Eric Stehfest ist 25 Jahre alt, kommt aus Dresden, hat Schauspiel in Leipzig studiert, hat in Berlin am Theater gearbeitet, hat eine eigene kleine Produktionsfirma und ist seit Dezember in der Rolle des DJs und Frauenschwarms Chris Lehmann in der Soap „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ zu sehen. An einem regnerischen Nachmittag hat er mit uns, bei einer heißen Zitrone, ehrlich über die Liebe gesprochen.
Was ist für dich wichtiger: Karriere oder Liebe?
Meine erste große Liebe, ist ja meine Karriere. Bei mir hat sich ein bisschen was verändert. Damals, als ich angefangen habe zu studieren, da wollte ich mal nach Hollywood. Aber dann gab es einen Punkt in meiner Entwicklung und vielleicht war das der Punkt, an dem ich merkte, jetzt werde ich vielleicht erwachsen. Auf jeden Fall habe ich aufgehört nur über mich nachzudenken und angefangen meine Umgebung wahrzunehmen. Mittlerweile ist es eher so, dass ich das was ich mache, nicht nur für mich mache, sondern in erster Linie um gewisse Sachen zu teilen, um in den gemeinsamen Austausch zu gehen. Mit einem Lächeln, mit Liebe. Deswegen gehören die beiden Worte Karriere und Liebe für mich irgendwie zusammen.
Was ist für dich Liebe?
Liebe ist für mich eine Aufgabe, der man gewachsen sein muss. Ich habe mich damals schrecklich schnell verliebt, immer und immer wieder und habe dann irgendwann gespürt, dass sich so gewisse Muster von Partnerin zur Partnerin wiedergefunden haben. Ich habe mich dann immer gefragt, warum denn jetzt schon wieder das gleiche Problem. Bis ich dann irgendwann gedacht habe, ok Eric, konzentriere dich doch erstmal auf dich. Fange doch erstmal an dich zu mögen und mit dir alleine klarzukommen. Deswegen ist Liebe für mich in erster Linie eine innere Ruhe mit sich selbst, eine Wärme zu sich selbst. All das, was ich in mir drinnen verarbeite, kann ich dann glaube ich auch teilen. Eine wirklich gesunde Liebe ist für mich, wenn sich dann beide auf einer Ebene begegnen.
Gehört Sex für dich zur Liebe?
Da werde ich gleich ein bisschen verlegen…also, das ist so eine Sache. Es gibt ja die eine Front, die sagt, Monogamie und so das ist alles völliger Blödsinn. Körperlichkeit kann man vom Geistigen trennen. Und dann gibt es die anderen, die sagen, wenn dann bin ich ja da und dann will ich auch nur da sein. Bei mir ist das morgen so und dann wieder so. Ich kann das gar nicht so genau sagen. Liebe und Sex gehören schon irgendwie zusammen, aber dann gibt es auch das rein Körperliche, das irgendwann mal ausprobiert werden muss. Aber eigentlich denke ich schon, dass das zusammengehört.
Glaubst du an die große Liebe?
Naja, zum jetzigen Zeitpunkt, heute und hier muss ich sagen, dass ich an die ewige Eigenliebe glaube. Das heißt, wenn ich an mir arbeite und Kraft investiere, bin ich immer bereit jemanden zu begegnen mit Liebe. Die ewige Liebe müsste man eigentlich ausdrücken als die ewige Liebe zu einer Person und das kommt immer darauf an, wie man sich entwickelt. Es kann ja immer was passieren, was den Geist zerrüttet und muss man sich wieder neu finden. Ich glaube, das ist wie so ein Wellenbad: Wenn man jemanden trifft, kann man versuchen mit dieser Person zusammen zu schwimmen. Manchmal ist man auf unterschiedlichen Wellen und dann findet man sich wieder. In den Zwischenzeiten darf man sich halt nicht mit Hass oder Wut begegnen, sondern sollte dem anderen seinen Raum geben und abwarten was kommt und wann man wieder auf einer Welle ist. In was für einer Beziehung dann auch immer.
Bist du eher Herzensbrecher oder das gebrochene Herz?
Tja, also ich glaube, so wie jeder, bin ich beides. Ich muss auch gestehen, früher hatte ich ja überhaupt keine Ahnung von irgendwelchen tollen Menschen, die mal irgendwas Tolles gemacht haben. Ich habe dann irgendwann mal angefangen auch Brecht zu lesen, er hat auch immer seine Inspiration in den Phasen gehabt, in denen er sich von jemandem getrennt oder sich verliebt hat. Ich glaube, wenn man den Wunsch hat sich in irgendeiner Form künstlerisch auszudrücken, dann sind das ja Momente in denen man extrem fühlt und extrem den Geist benutzt. Deswegen bin ich da auch gerne beides.
