Es gibt viele Gründe, warum man einen Blog ins Leben ruft. Wer für einige Zeit ins Ausland geht, möchte so seine Erlebnisse und Eindrücke mit den Daheimgebliebenen teilen, andere nutzen sie als Plattform, um mit Gleichgesinnten zu kommunizieren. Auch Studenten bloggen, aber selten über Klausuren und Fachliteratur. An erster Stelle der gängigen Blogthemen steht die Mode. Was trage ich? Was tragen andere? Was würde ich gern tragen? Es gibt aber auch die anderen Blogs, auf denen sich die eine Studentin als begeisterte Bäckerin outet, die andere Anleitungen zum Nähen gibt und der Berliner die öffentliche Zettelwirtschaft der Hauptstadt in Bildern festhält. Unsere kleine Auswahl zeigt: Studenten sind vielfältig! Sie kommen viel rum, kleben, kleistern und kritzeln und sehen ihre Stadt und ihr Leben aus ihrer ganz eigenen Perspektive. Das macht Blogs zu einem Kaleidoskop an Lebensentwürfen, Phasen und Themen von jungen Menschen aus deutschen Großstädten. Blogs fungieren aber auch als Netzwerk, manchmal als Bewerbungsmappe. Nicht selten findet man durch das Bloggen den Kontakt in die Kreativbranche.
Katharina, 22, studiert Germanistik und Kunstgeschichte in Kiel
„Kuchen, Torten, Cupcakes, Cookies und alles, was süß ist“, antwortet Katharina auf die Frage nach dem Thema ihres Blogs, der seit anderthalb Jahren online ist. „Mein Blog ist etwas für Naschkatzen, die gerne mit Teig kleckern und auf der Suche nach neuen Rezepten sind.“ Mit ihrem geisteswissenschaftlichen Studium hat das rein gar nichts zu tun, sie sehe das Backen und Bloggen als kreativen Ausgleich zum Studium, erklärt sie. Zunächst verfolgte die Studentin andere Backblogs, dachte sich aber bald: „Hey, das kannst du auch!“ Mittlerweile postet sie einen Artikel in der Woche, dabei geht die meiste Zeit für das Backen drauf. Katharina freut sich über die große Resonanz auf ihren bonbonbunten Blog, der ihr den Job als Gastbloggerin für eine Zeitschrift einbrachte.
missblueberrymuffin.blogspot.de
Alexa, 22, studiert Mode-Management in Berlin
Seit Anfang 2012 zeigt Alexa auf ihrem Blog Bilder, die ihr Leben in Berlin, Eindrücke von Reisen und den täglichen Wahnsinn in den Mittelpunkt stellen. „Ich blogge meine Fotos, um anderen zu zeigen, wie ich die Welt mit meinen Augen sehe“, erklärt sie, „außerdem bekomme ich gerne Feedback, um mich zu verbessern.“ Das Fotografieren ist für Alexa eine Möglichkeit, sich kreativ auszudrücken, was neben dem betriebswissenschaftlichen Aspekt auch Teil ihres Studiums ist. Immer wenn die Berlinerin etwas Interessantes sieht, drückt sie auf den Auslöser, das wird sich hoffentlich auch nach ihrem Studium nicht ändern.
every-waking-moment.tumblr.com
Sari, 24, studiert Realschullehramt für Kunst, Deutsch und Englisch in Stuttgart
Bald wird Sari Schülern als Lehrerin den kreativen Umgang mit Farben und Formen näherbringen. Auf ihrem Blog konnte sie schon einmal üben, andere Menschen für Do it yourself-Projekte zu selbstgestaltetem Schmuck, Dekorationsartikeln und Geschenkideen zu begeistern. Seit mehr als zwei Jahren existiert der Blog, auf dem Sari über Mode, Lifestyle und Rezepte schreibt und den sie als „virtuelles Tagebuch“ betrachtet. Ein zweites Standbein hat sich die Studentin damit schon aufgebaut, denn durch ihren Blog konnte sie bereits an einem Buchprojekt mitwirken, konnte ihre Produkte in einem Onlineshop verkaufen und kooperiert regelmäßig mit größeren und kleineren Firmen.
Annika, 24, studiert Sonderpädagogik in Dortmund
Ihre Lieblingsthemen sind Mode und Outfits, darüber schreibt die Studentin auch auf ihrem Blog. „Teilweise und immer mal wieder poste ich über Klausurphasen und Probleme, die auftauchen“, erzählt Annika, „aber das Thema ‚Studium’ steht nicht im Vordergrund.“ Seit Juli 2010 bloggt sie über die Dinge, die ihr wichtig sind. Seit November 2010 war das vor allem die Diagnose Krebs, die sie damals erhielt, jetzt ist es die wieder wachsende Haarpracht. Mindestens ein Mal die Woche bloggt sie, je nachdem was so passiert. Das soll nach dem Studium so bleiben, auch wenn sich der Themenschwerpunkt dann bestimmt ändern wird und die Sonderschulpädagogin dann vielleicht über ihren Beruf bloggt.
Ann-Sophie, 21, studiert Kulturwissenschaften und Politik in Lüneburg
Durch ein Praktikum bei einem Do it yourself-Magazin kam Ann-Sophie zum Bloggen, seit Juni 2011 betreibt sie ihren Blog, auf dem sie über alles schreibt, was mit Selbermachen zu tun hat: „Basteln, stricken, nähen, einfach kreativ sein – das ist das, was mich erfüllt“, erzählt sie. Manchmal findet auch ihr Studium seinen Weg in einen Post. „Beispielsweise gibt es einen Text, in dem ich mich über die fehlende Bereitschaft, älteren Menschen im Bus den Sitz zu überlassen, echauffiere“, so Ann-Sophie. Im Mittelpunkt stehen aber die Kreativanleitungen, die sehr aufwendig seien: „Fotos machen, Texte formulieren, bei Nähanleitungen sind manchmal auch Schnittmuster dabei“, zählt sie auf.
gesehenundgesehenwerden.blogspot.de
Joab, 30, studierte bis Februar Kultur- und Medienmanagement in Berlin
Die kulturellen Schätze der Großstadt einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen – das war Joabs Anliegen, als er im Oktober 2010 den Blog anlegte. Darauf thematisiert er seitdem die teils kuriosen, teils alltagsromantischen oder völlig entrückten Zettel, die man an Straßenlaternen, Bäumen oder Zäunen entdeckt. Der Blog zur Alltagskulturkommunikation einer Großstadt war eine praktische Ergänzung zum Studium, denn auch hier in standen Themen wie Kultur, Medien, Kommunikation auf dem Lehrplan. Die emotionalen Ansprachen an Fahrraddiebe, Kuscheltierfinder oder die schönsten Mädchen der Berliner Nacht gibt es seit 2012 als Buch zum Blog. „Wellensittich entflogen. Farbe egal – Kuriose Zettelwirtschaft“ heißt das Werk, mit dem sich Joab den Traum vom eigenen Buch erfüllt hat.
Titelbild: Foto von Albrecht Noack
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