mannschaft zu werden«. Aber wie kommt man in die »olympische« Kaderschmiede?
Am Anfang steht meist das Assessment-Center, ein Bewerbungsmarathon und Leistungscheck, bei dem die Kandidaten auf Herz und Nieren geprüft werden. Es besteht meist sowohl aus Bewerbungsgesprächen, Probearbeiten und Fallstudien als auch gemeinsamen Essen, Teamarbeiten und Präsentationen. Beobachtet werden die potenziellen »Nachwuchsspieler« von Personal-Verantwortlichen und den späteren Chefs. Man will sehen, wer am besten zum Unternehmen passt, wer besonders geeignet ist, die »Mannschaft« zu komplettieren.
Gretchenfrage am Berufsanfang: Trainee oder Direkteinstieg?
Während Traineeprogramme noch vor einigen Jahren nur von einigen Konzernen und vor allem im Bereich Wirtschaftswissenschaften angeboten wurden, sind sie heute branchenübergreifend weit verbreitet und heiß begehrt. Laut einer Umfrage der Beratungsgesellschaft Kienbaum unter 600 Studierenden möchte fast die Hälfte der Hochschulabsolventen am liebsten über ein Traineeprogramm in den Beruf starten: Für 46 Prozent der Befragten wäre dies der richtige Weg, 47 Prozent zögen hingegen den Direkteinstieg vor.
Ob der Direkteinstieg oder zunächst das Absolvieren eines Traineeprogramms empfehlenswert ist, hängt sicher sehr ab vom Abschluss und Alter, von der Branche, den Qualifikationen und – nicht zu unterschätzen (!) – der Persönlichkeit des Absolventen. Generell sollte man sich bewusst machen: Beim Direkteinstieg bekleidet man im Unternehmen eine feste Position, mit festem Aufgabenspektrum und Anforderungsprofil. Natürlich gibt es auch hier eine Einarbeitungsphase, doch schon bald muss man eigenständig tätig werden. Das Traineeprogramm hingegen bietet noch vielerlei Orientierungsmöglichkeiten. Dem Trainee wird ein erfahrener Kollege, meist ein ehemaliger Trainee oder ein Projektleiter, als Mentor oder Pate zur Seite gestellt. Gemeinsam wird besprochen und geplant, in welche Richtung der Trainee sich entwickeln möchte, welche Aspekte interessant sein könnten und wo er sich in einigen Jahren sieht. Auch bieten immer mehr Unternehmen ihren Trainees an, einige Monate im Ausland zu arbeiten. Wo der Direkteinsteiger sofort in ein bestimmtes Jobprofil eingearbeitet wird, durchläuft der Trainee während seines Programms, das durchschnittlich etwa 17 Monate dauert, bis zu fünf Abteilungen im Unternehmen. Ein echter Pluspunkt, denn so lernt man so viele Bereiche wie möglich kennen.
Gehalt: gut | Übernahme-wahrscheinlichkeit: hoch
Wer sich noch in der Orientierungsphase befindet, ist mit einem allgemeinen Programm gut beraten. Wer schon genaue Vorstellungen hat, bemüht sich lieber um eines mit fester Zielposition. Trainees übernehmen während ihrer Arbeit schnell Verantwortung, werden mit eigenen Projekten betraut, und erfüllen Aufgaben, die über Anforderungen von die Praktikanten oder Werkstudenten hinausgehen. Viele Unternehmen bieten durch Trainee-Stammtische oder Veranstaltungen den jungen Absolventen außerdem die Möglichkeit, sich ein eigenes Netzwerk aufzubauen.
Traineeverträge sind in aller Regel befristet, denn das Programm soll einen Anfang markieren. Die Chancen, nach Ende des Traineeprogramms übernommen zu werden, stehen allerdings sehr gut. Auch die Bezahlung gilt im Allgemeinen als fair und ist im Durchschnitt rund zehn Prozent niedriger als beim Direkteinstieg. Viele Unternehmen bezahlen jedoch nach Branchentarif. Die Gehälter variieren je nach Branche und Unternehmen und liegen allgemein zwischen 12.000 und 60.000 Euro Jahresbrutto. Nimmt man die Mitte als Richtwert: nicht so schlecht für einen »Nachwuchsspieler«.
Was habt ihr gelernt? - Trainees erzählen
+ EDEKA: Finanzen und Rechnungswesen
+ VODAFONE: Discover Traineeprogramm im Bereich Technik
+ DEUTSCHES ZENTRUM FÜR LUFT- UND RAUMFAHRT
+ MELITTA: Schwerpunkt Vertrieb
Was steckt hinter den Traineeprogrammen und worauf lässt sich ein Absolvent eigentlich ein?