1. Danilo Spinola , Brasilien - Fußball
Uni: University of Campinas in Sao Paulo, Brasilien
Studiengang: Wirtschaft (Doktorand)
Für uns Brasilianer ist Fußball mehr als ein Sport, es ist eine Religion. Leider ist unser Glaube im vergangenen Jahr etwas erschüttert worden, als Deutschland uns die 7:1-Niederlage im WM-Halbfinale verpasst habt. Nein, im Ernst, Fußball ist wirklich ein zentrales Element der brasilianischen Kultur: Er taucht in Büchern, Filmen und Musik auf, sogar ganze Opern handeln von ihm. Fußball ist Brasiliens Nationalsport und Teil unserer nationalen Identität. Wie so ziemlich alle Brasilianer spiele ich seit meiner frühsten Kindheit Fußball. Das Tolle an diesem Sport ist, dass ihn jeder betreiben kann – man braucht nur einen Ball und ein paar Freunde. Meine Uni veranstaltet einmal im Jahr ein großes Fußball-Turnier, bei dem alle Jahrgänge gegeneinander antreten. Das macht immer sehr viel Spaß und ist eine tolle Möglichkeit, alte Freunde und ehemalige Studenten wieder zu treffen.
2. Christina Schmidt , Deutschland - Handball
Uni: Humboldt-Universität zu Berlin, Deutschland
Studiengang: Russisch und Spanisch auf Lehramt
Ich spiele Handball seit ich 13 Jahre alt bin, mit meinem damaligen Team habe ich sogar zwei Mal die Mittelrheinmeisterschaften gewonnen. Nach dem Abitur hatte ich leider erst mal keine Zeit mehr für den Sport und musste einige Jahre pausieren. Mittlerweile spiele ich aber zum Glück wieder und zwar in einer Berliner Damenmannschaft. Wir trainieren drei Mal pro Woche und haben an den Wochenenden unsere Spiele. Meine Mannschaftskolleginnen sind sehr diszipliniert und ehrgeizig und das steckt mich natürlich an. Die sportliche Betätigung ist für mich ein wichtiger Ausgleich zum Studium, nach jeder Trainingseinheit fühle ich mich wie neugeboren. Umso mehr bedauere ich, dass beim Handball, wie auch bei vielen anderen Sportarten, Männermannschaften viel populärer sind als Frauenteams. Das ist schade, denn es suggeriert, die Frauen würden schlechter spielen als ihre männlichen Kollegen.
3. Anni Haukkamaa , Finnland - Pesäpallo
Uni: Lapland University of Applied Sciences in Rovaniemi, Finnland
Studiengang: Sport auf Lehramt
Die Regeln bei Pesäpallo sind ähnlich wie beim Baseball, weshalb es auch „Finnisches Baseball“ genannt wird. Der Hauptunterschied zum Baseball besteht darin, dass der Anwerfer den Ball vertikal in die Luft wirft. Ein Spiel besteht aus insgesamt acht Durchgängen und dauert in der Regel zwischen zwei und drei Stunden. Pesäpallo ist in Finnland Nationalsport und besonders unter jungen Mädchen extrem beliebt. Meine ganze Familie ist verrückt nach diesem Sport, ich bin also quasi damit aufgewachsen. Mit meiner jetzigen Mannschaft spiele ich in der zweitbesten finnischen Liga. Wir trainieren fünf Mal pro Woche und konzentrieren uns dabei vor allem auf die Verbesserung unserer Baseball-Technik, auf Sprint und Krafttraining. Nebenher spiele ich noch in einer Amateurmannschaft mit. Das Schöne an Pesäpallo ist, dass es im Grunde jeder spielen kann, der entweder schnell laufen oder gut werfen kann.
4. Ruslan Bilalov , Russland - Schach
Uni: Russische staatliche pädagogische Universität in Ekaterinburg, Russland
Studiengang: Maschinenbau
In der Sowjetunion war es quasi unmöglich, nicht mit Schach in Berührung zu kommen, und so habe ich die Spielregeln schon als kleines Kind von meinem Onkel gelernt. Von da an habe ich im Kinder-Schachclub unseres Wohnbezirks gespielt und an stadtinternen Wettkämpfen teilgenommen. Auch heute erfreut sich Schach noch großer Beliebtheit in Russland: Allein bei uns in Ekaterinburg finden mehr als 500 Schach-Turniere pro Jahr statt. Darüber hinaus tragen viele Berufszweige ihre eigenen Wettkämpfe aus; ich selbst war bereits mehrfach Sieger des nationalen Schach-Turniers der Eisenbahner. Ob Schach Sport ist? Na klar! Man muss sich nur mal die so genannten „Blitzpartien“ anschauen: Da müssen sich die Spieler in kürzester Zeit komplizierte Spielzüge überlegen und sich gegenseitig an Schnelligkeit übertreffen.
5. Jennifer Vorel , USA - Volleyball
Uni: Rowan University in Glassboro, USA
Studiengang: Psychologie
Volleyball ist eine extrem beliebte Sportart in den USA – sowohl bei Frauen als auch bei Männern. Ich selbst habe mit zwölf Jahren angefangen, im Schulteam zu spielen und bin mittlerweile Mitglied in der Damenmannschaft meiner Uni. Im Sommer treffen wir uns immer zwei Wochen vor Semesterstart zur „Preseason“, einer Art Trainingscamp, und bereiten uns sechs bis acht Stunden täglich auf die kommende Saison vor. Währen der Saison selbst haben wir drei bis vier Spiele pro Woche und an den restlichen Tagen Training. Das macht mir aber nichts aus, denn Volleyball ist ein fantastischer Sport, der mir sehr viel Freude bereitet. Für unsere Wettkämpfe müssen wir teilweise weit reisen, in dieser Saison etwa fahren wir nach San Antonio in Texas, wo wir gegen einige der besten Teams des Landes antreten werden. Zusammen mit meinem Team gehe ich durch Höhen und Tiefen, wir arbeiten hart an uns, um das Beste aus uns heraus zu holen. Wichtiger als der Erfolg jedoch ist, dass meine Mannschaftskolleginnen für mich wie Schwestern sind – Menschen, die ich liebe und die immer für mich da sein werden.
6. Shruti Ailani , Indien - Cricket
Uni: NMIMS University in Mumbai, Indien
Studiengang: Computer Engineering
Ein Cricket-Team besteht aus elf Spielern, es gibt Werfer, Schlagmänner und Feldspieler. Das Team erhält Punkte, wenn es dem Schlagmann gelingt, den Ball weg zu schlagen, den ihm der gegnerische Werfer zugeworfen hat. Die gegnerischen Feldspieler versuchen anschließend, den Ball so schnell wie möglich zurück zu bringen. Cricket existiert in verschiedenen Austragungsformen, im Extremfall kann sich ein Duell über mehrere Wochen hinziehen. Ich selbst spiele Cricket seit ich zehn Jahre alt bin und habe bereits für verschiedene Teams in Jaipur und in Mumbai gespielt. Ich liebe diesen Sport, weil er so unvorhersehbar ist: Jeder Schlag bringt aufs Neue Spannung und Nervenkitzel. Außerdem ist Indien eines der wenigen Länder, in denen es im Cricket eine Frauen-Nationalmannschaft gibt. Cricket hat für uns Inder den Stellenwert einer Religion und wird daher zu Recht als „Spiel der Götter“ bezeichnet.
Sag mir welchen Sport du machst und ich sag dir, wo du lebst. So ziemlich jedes Land hat seine (heimliche) Nationalsportart. Wir stellen euch sechs Studenten aus aller Welt und ihre Sportarten vor.