Jeder achte Deutsche lebt aktuell in einer Fernbeziehung. Prädestiniert für den sexarmen Long Distance Relationshit sind vor allem Studierende, die vor lauter Praktika, Auslandssemester und Studienortwechsel den Wohnort so oft wechseln wie ihre Zahnbürste. Wer gerade bangend am Anfang einer großen Liebe oder einer großen Karriere mit der örtlichen Gebundenheit einer Laus steht, dem seien die folgenden Cyber Sex-Innovationen wärmstens und optimistisch ans Herz und in den Schritt gelegt.
Teledildonics wie Lovepalz
Dieses wunderbare Set, bestehend aus einem Vibrator und einem Zylinder, reduziert komplizierte heteronormative Sexualität auf sein Simpelstes: Zylinder muss in Loch. Um diese intensive Verschmelzung auch über Hunderte und Tausende von Kilometern im Ansatz spüren zu können, sind hier der Vibrator der Frau und der Masturbator des Mannes miteinander verbunden: Wird eines der Geräte benutzt, bekommt der Partner eine SMS und kann nun sein Sex Toy in Betrieb nehmen. Der Druck auf den Vibrator sowie die Stöße des Mannes werden beim Partner simuliert und geben einem so die Möglichkeit, trotz Entfernung die Bewegungen der Genitalien des anderen zu spüren. Das ist Romantik im 21. Jahrhundert, für nur 189 US-Dollar. Wer seinem Liebsten oder seiner Liebsten in der Ferne besonders eindeutig zeigen will, wie sehr der Koitus geschätzt wird: Für 10.000 US-Dollar gibt es die LovePalz auch vergoldet.
Sex Bodysuits wie Illusion VR
Zugegeben, schon etwas gruselig … Um auf das (rein taktile) Gefühl von Sex nicht verzichten zu müssen, gibt es mittlerweile den Sex Bodysuit. Dieses einem Tauchanzug ähnliche Ding ist mit Sensoren am ganzen Körper sowie einem Virtual Reality-Headset mit VR-Brille ausgestattet, um über Impulse das Gefühl zu geben, realen Sex zu haben. Derzeit gibt es solche Bodysuits jedoch nur für Männer. Unfair. Ich bin für Gleichberechtigung im Virtual Sex!
Knutschkugeln wie Kissenger
Einen Orgasmus bekommt man auch in einer Fernbeziehung ganz alleine hin. Schwieriger wird es jedoch bei den Küssen des Partners, die den Alltag mit ein bisschen Liebe und Wärme sprenkeln.
Eine auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftige Alternative will das noch in der Entwicklung steckende Gadget Kissenger bieten: Beide Partner schließen ihre Knutschkugel per USB an den Computer an. Über Sensoren werden hier ähnlich wie bei den Teledildonics die Bewegungen des anderen auf Silikon-Lippen übertragen, um das Gefühl zu geben, man küsst die geliebte Person.
Zungenkussfreunde können sich über kommende Entwicklungen freuen, die auch versuchen, die Zunge des Nutzers zu simulieren. Im 21. Jahrhundert sind also nicht mehr nur Lippenstifte kussecht, sondern auch Virtual Reality-Küsse.
Natürlich ersetzen all diese Cyber Sex-Entwicklungen niemals die körperliche Präsenz einer geliebten Person. Zu versuchen, richtigen, leibhaftigen Sex virtuell erlebbar zu machen, ist wie die Quadratur des Kreises: Egal, wie nah die Stimulation aller Sinne durch virtuelle Technologien der Stimulation bei realem Sex kommt, die zwischenmenschliche Nähe wird dadurch natürlich nicht ersetzt. Wer jedoch schon einmal über einen längeren Zeitraum in einer Fernbeziehung gelebt hat und (wie ich) verzweifelt versucht hat, Sexualität auch auf Hunderte Kilometer hinweg greifbar zu machen, dem erleichtern die neuen Technologien der Porno-Industrie möglicherweise diesen Versuch.
Jeder achte Deutsche lebt aktuell in einer Fernbeziehung. Virtueller Sex könnte da ein kleiner Trost sein.