Techniken und Tipps zum Lernen

6 Tipps zum Lernen mit Karteikarten und Mindmaps

Bild: Unsplash

Die Prüfung oder Klausur droht, und du hast noch viel zu lernen? Panik scheint zwar angebracht, hilft dir aber kaum. Hilf lieber deinem Gehirn dabei, sich gut vorzubereiten.

Wie beim Fitness hängt das Ergebnis vom absolvierten Programm ab. Eine super bestandene Prüfung wird so zum intellektuellen Pendant des sommerlichen Stolzierens in Bikini- oder Speedo-Figur. Dein Gehirn ist wie ein Muskel: Je intensiver du es nutzt, desto besser funktioniert es. Eine Strategie zum Lernen besteht im Wiederholen: Wissensknoten werden aktiviert und sind gut abrufbar, wenn sie sehr häufig aufgerufen werden. Effektiver ist es jedoch, die Wissensknoten gut zu vernetzen, sodass das Hirn aus vielen Richtungen darauf zugreifen kann.

Lerntipp #1
Warm-up: Sammeln und Strukturen bilden

Deine erste Trainingseinheit dient dem Aufwärmen. Du stellst dein Lernpensum zusammen und erfasst auf Karteikarten (das muss nicht immer auf Papier sein, es gibt auch sehr gute Apps, die das digital übernehmen), was du lernen musst: Jahreszahlen, Fakten, geschichtliche Abfolgen, Formeln, Definitionen etc. Das Highlighten von Textpassagen bringt kaum Trainingserfolg – außer eine Stelle im Text schnell wiederzufinden. Du notierst in deinen Worten, was lernenswert ist und schreibst mit einem Stift. So verarbeitet dein Hirn alles in verschiedenen Regionen: verstehen, bewerten und umformulieren, die Hand motorisch steuern und beim Kontrollblick den Erfolg bestätigen.

Deine Karteikarten strukturierst du jeweils gleichartig. Für geschichtliche Themen taugt dieser Aufbau:

  • Kopfzeile: Zeitangabe und Bezeichnung
  • Ort des Geschehens, Beteiligte
  • Ursachen, Ablauf und Folgen
  • ergänzende Notizen

Bei einem theorielastigen Thema eignet sich eher diese Struktur:

  • Kopfzeile: Name der Theorie
  • Wer hat sie wann aufgestellt?
  • Wie lautet sie, und welche Anwendungsfälle hat sie?
  • Welche Gegenstimmen gab es?
  • ergänzende Notizen

Auf der Rückseite notierst du jeweils die Quellen. Zusätzliche Erinnerungshilfe sind situative Notizen, wie „dickes blaues Buch, Bibliothek, 12.01.17, Jana hat mittendrin gestört.“ Solche Karten legst du übrigens für alles an, was du liest – so wächst mit jedem Semester deine Basis für die Lernkarten.

Lerntipp #2
Work-out: Immer und immer wieder

Stell dir Work-out-Einheiten zusammen: Verteile deine Kartenstapel auf drei bis sechs etwa gleichhohe Stapel. Du kannst alphabetische Blöcke bilden, inhaltlich verwandte Karten gruppieren oder alle, die in der fünften Zeile das Wort „und“ haben. Würdest du alles auf einen Schlag lernen, verholpern sich die Informationen und du verstolperst dich in der Prüfung. Für beste Ergebnisse absolvierst du jeden Tag genau einen Teilstapel. Du sichtest die enthaltenen Informationen auf den Karten, prüfst auf Lücken, überlegst, welche Fragen ein Prüfer zu der Karte stellen könnte, liest alles mehrfach und rezitierst wichtige Stellen laut. Mit jeder Karte verbringst du etwa eine intensive Viertelstunde.

Diese Trainingsportionen integrierst du in deinen Alltag: eine Karte zum Morgenkaffee, eine auf der Fahrt zur Hochschule, eine in der Mittagspause, drei in der Freistunde, den Rest am Abend. Schwierige Teilthemen erfordern extra Zeit für weitere Recherche oder Übungsaufgaben. Pausen nimmst du nach Bedarf, doch 14 Stunden nach Tagesbeginn legst du den Stapel weg, dein Hirn braucht Trainingspause.

