Serie: E-Mail vom Forscher

Was schützt vorm digitalen Burnout?

Von: Alexander Markowetz

An: Smombies und die, die es nicht werden wollen. ;)

Betreff: Glücksbatterie wichtiger als Smartphone-Akku

Liebe Studierende,

ich bin mir sicher, Sie alle kennen das: Das Smartphone piept. Wieder und immer wieder – E-Mails, WhatsApp- und Push-Nachrichten rieseln im Minutentakt auf uns ein. Manchmal können wir der Versuchung widerstehen. Oft genug entsperren wir den digitalen Dauerbegleiter aber doch. Im Schnitt 53 Mal am Tag. Eigentlich nehmen wir uns fest vor, nur kurz eine dringende Nachricht zu beantworten. Stattdessen vertrödeln wir unsere Zeit mit WhatsApp und Facebook.

Als unser Team an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität 2012 das Menthal-Projekt startete, gab es noch wenig belastbare Daten. Die Menthal-App, mit der wir anonym das Verhalten von mehr als 300.000 Smartphone-Nutzern erforschten, brachte erstaunliche Erkenntnisse. Zweieinhalb Stunden am Tag nutzen die Teilnehmer ihr Smartphone im Schnitt – meistens für Spiele, Messenger und soziale Medien.

Das wirft natürlich Fragen auf: Was passiert mit einer Gesellschaft, die fortwährend auf ein kleines Kistchen starrt? Wie verändert das Smartphone abseits von Nackenverspannungen unseren Alltag und unser Miteinander? Vor allem aber: Warum sind Smartphones für uns so unwiderstehlich?

In meinem Buch »Digitaler Burnout« vergleiche ich deren Effekt mit dem von einarmigen Banditen. Jeder von uns trägt so einen in der Hosentasche mit. Wie bei den Glücksspielen in Las Vegas gibt es nur wenige Gewinner. Doch die Dopaminausschüttung lässt uns immer weitermachen.

Die antrainierte Aufmerksamkeitsstörung hat allerdings psychische, physische und gesellschaftliche Folgen. Ganz konkret hält sie viele vom Lernen ab. Vor allem beraubt sie uns aber dem Schönsten, was wir haben: Gemeinsamer, nicht nur digital erlebter Zeit mit unseren Freunden und der Familie. Nie wieder werden Sie so viel Zeit zum Genießen haben wie im Studium. Nutzen Sie das!

Das Gute ist, wir sind dem digitalen Dauerstress und Prokrastinieren nicht hilflos ausgeliefert. Mit einer digitalen Diät können wir unser Leben zurückerobern. Diät hört sich erst einmal nach reinem Verzicht an und ist natürlich nur individuell möglich. Aber wie wäre es mit der (selbst-)bewussten Gestaltung des Lebens, dem Auffüllen der Glücksbatterie statt dem Laden der Smartphone-Akkus? Kleine, bewusste Änderungen im Verhalten können schnell einen enormen Effekt entwickeln.

Warum nicht zum Beispiel einen Wecker kaufen und so die direkte digitale Dröhnung direkt nach dem Aufstehen vermeiden? Oder einfach das Smartphone eine halbe Stunde ignorieren. Aus einer halben Stunde werden schnell 60 oder 90 Minuten. Und sich 90 Minuten vollkommen einer Tätigkeit hinzugeben, ist nicht nur produktiv, sondern erfüllend. Ich wünsche Ihnen für Ihr Studium Geduld mit sich selbst und viel Freude bei der aktiven Zurückeroberung des Lebens!

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Die Gefahren des digitalen Dauerbegleiter Smartphone.

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