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Vom Flüchtling zum Studenten

Kiron Open Higher Education kann zu Recht als kleine Bildungsrevolution bezeichnet werden: Das 2015 gegründete Berliner Social Start-up setzt auf ein hybrides Lernmodel aus Online-Kursen und späterer Offline-Präsenz an einer regulären Uni – und bietet geflüchteten Studenten so eine echte Perspektive. Neben diversen Partnerhochschulen bestehen Kooperationen mit Anbietern von MOOCs, darunter coursera, iversity sowie den edX-Kursen der Universitäten Harvard, Stanford, Yale sowie des MIT.

Ab September 2016 fördert auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) das Jungunternehmen: mit 2,1 Millionen Euro für die nächste 13 Monate. Eine stattliche Summe und Grund genug, ein Jahr nach der Gründung mit Melanie Spreeberg von Kiron ein Fazit zu ziehen.

Uniglobale: Was steckt hinter dem Konzept von Kiron?

Melanie Spreeberg: Wir wollen Geflüchteten mit den 500 Kursen auf unserer Plattform bei der Vorbereitung auf ein Studium und beim Zugang zu einer Hochschule in Deutschland helfen. Das machen wir einerseits mit digitalen Sprachkurs- und Mentoring-Angeboten. Darauf aufbauend entwickeln unsere Partner gemeinsam englischsprachige Online-Curricula in den Bereichen Ingenieurwissenschaften, Betriebswirtschafts- und Volkswirtschaftslehre, Informatik und Sozialwissenschaften weiter, die den Studierenden zur Verfügung stehen. Wir erproben damit Möglichkeiten und Grenzen digitaler Bildungsangebote beim Übergang vom außerhochschulischen Lernen in akkreditierte Studiengänge.

Wer zählt zu diesen Partnern?

Wir haben derzeit 22 Partnerhochschulen, die größtenteils von sich aus auf uns zugekommen sind. Dazu zählen Privatunis, aber auch staatliche Fachhochschulen. Neben den 18 deutschen Unterstützern wie der RWTH Aachen und der Fachhochschule Lübeck haben wir auch Partner in Frankreich, Italien und Jordanien.

Wie ist die Resonanz bei Geflüchteten?

Offiziell wurde Kiron im Frühjahr 2015 gegründet und konnte im Herbst mit den ersten Teilnehmern an den Start gehen und so schnell vielen geflüchteten Menschen Bildungsperspektiven geben. Inzwischen haben wir mehr als 3.000 registrierte Studierende, von denen ein Großteil bereits mit dem zweijährigen Online-Studium begonnen hat. Daran lässt sich dann ein zweijähriges Präsenzstudium oder alternativ eine praktische Ausbildung anschließen.

Welche Vorteile bietet die Digitalisierung des Hochschulwesens, welche Herausforderungen bestehen?

Unsere Studenten sind Anfang bis Mitte 20 und haben teilweise schon Studienerfahrung. Mit einem Online-Studium können sie wieder Anknüpfungspunkte finden, die Wartezeit nutzen bis sie einen Job finden oder einfach überlegen, wie es weitergehen soll. Ein Online-Studium kann aber auch sehr anstrengend sein, weil es einem viel Eigenmotivation und Disziplin abverlangt. Für Geflüchtete ist es zudem oft doppelt schwer, weil sie sich in einer Ausnahmesituation befinden. Häufig fehlt es an Utensilien, Internetzugang, Lernräumen, oder auch Kontakt zu Lerngruppen. Andererseits entstehen Verbindungen, die sonst nicht zum Tragen kommen. So hat die Google Stiftung auf Anfrage einigen unserer Teilnehmer Laptops gespendet. Und auch wir selbst arbeiten mit vielen Akteuren zusammen. Unsere MOOCs etwa laufen über externe Anbieter, die Sprachkurse ebenso. Unser partnerschaftliches Netzwerk ist dadurch sehr groß.

Wodurch lässt sich die Digitalisierung in Deutschland verbessern?

In Deutschland geht es sehr bürokratisch zu, es muss immer erst feste Strukturen geben und viel vorüberlegt werden, bevor etwas richtig beginnen kann. Das ist auch ein kuturelles Ding. Aber zumindest erkennt man das Potential von Online-Kursen hierzulande langsam an. Und das sollte man – als Ergänzung zu einem Offline-Studium. Denn darum geht es: Integration durch Bildung.


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