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"Auch Mädels dürfen sich zum Affen machen!"

Seit gut einem Jahr mischt Joyce Ilg erfolgreich in der deutschen YouTuber-Szene mit. Sonst arbeitet sie als Moderatorin und Schauspielerin, vorzugsweise in deutschen Vorabendserien und Fernsehfilmen. Im Interview erzählt die Kölnerin, was sie am YouTube-Hype gut und schlecht findet, wie sie damit Geld verdient und ob sie wirklich Joyce Ilg heißt.

Joyce, du arbeitest als Schauspielerin, moderierst und hast einen erfolgreichen YouTube-Kanal. Wie sieht bei dir ein normaler Wochentag aus?
Das ist total unterschiedlich. Alleine meine Arbeit für den YouTube-Kanal bringt so viele verschiedene Arbeitsschritte mit sich. Einen halben Tag lang schreibe ich Konzepte, ein bis zwei Tage lang drehe ich, ein bis zwei Tage schneide ich. Es gibt Tage, an denen ich nur am Computer sitze und welche, an denen ich nur unterwegs bin, zum Beispiel bei irgendwelchen Events.

Wie hast du deiner Oma erklärt, was du da bei YouTube machst?

Das habe ich ihr nie so richtig erklärt, sie hat das aber mittlerweile selbst herausbekommen, indem sie viele meiner Sendungen geschaut hat. In erster Linie ist man als YouTuber ein Videoproduzent, muss aber dabei sämtliche Aufgaben machen, die anfallen. Deshalb sieht das Video vielleicht nicht total professionell aus, hat aber mehr Authentizität. Und das macht für die jungen Zuschauer den Reiz aus.

Verfolgst du mit deinen Videos ein Ziel, hast du eine Message?

Am Anfang habe ich die Videos nur gedreht, um mich auszutoben und Spaß zu haben. Aber inzwischen habe ich so eine Art Message entwickelt: Dass auch Mädels sich mal zum Affen machen und peinliche Sachen machen dürfen. Das kommt bei meinen Zuschauerinnen gut an, sie schreiben mir, dass sie dadurch mehr Selbstbewusstsein bekommen.

Ärgert es dich, dass im Netz so viele Beauty- und Schminkvideos kursieren?

Ich persönlich kann damit nichts anfangen, obwohl ich viele von den Schmink-YouTuberinnen privat total gerne mag. Ich finde es nicht wichtig, dass Mädchen immer super-hübsch und zurechtgemacht aussehen. Deshalb verurteile ich die Schmink-Youtuberinnen aber nicht. Man kann sich ja aussuchen, welche Videos man guckt.

Was beachtest du noch bei der Auswahl deiner Themen?

Ich halte mich mit polarisierenden Ansichten lieber zurück. Ich will die Leute mit meinen Themen eher zum selbständigen Denken anregen, damit sie für sich eine eigene Meinung finden.

In einigen deiner Sketche kritisierst du, wie wir heute mit dem Internet, dem Smartphone und unserer Zeit umgehen. Wie siehst du den medialen Wandel?

Ich mache mir da richtig viele Gedanken drüber, weil das überhandnimmt. Bevor ich bei YouTube war, habe ich selbst nie irgendwo etwas gepostet. Jetzt nutze ich die sozialen Medien täglich, weil es zu meinem Job gehört. Dabei muss man bedenken, dass Posts aus dem Netz nicht mehr rückholbar sind. Außerdem bekomme ich ständig Mails, Anrufe und Nachrichten, die ich sofort beantworten muss. Das nervt mich total. Ich habe schon überlegt, ob ich mir einen Zwei-Stunden-Slot am Tag schaffe, an dem ich auf Mails antworte, und sonst eine automatische Mailantwort einrichte.

Du verdienst inzwischen so viel mit deinem YouTube-Kanal, dass du davon leben könntest. Wie funktioniert das?

Zum einen wird vor die Videos ein Werbespot geschaltet, durch den YouTuber verdienen. Außerdem kann man Product-Placement betreiben, also im eigenen Video Dinge zeigen und dafür Geld kassieren. Auf die Werbung, die vorgeschaltet ist, hat man keinen Einfluss, doch im Video zeige ich selbst nur Produkte, die ich selbst gut finde oder vertreten kann. Ich bekomme viele Anfragen, lehne aber das meiste ab. Zum Beispiel die von McDonalds, weil ich Vegetarierin bin und deshalb dieses Unternehmen nicht unterstützen möchte.

Das Geschäftsmodell „YouTube-Star“ wird in letzter Zeit stark kritisiert. Einige von ihnen wie die Beauty- und Mode-Bloggerin „Bibi“ stellen Produkte vor, die sie unter dem Video verlinken, bei einem Kauf über den Link erhalten sie Provision. Was hältst du davon?

Diese Sachen erinnern mich ein bisschen an Teleshopping: Produkte vorstellen und gleich angeben, wo man sie bestellen kann. Sowas mache ich nicht. Bei den Beauty- und Fashion-YouTubern ist das aber sehr verbreitet. Die halten sowieso ständig Produkte in die Kamera – sie können sich ja nicht ohne Produkte schminken. Ich kann es schon nachvollziehen, dass sie die Produkte verlinken, die Leute fragen ja sowieso danach. Und warum sollen sie dann nicht einen Deal machen, bei dem sie daran mitverdient? Das ist schon nachvollziehbar, für mich aber eher uninteressant.

Du selbst verlinkst unter deinen Videos auf eine Kleidungsmarke.
Ja, das ist ein Label, das meinem Kollegen Chris und mir gehört. Wir entwerfen beide T-Shirts, die wir dort verkaufen.

Hast du, wie viele deiner Kollegen, ein Management für den YouTube-Kanal?
Bei mir steht niemand hinter dem Kanal, weder ein Netzwerk noch ein Management. Ich habe ich mich erstmal dafür entschieden, hier frei zu bleiben. Das kann sich aber auch irgendwann ändern.

Ist Joyce Ilg eigentlich dein richtiger Name?

Ja, so steht’s auch in meinem Personalausweis. Ilg ist tatsächlich ein deutscher Nachname, nur sehr selten. Und Joyce hat meine Mama ausgesucht. Sie war früher ein Hippiemädchen und fand das Wort „Joy“ – „Freude“ – in dem Namen so schön.


Seit gut einem Jahr mischt Joyce Ilg erfolgreich in der deutschen YouTuber-Szene mit. Sonst arbeitet sie als Moderatorin und Schauspielerin, vorzugsweise in deutschen Vorabendserien und Fernsehfilmen. Im Interview erzählt die Kölnerin, was sie am YouTube-Hype gut und schlecht findet, wie sie damit Geld verdient und ob sie wirklich Joyce Ilg heißt.

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