Das Selbstexperiment: Eine Woche ohne Kaffee
Kaffee, oh Kaffee, unser aller Lebenselixier: Es ist fast schon erschreckend und, ja, auch ein bisschen traurig, wie absolut abhängig unsereins von der schwarzen Filterbrühe ist, die uns den morgendlichen Energiekick beschert. Für viele - und ich nehme mich da gar nicht aus - geht ohne die braune Brühe gar nichts. Also wirklich, wirklich nichts. Nada. Zero. Da ist an Aufstehen gar nicht zu denken. Aber andererseits: Wer möchte sich selbst schon so dermaßen abhängig machen, noch dazu von einem vermeintlich simplen Getränk? Es muss auch ohne gehen, dachte ich, sprach's, und setzte es in die Tat um.
Die Qual ohne Wahl: Kaffeelose Woche
Nachdem alle Bescheid wussten, gab's auch kein Entrinnen mehr. Klar, den Spaß wollte auch niemand verpassen: Könnte lustig werden, dachten die anderen. Das wird die Hölle, dachte ich... meine kaffeelose Woche schildere ich euch Tag für Tag (und zu dem Zeitpunkt des Verfassend mit einer schönen, großen Tasse Kaffee vor mir auf dem Tisch) und so, wie ich sie erlebt habe, die Horror-Woche.
Tag 1
Eigentlich ganz okay. Ja, ja, doch, das geht schon. Zumindest habe ich es mehr oder weniger problemlos aus dem Bett geschafft. Statt einem Riesenbecher Kaffee gönne ich mir heute morgen eine eiskalte Dusche, um die müden Geister zu wecken und voller Energie in den noch frischen Tag zu starten. Kurze Zeit später: Frisch ist was anderes. Auf dem Weg zur Arbeit schaut mich Linda, die mir üblicherweise schon den Becher mit dem frisch gebrühten Teufelszeug aus dem Ladenfenster hält, verdutzt an. Die Tasse kann und muss sie heute selbst trinken. Mit hängenden Schultern trotte ich von dannen...
Tag 2
Kalter Entzug. Noch bevor ich die Augen aufschlage, fällt mir wieder ein, auf welch hanebüchene Sache ich mich da eingelassen habe. Es kommen erste Selbstzweifel auf: Wer merkt schon, wenn ich mir doch ein winziges Tässchen genehmige? Aber der Wille, es allen - und vor allem, mir selbst - zu beweisen, ist stärker als das Verlangen nach dem Kaffee. Also muss es auch heute die kalte Dusche sein, die ich mir statt Kaffee genehmige. Mutlos schlage ich die Augen auf und beginne mit der selbst auferlegten Tortur. Ich versuche mich abzulenken – mit einem Hörbuch.
Tag 3
Gibt es eigentlich auch einen Wetteinsatz, oder mache ich das tatsächlich alles aus Jux und Tollerei?! Ich kann nicht fassen, dass mir die Idee nicht früher gekommen ist - als Wetteinsatz versuche ich nachträglich, eine neue Kaffeemaschine für mich herauszuschlagen. Erfolglos.
Tag 4
Pure Verzweiflung. Obwohl heute quasi Halbzeit ist, fällt es mir besonders schwer, stark zu bleiben und Linda auch heute alleine mit dem Kaffeebecher im Laden stehen zu lassen. Die schüttelt nur den Kopf und hat keine Ahnung, was los ist. Ich bringe es aber nicht über's Herz, ihr von meiner persönlichen Kaffee-Fastenzeit zu erzählen. Außerdem bin ich wirklich spät dran heute. Der Grund? Zu müde - es fehlt einfach der gute, alte Kaffee, der meine moprgendlichen Lebensgeister normalerweise erweckt. Unglaublich, wie dieses Getränk auf mich wirkt: Es ist wirklich erschreckend. Diese Gedanken kreuzen meinen Kopf, Linda wird immer kleiner - und in mir keimt der Gedanke, dass das mit dem Kaffee-Entzug vielleicht doch keine ganz so schlechte Idee ist.
Tag 5
Ich fasse neuen Mut! Es muss doch Alternativen geben, oder? Man möchte sich - und das war ja der ursprüngliche Gedanke - nicht von irgendetwas zu trivialem abhängig machen. Statt Kaffee versuche ich es heute mit einer vernünftigen Tasse schwarzem Tee. Nach ein, zwei Schlucken denke ich: Hm! Das ist aber lecker. Könnte ich mich glatt dran gewöhnen.
Tag 6
Voll frischem Lebensmut mache ich mich auf in den neuen Tag. Kaffe vermisse ich heute kein bisschen - ich habe eine große Flasche schwarzen Tee im Gepäck, den ich mit großer Freude zu jeder Gelegenheit schlürfe. Nur der typische Kaffeegeschmack fehlt ein kleines bisschen.
Tag 7
Kaching! Heute ist der letzte Tag meiner selbstverordneten Kaffee-Diät, heißt: Ab morgen kann ich wieder nach Lust und Laune schwarzes Gold schlürfen, wie mir der Sinn steht. Nur: Ich habe gar kein allzu großes Verlangen danach. Mit meiner Alternative zum Kaffee, schwarzem oder grünem Tee, bin ich mittlerweile absolut zufrieden.
Nach dem kalten Kaffee-Entzug: So geht's weiter
Die kaffeelose Woche habe ich erfolgreich hinter mich gebracht, mittlerweile darf ich wieder genüsslich zu mir nehmen, wonach mit der Sinn steht. Ab und zu genehmige ich mir das ein oder andere Tässchen - als abhängig würde ich mich mittlerweile aber nicht mehr bezeichnen. Leckere und deutlich gesündere Alternativen wie ungesüßte Tees (oder: mit Milch und Zucker, als Quasi-Entsprechung!) sorgen für Abwechslung und lassen mich nichts vermissen.
Schwarzes Gold, du gibst uns die tägliche Kraft - was aber, wenn die geliebte schwarze Brühe mal bewusst ausgelassen wird? Ein Selbstexperiment.