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Ausländische Studenten in Deutschland

Achim Meyer auf der HeydeBis 2020 will die Bundesregierung die Zahl der ausländischen Studierenden in Deutschland auf 350.000 erhöhen. Achim Meyer auf der Heyde, Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks (DSW), erklärt im Interview, welche Probleme mit dieser Internationalisierungsstrategie einhergehen bzw. sich verstärken und wie die bundesweit 58 Studentenwerke Bildungsausländer unterstützen.

Herr Meyer auf der Heyde, wie steht das DSW generell dazu, deutsche Hörsäle noch internationaler zu machen?

Wir sehen das positiv. Man muss diese Zahl jedoch im Gesamtzusammenhang betrachten: Wenn Deutschland bis 2020 350.000 ausländische Studierende willkommen heißen will, bedeutet dies lediglich, dass wir unseren Anteil an der weltweiten Mobilität internationaler Studierender halten. Diese nimmt kontinuierlich zu und wird für 2020 auf sechs bis acht Millionen prognostiziert. Japan, Malaysia oder Frankreich sind nur einige Beispiele für Länder, die die Zahl sogenannter Bildungsausländer ebenfalls erhöhen möchten. Will man den Studienstandort Deutschland im globalen Wettbewerb weiter stärken, bräuchte man möglicherweise noch weitaus mehr internationale Studierende. Wunsch und Idee sind das eine.

Sind jedoch auch alle Rahmenbedingungen und Mittel dafür gegeben?

Die Bildungsministerin und die Minister von Bund und Länder haben hehre Ziele formuliert, ohne die Hochschulen und Studentenwerke hinreichend auszustatten. Neben einer Erhöhung der Studierendenzahl soll auch die Studienerfolgsquote an das Niveau der Deutschen angeglichen werden. Dieses liegt derzeit bei 72 Prozent, im Falle der internationalen Studierenden zwischen 50 und 55 Prozent. Das geht jedoch nur, wenn entsprechende Betreuungs- und Serviceangebote existieren. Wie man dies organisieren und ob man den Hochschulen und Studentenwerken eventuell mehr Ressourcen zur Verfügung stellen will – eine Antwort darauf blieb man uns bisher schuldig. Ich glaube, hier wurde die Rechnung ohne den Wirt gemacht.

Betrachtet man vielleicht nur den Fakt, dass schon deutsche Studenten große Schwierigkeiten haben, Wohnraum zu finden.

Ja, erhebliche Probleme sehen wir vor allem im Wohnbereich, weil internationale Studierende vorranging gern im Wohnheim wohnen, wir allerdings in vielen Hochschulstädten erhebliche Versorgungsengpässe haben. Deshalb sagen wir: Will man diese Zahl, diese Steigerung hinkriegen, bräuchte man in den nächsten Jahren allein für die internationalen Studierenden zusätzlich 20.000 Wohnheimplätze. Rechnet man die steigende Zahl deutscher Studenten hinzu, sogar 45.000. Die Länder fördern ein bisschen – das ist allerdings zu wenig. Der Bund müsste mit einsteigen, wie damals in den 70er und 90er Jahren, als es richtig breite Bund-Länder-Förderprogramme gab. Es geht ja vor allem um für Studenten bezahlbaren Wohnraum – dafür brauchen wir Zuschüsse. Dass es geht, zeigen andere Länder. Zum Beispiel Frankreich, wo durch ein ganz ambitioniertes Wohnungsbauprogramm derzeit rund 50.000 Wohnheimplätze geschaffen werden. Da stellt sich natürlich die Frage: Und, wie sieht es bei uns aus?

Im Durchschnitt bricht rund jeder zweite ausländische Student sein Studium in Deutschland ab. Welche weiteren Probleme tragen dazu bei?

Da wären sicher zum einen die Studienfinanzierung, also z. B. der Konflikt zwischen Erwerbstätigkeit und Studium, sowie die Studienorientierung. Man müsste sich z. B. vermehrt den Bildungs- und Erziehungshintergrund im Heimatland ansehen. Häufig finden sich dort wenig diskursfreudige, sondern eher frontalunterrichtende Systeme. Man müsste sich stärker darauf einlassen und die Lernvoraussetzungen der internationalen Studierenden mit einbeziehen. Oder schauen Sie sich die Lage eines chinesischen Studenten an: Dieser verlässt ein durch starke Bevormundung und Regulierung geprägtes Umfeld. In Deutschland kommt er in das Mekka der Autonomie. Dann ist natürlich klar, dass er sich mit dieser Autonomie nicht sofort zurechtfindet, was zu Schwierigkeiten im Alltag, im Wohnheim und an der Hochschule führen kann.

Spielen auch Aspekte wie mangelnde Sprachkenntnisse und Integration eine Rolle?

Internationale Studierende können sich zwar in der Alltags- und Umgangssprache in Deutsch ganz gut bewegen, haben aber in der Fachsprache häufig erhebliche Probleme. Vielleicht wäre es daher wirklich sinnvoll, über eine Vorschaltmaßnahme nachzudenken, die sprachlich gezielt auf das Studienfach vorbereitet. Und ja: Studierende, die weniger gut integriert sind, haben natürlich das Problem, dass sie z. B. weniger in Arbeitsgruppen zusammenarbeiten. Das beeinflusst den Studienfortschritt nicht unbedingt positiv.

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