„Nur wir vier und die Musik“
Nach zehn Jahren Vollgas im Musikgeschäft, mehr als fünf Millionen verkauften Tonträgern und unzähligen Konzerten haben SILBERMOND die Stopptaste gedrückt, dachten kurzzeitig ans Aufhören, um dann aber herauszufinden, was wirklich wichtig ist. Musikalisches Ergebnis ist „Leichtes Gepäck“, das fünfte Studioalbum der Musiker aus dem sächsischen Bautzen. Sängerin Stefanie Kloß und Schlagzeuger Andreas Nowak erzählen darüber im Interview.
Wenn man eure neue Platte hört, hat man am Ende das Gefühl: Wow, da haben sich vier wirklich Gedanken über das Leben gemacht.
Stefanie: Ja, man kann schon sagen, dass wir mit dieser Platte die letzten zehn Jahre aufarbeiten und Themen behandeln, die uns wirklich nahegegangen sind. Es ist eine Art Roman mit zwölf Kapiteln, von denen keines fehlen darf. Wie der Song „Die Mutigen“, der an die Zeit erinnert, als wir uns zum ersten Mal getroffen haben, damals 1998 in Bautzen. Da waren wir noch naiv, sind einfach drauflos nach Berlin, mal gucken, was kommt, mit ganz viel Ehrgeiz und Spaß. Oder „B 96“, ein Lied, das zeigt, wie viel uns die Themen Heimat und Familie bedeuten, gerade weil wir nur selten zuhause sein können.
In der ersten Single „Leichtes Gepäck“ geht es darum, Ballast abzuwerfen, sich von unnötigem Firlefanz zu befreien und die wichtigen Dinge in den Fokus zu nehmen. Wie kam es zu dieser Erkenntnis?
Stefanie: Nach zehn Jahren Bandgeschichte hatten wir ein bisschen aus den Augen verloren, worum es eigentlich geht: um uns vier und die Musik. Mit steigendem Erfolg und jeder neuen Platte sind auch die Erwartungen von außen und der Druck, den man sich selber macht, gestiegen. Der Mut und die Freiheit vom Anfang sind ein bisschen verloren gegangen, manchmal hat es keinen Spaß mehr gemacht. Deshalb haben wir gesagt: Wenn wir noch eine Platte zusammen machen, dann müssen wir das zurückholen, dann muss es wieder um uns vier gehen, um die wirklich wichtigen Dinge. Deshalb haben die Jungs die Platte zum Beispiel auch live zusammen als Band eingespielt.
Ihr seid dafür sogar bis nach Nashville ins berühmte Blackbird Studio gereist.
Andreas: Wir brauchten einen Tapetenwechsel – das war einfach fällig. Nashville hat eine wahnsinnig gute Studiokultur, hier kommen viele Bands her, um – wie wir – analog aufzunehmen. Das Blackbird Studio ist eines der zehn besten weltweit, hier haben schon die Kings of Leon oder Jake White aufgenommen. Dort konnten wir wirklich den Sound kreieren, den wir im Kopf hatten.
Durftet ihr euch dort auch irgendwo verewigt? Per Edding an der Wand?
Stefanie: Nee, das hätte der Studiobesitzer sicher nicht so witzig gefunden. Aber ich hab einen Bleistift mitgehen lassen …
In „Heut hab ich Zeit“ geht es darum, auch mal offline und nicht erreichbar zu sein. Fällt euch das schwer?
Andreas: Die Frage gebe ich gleich mal weiter an Steffi
Stefanie: Ja, ich gehöre wohl zu der Kategorie, die morgens nach dem Aufwachen gleich die Nachrichten checkt, guckt, was auf der Welt los ist, und dann bei Facebook reinschaut. Gesund ist das sicher nicht.
Warum fällt es uns heute allen nur so schwer, zu entschleunigen?
Stefanie: Wir leben in einer Zeit, in der wir alle supergut sein wollen und viel investieren. Ich erwische mich auch oft dabei, dass ich bis 22 Uhr im Proberaum sitze und morgens 10 Uhr schon wieder da bin. Man muss stets seine imaginäre Stopptaste vor sich haben und draufdrücken, wenn es notwendig ist. Ich finde es extrem wichtig, sich Zeit für seine Freunde zu nehmen, abends ein Bierchen trinken zu gehen und nicht immer zu sagen „Ich hab keine Zeit“.
Wenn man erwachsen wird, ist man nicht mehr so unbedarft wie früher – was nicht unbedingt schlecht sein muss. Wir alle haben unseren Alltag, der einen immer wieder vor Schwierigkeiten stellt und den wir meistern müssen. Aber man darf nie vergessen, dass das Leben auch eine Leichtigkeit hat. Die muss man sich erhalten, manchmal auch zurückerkämpfen.
Andreas: Man muss immer wissen, was einem wichtig ist. Manchmal häuft man sich einen Haufen Zeug an und merkt, dass das einem gar nicht gut tut. Oder man hat vielleicht den falschen Job, macht Sachen aus Gewohnheit. Man muss immer wieder reflektieren: Was tut mir gut? Nicht in Gewohnheit verfallen. Aber das ist manchmal schwer.
Als es mit Silbermond losging wart ihr alle so um die 20. Viele eurer Schulfreunde sind damals studieren gegangen – habt ihr selbst jemals daran gedacht?
Andreas: Die Band so halbgar zu machen, war für uns keine Option. Der eine studiert vielleicht in Flensburg, der andere in München – dann hätten wir nie in einer solchen Intensität Musik machen können.
Stefanie: Hm, ich habe mich das tatsächlich schon oft gefragt, aber ich glaube, ich habe keine anderen Qualitäten und Fähigkeiten
Im Mai startet eure Tour. Juckt’s schon in den Fingern nach drei Jahren Bühnenpause?
Andreas: Auf jeden Fall. Es liegt uns einfach im Blut, auf der Bühne zu stehen. Wir freuen uns wahnsinnig drauf!
LEICHTES GEPÄCK – TOUR 2016
10.05.2016 Hannover, TUI Arena
12.05.2016 Hamburg, Barclaycard Arena
13.05.2016 Kiel, Sparkassen Arena
14.05.2016 Dortmund, Westfalenhalle
16.05.2016 Erfurt, Messehalle
17.05.2016 Nürnberg, Arena Nürnberger Versicherung
18.05.2016 Wien, Wiener Stadthalle Halle D
21.05.2016 München, Olympiahalle
22.05.2016 Stuttgart, Hanns-Martin-Schleyer-Halle
24.05.2016 Mannheim, SAP Arena
25.05.2016 Zürich, Hallenstadion
27.05.2016 Frankfurt/Main, Festhalle
28.05.2016 Berlin, Wuhlheide Open Air
02.06.2016 Bremen, Pier 2 (ZUSATZKONZERT)
03.06.2016 Bremen, Pier 2 (AUSVERKAUFT)
04.06.2016 Schwerin, Freilichtbühne Schlossgarten
24.06.2016 Köln, Tanzbrunnen Open Air
16.07.2016 Bad Kissingen, Luipoldpark
20.08.2016 Ravensburg, Oberschwabenhallenplatz
26.08.2016 Magdeburg, Domplatz
27.08.2016 Dresden, Filmnächte am Elbufer Open Air
02.09.2016 Saarbrücken, Congresshalle – Johannes Hoffmann Platz