In einer Zeit, in der wir unzählige Kommunikationskanäle haben, stehen wir vor der Qual der Wahl, den richtigen für das unangenehme Schlussmachen zu wählen. Welcher entspricht unseren Wünschen, welcher den Trennungsansprüchen des Partners?
Wenn man „Wir müssen reden” per Smartphone kommuniziert, kann man auch gleich mutig sein und „Wir müssen gar nie mehr reden” abschicken, während man den grellpinken Lippenstift aufträgt, den er so hasst. Erspart zumindest den Weg zum Partner, nur um diesem zu sagen, was er eh schon weiß. Die schönsten drei Worte wurden gegen die hässlichsten drei Worte ausgetauscht. Aus „Ich liebe dich” wird „Es ist aus”, auf das letzte “Gefällt mir” folgt ein „Als FreundIn entfernen”. Klick und weg. Das Internet liefert es uns, doch wir weigern uns noch immer, diese Möglichkeiten auch wirklich wertzuschätzen.
Doch wieso? Ich plädiere dafür, dem Schlussmachen per Facebook, WhatsApp oder spezieller Schlussmach-Apps (Oh ja, you heard me.) einen Image-Wandel zu schenken.
Trennungsmethode: Abschieds-Nachricht
Mit mir wurde bereits per Facebook-Nachricht Schluss gemacht. Und hey, ich kann es nur jedem empfehlen! Das war die angenehmste Trennung, die ich erlebt habe. Man kann sich nur schwer in emotionale, verheulte Diskussionen verwickeln, bei denen man den letzten Rest Würde wegflennt, den man nach einer harten Trennung so dringend braucht, um wieder zu kapieren, dass man auch solo fabelhaft ist.
Stattdessen kann der sich Trennende wunderbar darlegen, warum es nicht mehr funktioniert und in Ruhe Abschied nehmen. Wir werden zwar von älteren Generationen, die ihr Altern durch Rummäkeln an uns kompensieren, dafür kritisiert, eine herzlose, smartphonegesteuerte Generation zu sein, aber mal ehrlich: Welche Art Schluss zu machen wäre denn humaner als eine solche wunderbar durchkomponierte „Es war schön, doch das Präteritum dieses Satzes sollte dir sagen, was Sache ist”-Nachricht?
Trennungsmethode: Taten statt Worten
Für diejenigen unter euch, die nicht gerne lange drumherum reden: Wie wäre es damit, einfach Taten Worte sprechen zu lassen? Ladet euch Tinder, Lovoo und Co. runter, um ganz klar zu signalisieren, dass er oder sie ersetzt wird. Dazu am besten „Irreplaceable” von Beyoncé auflegen. To the left, to the left! (Um auch wirklich mit Dates auf den sozialen Netzwerken prahlen zu können, die euer Ex-Partner frequentiert, empfehle ich dennoch, bei Tinder nicht immer nur to the left zu swipen. Just sayin'.)
Trennungsmethode: Schlussmach-App
Und wer einen Hauch Genugtuung nach einer miesen, miesen Beziehung benötigt, dem sei die App „Und tschüss!” ans gebrochene Herzchen gelegt. Für nur 89 Cent bekommt ihr ein Sammelsurium an Sprüchen, die unter die Gürtellinie gehen. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten müssen ökonomisch sinnvolle Entscheidungen getroffen werden – eine Fahrt zum Fast-Ex kostet womöglich Sprit und diesen ist er eventuell längst nicht mehr wert.
Wertvoll hingegen sind die Erklärungen des Vorsitzenden der Deutschen Knigge-Gesellschaft, Dr. Hans-Michael Klein, zur Frage, ob sich im Internetzeitalter Schlussmachen ebenso revolutionieren sollte wie die Technik: Dieser plädiert nämlich dafür, dass neue Medien auch neue Umgangsformen erfordern.
Wer verlassen wird, ist traurig, verletzt und gekränkt – egal, ob per Morsebotschaft, stundenlanger, tränengetränkter Diskussion oder Twitter. Oftmals ist der Ärger auf die Art des Schlussmachens nur der Schmerz über die Trennung selbst. Und dieser gerechtfertigte Schmerz muss verarbeitet werden – das wird länger dauern als das Tippen einer SMS.
In einer Zeit, in der wir unzählige Kommunikationskanäle haben, stehen wir vor der Qual der Wahl, den richtigen für das unangenehme Schlussmachen zu wählen. Welcher entspricht unseren Wünschen, welcher den Trennungsansprüchen des Partners?