Weisheiten in kleinen Portionen
Um auszudrücken, wie es einem geht, wie die eigene Gefühlswelt aussieht, braucht es in der Regel nicht viele Worte. Oft nicht mal die Eigenen. Zitate berühmter Dichter, Denker und anderer historischer Personen können den gleichen Zweck erfüllen. Die 26-jährige Trille Nina aus Berlin beweist dies in ihrem Blog: Jeden Tag veröffentlicht sie ein Zitat einer berühmten Person und lässt dies in den meisten Fällen unkommentiert für sich alleine stehen. In der Regel gibt sie keinen Kontext, keinen Interpretationsansatz und doch verraten die Zitate viel über die Bloggerin und wie es gerade in ihr aussieht.
Angefangen hat alles im Sommer 2012. Damals war Trille gemeinsam mit einem Freund in Kopenhagen. Während des Urlaubes reihte sich eine lustige Gegebenheit an die nächste. Und den beiden Freunden war klar, dass die Erlebnisse teilweise so kurios waren, dass man sie eigentlich festhalten müsste. “Da kamen wir auf die Idee, darüber zu bloggen. Nach dem Urlaub habe ich dann auch angefangen. Nur die Rubrik Reisegeschichten habe ich immer noch nicht verwirklicht,” erinnert sich die Studentin der Politikwissenschaften heute. Statt den Reisegeschichten ist ihr Blog eine Art Zitatesammlung geworden.
“Immer wenn ich Zitate suche, könnte ich mich in ihnen verlieren”, antwortet die Studentin auf die Frage, was ihr im Zusammenhang mit ihrem Blog die größte Freude bereitet. Beim Durchstöbern des Internets, des heimischen Bücherregals und vielleicht auch mal der Universitätsbibliothek, genau dann verliert Trille den Überblick über die Zeit und diese rauscht an ihr vorbei. Jeden Tag teilt sie eines ihrer kleinen Fundstücke mit der Netzgemeinschaft und das scheinbar völlig losgelöst von irgendeinem Kontext. Und doch erfährt man vieles über die 26-Jährige, wenn man sich die Zitate im Zeitraffer anschaut: Wann es ihr gut ging, wann sie traurig und wann sie euphorisch war.
Wenn Alfred Polgars Zitat “Die Menschen glauben viel leichter eine Lüge, die sie schon hundertmal gehört haben, als eine Wahrheit, die ihnen völlig neu ist”, gefolgt von Dantes Ausspruch “Das Grundprinzip unserer Freiheit ist die Freiheit des Willens, die viele im Munde führen, wenige aber verstehen” und Salvador Dalis “Wer interessieren will, muß provozieren”, lässt das vermuten, dass sich Trilles Gedanken in diesen Tagen gerade sehr um die Konzepte der Meinungsfreiheit und Meinungsbildung kreisten. Oder wenn Graham Greenes “Sentimentalität nennen wir das Gefühl, das wir nicht teilen” Zitaten von Dietriche Bonhoeffer – “Je schöner und voller die Erinnerung, desto schwerer ist die Trennung. Aber die Dankbarkeit verwandelt die Erinnerung in eine stille Freude” – und Pearl S. Buck – “Viele Menschen versäumen das kleine Glück, während sie auf das Große vergebens warten” – vorangeht, liegt die Vermutung nahe, dass die Studentin sich zu der Zeit auf nostalgische Art mit den Themen Erinnerung und Trennung auseinandergesetzt hat.
Trilles gesammelte Aussprüche berühmter Personen sind somit viel mehr als eine bloße Zitatesammlung: Sie sind Weisheiten in kleinen Portionen und ein Einblick in ihr Inneres.
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