Nur 20% der Informatikstudierenden sind weiblich. Das Argument, dass Frauen schlichtweg nicht an Informatik interessiert seien und einfach nicht programmieren wollten, zieht nicht mehr und ist einfach falsch. Denn diese Zahl ist die Folge eines gesellschaftlichen Problems. Die Frage die sich nun stellt, ist warum nur so wenig Frauen Informatik studieren.
Mehr Frauen in der Informatik würden nicht nur fachspezifische Probleme lösen, sondern die gesellschaftliche Anerkennung von Frauen deutlich verbessern und im Allgemeinen ein wichtiger Schritt in Richtung Gleichberechtigung sein. Das passiert, da Informatik ein sehr angesehenes Studienfach und angesehener Beruf ist, mit einen großen Potential für die Zukunft und vielversprechenden Einstiegsgehalt. Hier findest du mehr Informationen zum Informatikstudiengang.
Vor dem Studium
Um diese Frage zu beantworten müssen wir zurück in unsere Kindheit gehen. Denn dort beginnt der sogennante “Teufelskreis”. Es wird davon ausgegangen, dass Männer interessiert an Technik und automatisch talentiert in Dingen bezüglich Informatik wären. Schon von klein auf werden Jungs öfter in Situationen mit Technik gebracht, als Mädchen. Sei es einen Ausflug am Sonntag zur Autowerkstatt oder das neue Computerspiel zum Geburtstag. Somit werden Kindern im Bezug auf ihr Geschlecht Interessen unterstellt ohne, dass sie sich selbst orientieren können. Dies führt dazu, dass Jungs mehr Erfahrung und Selbstbewusstsein im Bereich der Informatik entwickeln, was besonders prägend Pubertät ist. Dort finden wir unsere individuellen Interessen, welche sehr stark auf bereits bestehender Erfahrung und dem Selbstbewusstsein basieren.
Die Annahme, dass Jungs von Natur aus technikbegabter seien hat auch weitere Folgen. Im Umgang mit Computern werden positive Erfahrungen von Jungs als natürliche Folge ihrer Fähigkeiten angesehene, während Mädchen beigebracht wird, dass es Glück oder Folge harter Arbeit war. Umgekehrt bei Fehlern, wird es bei Jungs als Pech oder Ausrutscher gesehen, während es bei Mädchen an ihren schlechten Fähigkeiten liegt.
Diese beiden gesellschaftlichen Beobachtungen sind nicht nur der Grund für die geringe Zahl an Informatikstudentinnen, sondern führt auch dazu, dass viele talentierte und wertvolle Wissenschaftlerinnen schon sehr früh verloren gehen.
Während des Studiums
Schon von beginn an wird der hohe Leistungsdruck dieses Studiengangs offen vermittelt, denn Informatik ist nicht nur ein sehr lernintensives Fach, sondern kann sich außerdem noch leisten unter-qualifizierte Menschen auszusortieren.
Dieses Problem ist geschlechtsunspezifisch und betrifft besonders Studierende mit wenig Vorwissen oder wenig Zeit sich in ihrer Freizeit mit dem Thema zu beschäftigen.
Die allgemeine Beobachtung, dass Männer gerne und oft ihr Halbwissen selbstbewusst und hervorhebend vortragen, ist in diesem Studiengang besonders zu beobachten. Denn trotz ihres mangelnden Wissens tragen sie es selbstbewusst vor, da Unwissen als Schwäche angesehen wird.
Des Weiteren wird durch die Seltenheit von Frauen in dem Studiengang das Phänomen Tokenism deutlich. Hierbei werden Menschengruppen, welche weniger als ein Drittel repräsentiert werden, nicht mehr als Individuen angesehen. Das führt dazu, dass einzelne Frauen sich nicht mehr trauen Fehler zu machen oder Fragen zu stellen, welche essentiell für das Lernen sind, da dies nicht auf ihr individuellen Konto geht, sondern repräsentativ für die Gruppe steht.
Auch in diesem Bereich wird die Sexualisierung der Frau deutlich, denn oft wird davon ausgegangen, dass Frauen nur Informatik studieren um Männer kennenzulernen. Denn ohne im “Besitz” eines Mannes zu stehen, werden Frauen von Kommilitonen übergriffig und sexuell basierend behandelt. Das zeigt, dass oftmals Männer nicht die Frau respektieren, sondern nur die Freundin eines Mannes.
Nach dem Studium
Nach Abschluss des Studiums ist zu beobachten, dass besonders eine Gruppe erfolgreich in ihrer Karriere wird: Singlemänner. Das liegt daran, dass der Beruf viel Flexibilität und Zeit beansprucht. Das können Frauen meist nicht vorweisen, da sie im europäischen Vergleich ein Drittel bis doppelt so viel unbezahlte Arbeit, in Form des Haushalts, leisten müssen. Durch die immernoch anhaltende Zuschreibung der Kinder- und Haushaltsverpflichtungen an Frauen, können sie meistens nur Teilzeitstellen annehmen, welche in dieser Berufsrichtung nicht angesehen sind.
Fazit
All diese Gründe erklären die Zahl, warum nur 20% der Informatikstudierenden weiblich sind. Wir sind nun dafür verantwortlich den Geschlechterrollen ein Ende zu setzen und auch Frauen den Mut geben Informatik zu studieren, da es ein äußerst interessanter Studiengang mit viel Potential für die Zukunft ist. Mehr Frauen in der Informatik würde das gesamt Gebiet voranbringe, da durch die Vorurteile viele talentierte Wissenschaftlerinnen verloren gehen. Hier findest du mehr Informationen zum Informatikstudiengang.