Wie gehst du generell mit Herzschmerz um?
Das ist sich natürlich alles entwickelt. Früher habe ich geschrien und wurde zu so einem King Kong und dachte ich sterbe und das Leben geht nicht mehr weiter. Musste unglaublich der Welt zeigen, wie schrecklich es mir gerade geht. Mittlerweile reicht mir dann auch mal kurz mein Zimmer, in dem ich alleine bin. Das was ich gelernt habe ist, negative Gefühle auszuhalten. Mir ist es möglich diese Trauerphase so lange machen zu lassen, wie sie halt da ist und das hat dann auch was Heilendes.
Warum bist du Single?
Weil ich gerade mit meinem Projekt verheiratet bin (lacht) und ich gerade die Zeit genieße, für mich. Und weil ich gerade sehr viele Beziehungen eingehe, die vielleicht nicht sexueller Natur sind. Ich baue Beziehungen zu Leuten auf und ich habe auch ein bisschen Angst davor. Oftmals passiert es ja, dass wenn man eine Beziehung eingeht und in alte Verhaltensmuster rutscht. Das möchte ich gerade nicht. Ich möchte einfach, dass das wie ich mit mir und anderen Menschen umgehe stabiler wird, dass ich mich damit sicher fühle und dann kann ich auch wieder jemanden begegnen.
Hast du schon mal online Dating ausprobiert?
Ne, das habe ich noch nicht. Aber ich habe Freunde die mir von Tinder erzählt habe. Und das ist natürlich ein starkes Stück: In 60 Sekunden 200 Menschen. Das ist schon heftig. Für mich als Menschen, der kein Problem damit hat auf der Straße jemanden anzusprechen, kommt es nicht so wirklich in Frage. Aber es ist eine Chance, um überhaupt in einen Kontakt zu treten. Ich finde nur die Rahmenbedingungen komisch, man muss warten bis der eine zum anderen passt und ich verstehe nicht so richtig, an was für Maßstäbe das angeknüpft wird. Die Welt braucht Tinder aus meiner Sicht auf jeden Fall nicht.
Was wünscht du dir für die Zukunft?
Liebe, natürlich (lacht). Für die Zukunft wünsche ich mir, dass sich mehr Menschen angstfrei begegnen, mit einem Lächeln. Ich habe das Gefühl, dass wir in einer Gesellschaft leben, die von Angst geprägt ist und ich wünsche mir einfach ein bisschen weniger Angst. Viele Menschen sind einfach zu sehr in ihren eigenen Gedanken verstrickt, hören anderen nicht zu und sind im Kopf schon völlig zu. Und wenn alle einfach mal ihren Kopf für Neues und Unbekanntes öffnen würden, wäre das gut. Gleichzeitig hoffe ich, dass ich mit meiner etwas speziellen Art und Weise Filme zu machen, vielleicht ein Ventil sein kann für den einen oder anderen. Es geht ja bei meiner Arbeit nicht darum für oder gegen etwas zu sein, sondern darum aufmerksam zu machen.
Du hast mit einem Freund zusammen die Produktionsfirma Station B 3.1 gegründet, warum?
Ich wollte schon mit sechs Jahren Schauspieler werden. Mittlerweile habe ich aber gemerkt, dass ich gerne was machen möchte, was darüber hinausgeht. Ich habe deswegen vor gut drei Jahren mit einem Freund zusammen die Station B3.1 gegründet. Für uns ist das ein Anlaufpunkt, an welchem sich Menschen mit ihren Biografien treffen, die erzählt werden müssen. Wir haben da in den nächsten zwei Jahren was sehr Spezielles vor, wir wollen alle zwei Monate einen Kurzfilm produzieren, in welchem wir einen Begriff der Psychologie durch die sprachliche und bildliche Ebene definieren. Am Ende sollen es so zwischen zehn bis zwölf Filme sein. In der richtigen Reihenfolge angeschaut sollen sie den Weg in die Abhängigkeit und wieder raus in die Unabhängigkeit zeigen. Das Ganze soll dann enden in einer Installation. Dafür wollen wir ein leer stehendes Gebäude mieten und das für Städte bieten. Das Gebäude soll eine Art Klinik sein, in die man gehen kann und sich visuell in die Abhängigkeit stürzen kann, indem man durch die verschiedenen Räume geht. Die Räume werden so angelegt sein, wie die Filme auch, es wird verschiedene Gerüche, Temperaturen, Atmosphären geben. So kann man dann durch die Räume in die Abhängigkeit laufen, bis man irgendwann wieder in der Unabhängigkeit landet.
Ihr wollte mehr über die Station B3.1 erfahren, dann schaut euch das Video an:
cc Photo: Eric Stehfest
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