Prüfungsangst

Was hilft gegen Prüfungsangst?

In den nächsten Wochen stehen bei vielen Studenten wieder Prüfungen an. Zum Ende des Semesters wird geprüft, was die Studenten in den vergangenen Vorlesungswochen gelernt haben und was nicht. Viele Erstsemester werden sich zum ersten Mal dieser Erfahrung stellen. Viele Studenten wird schon jetzt ganz mulmig, wenn sie an die bevorstehende Prüfung denken und manche haben Angst. Prüfungsangst. Was genau Prüfungsangst eigentlich ist, wie diese entsteht und wie man sie wieder los wird, über diese Themen haben wir mit Sabine Thalmayr gesprochen. Sie ist Heilpraktikerin auf dem Gebiet der Psychologie und Hypotherapeutin. Im Januar ist ihr Buch „Keine Angst vor Prüfungsangst“ im CBX-Verlag erschienen.

Frau Thalmayr, was ist der Unterschied zwischen Lampenfieber und Prüfungsangst?

Lampenfieber zu haben ist völlig normal und auch gut. Es macht uns Leistungsbereiter und hilft dabei die Konzentration auf einen bestimmten Punkt zu richten. Die Aufregung beim Lampenfieber vergeht in der Regel innerhalb der ersten Prüfungsmomente. Beispielsweise wenn der Student merkt, dass er die Fragen beantworten kann und gut auf die Prüfung vorbereitet ist.

Prüfungsangst ist weit mehr als nur Lampenfieber. In solchen Fällen schätzt das Gehirn die Prüfungssituation als wirkliche Gefahr ein, die den Studenten bedroht. Bei Studenten die unter Prüfungsangst leiden kommt es in der Prüfungssituation dann oftmals zu einem Blackout, egal wie gut sie vorbereitet sind. Durch die Schockreaktion der Prüfung stellt das Gehirn das Denken ein und reagiert nur noch, genauso wie bei einer realen Gefahr.

Wieso nehmen nicht alle eine Prüfung als Gefahr wahr?

Das kommt ganz auf die individuelle Persönlichkeit und Vorgeschichte an. Studenten und Schüler, die unter Prüfungsangst leiden, bringen oftmals viel Eigendruck mit. Dieser Eigendruck hat in vielen Fällen auch was mit der jeweiligen Erziehung zu tun. Sprich, welchen Druck die eigenen Eltern früher bei Prüfungen ausgeübt haben: Wurde derjenige bei einer schlechten Prüfung durch seine Eltern eher bestärkt oder noch weiter kritisiert?

Zu der realen Angst vor der Prüfung mischt sich bei Prüfungsangst oftmals noch die neurotische Angst, also die Angst vor der Angst. Wenn ein Student beispielsweise in einem bestimmten Prüfungsraum bisher nur schlechte Prüfungen abgelegt hat, dann verknüpft sein Gehirn den Prüfungsraum mit der Angst vor der Prüfung. Der Student hat also Angst wieder zu versagen, da er wieder in diesem bestimmten Prüfungsraum eine Prüfung ablegen muss.

Was hilft gegen die Angst vor der Prüfungssituation?

Im Grunde muss die als unangenehm abgespeicherte Prüfungssituation in eine einigermaßen angenehme Atmosphäre umgeändert werden. Das heißt, dass die angstauslösenden Bilder im Gehirn neu sortiert und bewertet werden müssen, damit sie nicht mehr als bedrohlich wahrgenommen werden. Das kann zum Beispiel durch Suggestion erreicht werden.

Wie bringt man das Gehirn dazu Bilder umzuspeichern?

Das lässt sich so pauschal nicht sagen. Was jedoch oft funktioniert ist der Weg über den Geruchs- oder Gehörsinn. Wenn es einen bestimmten Geruch gibt – zum Beispiel ein ätherisches Öl – das man gerne riecht, das einen entspannt, dann kann man diesen Geruch bewusst mit in den als negativ abgespeicherten Prüfungsraum nehmen. Sich einfach ein paar Tropfen des Geruchs auf ein Taschentuch träufeln und vor der Prüfung an diesem riechen. Der Geruch versetzt das Gehirn dann gleich wieder in die Situation, in der man sich vorher wohl gefühlt hat und hilft dabei die Prüfung und den Prüfungsraum positiver wahrzunehmen.

Oder man geht über den Gehörsinn. In diesem Fall einfach beim Lernen leise Musik hören, die einem gefällt und entspannt. Die Musik dann vor der Prüfung hören und sich so wieder in einen Wohlfühlmodus versetzen.

Was sollten Studenten tun, wenn solche kleinen Tricks nicht gegen die Prüfungsangst helfen?

Generell ist es bei diesen beiden Übungen, aber auch den anderen, die ich in meinem Buch und auf meinen CDs beschreibe, wie mit dem Vokabeln lernen: Sie setzen sich nicht sofort im Gehirn fest und müssen wiederholt werden. Wenn man das Gefühl hat, dass man die Angst alleine nicht unter Kontrolle bekommt, sollte man sich auf jeden Fall in professionelle Behandlung begeben und einen Therapeuten aufsuchen. Dieser kann sich dann ganz genau anschauen, woher die Prüfungsangst kommt und wie der Student gestärkt und ihm seine Hilflosigkeit genommen werden kann.

Ist man nach eine professionellen Behandlung dauerhaft Prüfungsangstfrei?

In der Therapie wird – genauso wie bei dem Trick mit dem Geruch und der Musik – dafür gesorgt, dass Situationen vom Gehirn umgedeutet werden, dass sich Synapsen neu verknüpfen. Ziel ist es, dass die angsteinflößende Situation der Prüfung danach vom Patienten anders bewertet wird. Patienten mit Prüfungsangst werden also schrittweise dahin geführt, dass sie die angsteinflößenden Bilder in ihrem Kopf umdeuten und diese entspannter wahrnehmen. Bis dann schließlich aus der Prüfungsangst wieder normales Lampenfieber geworden ist.

Studenten mit Prüfungsangst lernen in der Therapie, dass sie der Angst nicht ausgeliefert sind, sondern etwas gegen diese tun können. Wenn sie lernen mit ihrer Prüfungsangst umzugehen, sind sie auch wieder ein Stück selbstbestimmter.

Hier findet ihr die 10 besten Apps zum Lernen!

Hier könnt ihr Sabine Thalmayr treffen und mit ihr über eure Prüfungsangst reden.


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