Prof. Dr. Josef Aldenhoff ist Neurobiologe, Psychiater und Psychotherapeut

E-Mail vom Prof: Was hilft gegen Leistungsdruck?

Prof. Dr. Josef Aldenhoff ist Neurobiologe, Psychiater und Psychotherapeut. In seiner Beratung an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel können Studierende offen über ihre seelischen Nöte sprechen. In unserer Rubrik „E-Mail vom Prof” gibt er Tipps, was man gegen zu viel Leistungsdruck im Studium machen kann.

Tipps zum „Lockerbleiben” von Prof. Dr. Aldenhoff

Liebe Studierenden,

Leistungsdruck herrscht heute überall, im Arbeitsleben, im Studium, mitunter auch im Privaten. Ein Irrtum wäre, zu glauben, dass das bei Ihnen nur deswegen keine psychischen Folgen hätte, weil Sie noch jung sind. Depression und Burnout sind auch bei Studierenden ziemlich häufig, interessanterweise auch bei den Erstsemestern.

Warum?

Der Studienbeginn hat mit der alten Studentenherrlichkeit nichts zu tun. Für Selbstfindung und Umstellen auf die neue Art Leben bleibt kaum Zeit. Wenn Sie beim Kanonenstart in den Leistungsstress auch noch Kontakte finden und Netzwerke bilden sollen, werden Sie anfällig für Störungen, die sonst erst im Berufsleben auftreten: Ich, allein, ohne Unterstützung.

Was tun?

Finden Sie Ihr Gleichgewicht zwischen guter Motivation (Wenn Sie Ihr Studium nicht interessiert, sollten Sie es lassen!) – und freundlicher Distanz. Denn mal ehrlich: Klausuren und Noten sind nicht das Leben! Der Gewinn dieser Erkenntnis kann schon viel Druck rausnehmen. Aber manchmal ist das nicht so einfach.

Die Basics:

  • Schlaf ist das Wichtigste! Um gut zu schlafen, müssen Sie geregelt leben, ganz einfach. Spätestens zwei Stunden vor dem Einschlafen keinen Stress mehr. Langweilig? Sie setzen Ihre Prioritäten. Zu festen Zeiten ins Bett gehen, keine Schlafmittel, wenig Alkohol, wenig kiffen.
  • Sport ist fast ebenso wichtig. Schon unsere Vorfahren waren ständig in Bewegung, auf der Flucht, auf der Jagd, auf der Suche nach Nahrung. Unsere genetische Ausstattung fördert und fordert genau das. Täglich acht Stunden sitzen, ist Gift.
  • Übertreiben Sie es nicht mit dem Lernen! Drei Stunden pro Tag sind schon sehr viel.
  • Etablieren Sie Ihren persönlichen Zeitplan! Den können Sie ruhig stur einhalten. Das schafft Ihnen Freiraum für Flexibilität, wo sie wichtig ist.
  • Last but not least: Meditation – ja, wirklich! Eine Errungenschaft von uns Menschen ist das Denken. Oft ist das nützlich. Aber wenn wir in Stresssituationen unseren emotionalen Aufruhr durch Denken besänftigen wollen, funktioniert das nicht. Wir grübeln im Kreis herum. Irgendein Genius hat herausgefunden, dass Meditieren das beste Mittel gegen überflüssiges Denken ist. Lernen Sie es in ruhigen Zeiten und machen Sie es dann regelmäßig. Ooooommm …

Wie bleiben Sie im Ernstfall ruhig, drehen nicht durch? Grundsätzlich: So leicht dreht Mensch nicht durch und ein Pulsanstieg ist im Zweifel eher Zeichen einer nützlichen Aktivierung als eines Systemversagens. Sagen Sie sich und den anderen: Ich bin aufgeregt und das ist auch angemessen, angesichts so einer wichtigen Aufgabe. Vertrauen Sie auf sich und üben Sie schwierige Situationen. Sie schaffen das!

Ihr Prof. Dr. Josef Aldenhoff


Prof. Dr. Josef Aldenhoff gibt Tipps zum „Lockerbleiben”.

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