Bist du durch alle Stapel durch, hast du einen Tag Lernpause und organisierst die nächste Etappe: Karten, die du gut kennst, bilden einen Stapel, die übrigen werden in neue Teilstapel sortiert. Diese Work-out-Phase durchläufst du mehrfach und endest jeweils mit dem „Kann ich“-Stapel, wonach dieser (hoffentlich) weiter wächst.

Lerntipp #3
Stretching: Gehirn in Fahrt bringen

Dein Gehirn kennt zahllose Tricks, um Informationen besser zu vernetzen und somit leichter abzurufen. Du kannst es dabei unterstützen:
Denke dir gute Beispiele oder Bilder (Metaphern, Analogien) aus, und notiere diese.

  • Erzähle etwas als Geschichte, biografische oder historische Anekdoten bieten gute Ankerpunkte.
  • Stelle dir zu jeweils drei willkürlich herausgezogenen Karten ein schlüssiges Kurzreferat vor oder halte es gleich zur Übung.
  • Lerne an verschiedenen Orten (Bibliothek, Bahn, Parkbank, Schreibtisch, Küchentisch), Gerüche, akustische und visuelle Eindrücke dienen als sensorische Erinnerungshilfen.
  • Zeichne auf jede Karte eine kleine Skizze, die irgendein (auch unwesentliches) Detail illustriert.

Lerntipp #4
Circuit: neue Ordnungen bilden

Ein Thema unter einer neuen Perspektive zu erschließen, schafft neue Verbindungen im Gehirn. Mittels Mindmapping strukturierst du dein Thema optisch: Finde ein thematisches Zentrum deines Lernstoffs und sortiere alle Fakten und Unterthemen rundherum an. Verbinde Aspekte und Unterthemen möglichst intensiv. So entsteht ein verästeltes Gedankennetz aus den Kartentiteln. Dieses verrät Lücken und Fragen, recherchiere entsprechend nach.

Teste deine Mindmap, indem du folgende Übung dreimal durchläufst: Starte bei einem Eintrag am Rand und halte ein halbstündiges Referat, das dich über jeden Ast bis zum entgegengesetzten Rand führt. Das kannst du erweitern:

  • Ein Freund erhält deinen Kartenstapel und fragt immer wieder dazwischen.
  • Du ziehst aus deinem Kartenstapel nach jedem vierten Ast eine Karte und integrierst diese spontan in deinen Redefluss.
  • Bestimmte Worte oder Namen sind im Referat verboten, idealerweise ein bis drei Schlüsselbegriffe.

Lerntipp #5
Aerobic: Gemeinsam besser trainieren

Haben deine Kommilitonen ihr Lernpensum ebenfalls zusammengestellt, könnt ihr gemeinsam lernen. Erklärt euch gegenseitig jeweils die drei einfachsten und drei schwersten Karten. Dann tauscht ihr diese Karten aus und fragt euch gegenseitig aus.

Zur Auflockerung lest ihr euch einige Karten gegenseitig vor. Sprecht ihr in absurden Dialekten oder gestelzter Stimmlage, schafft ihr effektive Erinnerungshilfen. Haltet staatstragende Merkel-, lockere Bütten- oder peinliche Schulsprecher-Reden.

Habt ihr ein gemeinsames Thema, baut ihr gemeinschaftlich eine Mindmap. Jede Platzierung, Verästelung und Verbindung besprecht ihr, eine (thematische, fachliche!) Diskussion kann dabei kaum lang genug sein.

Lerntipp #6
Cool Down: Langfristig statt kurzfristig

Je öfter du dich mit einem Thema beschäftigst und je vielfältiger deine Berührungspunkte damit sind, desto leichter kann das Gehirn darauf zurückgreifen. Wiederhole nicht nur stur, sondern setze dich mit allen Informationsbrocken auseinander.

Lerne dein Gehirn gut kennen und finde heraus, welche Übungen gut bei dir funktionieren. Wie beim Körper-Training erwirbst du Fitness nicht in wenigen Intensiv-Einheiten, sondern durch kontinuierliche Beharrlichkeit. Je eher du mit Lernen beginnst, desto gelassener bist du – und das allein wirkt schon wie ein Lernbeschleuniger.


Mit Karteikarten und Mindmaps lässt sich der Lernstoff besser strukturieren und bewältigen.

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