Zugegeben, das Traineeprogramm ist nicht unbedingt die klassische Berufseinstiegsform für Geisteswissenschaftler, denn in vielen Unternehmen sind vor allem Wirtschaftswissenschaftler, Informatiker oder Ingenieure gefragt. Gibt es doch Angebote, betreffen diese vor allem die Bereiche Pressearbeit oder Personalwesen. Hier sind jedoch vier Beispiele, bei denen es auch mit einer Führungsposition in der Wirtschaft klappen kann.
Creative Management Program | Bertelsmann
Deutschlandweit bisher einzigartig, hat Bertelsmann 2016 ein Traineeprogramm speziell für Geisteswissenschaftler eingeführt. Das Creative Management Program dauert 20 Monate und soll auf eine spätere Management-Karriere im Konzern vorbereiten.
Die potenziellen Nachwuchsführungskräfte betreuen dabei individuelle Projekte in den deutschen Tochterunternehmen von Bertelsmann. Um einen breitgefächerten Einblick in das Medien-, Dienstleistungs- und Bildungsunternehmen, das in rund 50 Ländern der Welt aktiv ist, zu gewinnen, durchlaufen die Trainees Stationen bei der Mediengruppe RTL Deutschland, der Verlagsgruppe Random House, Gruner + Jahr, BMG und weiteren Bertelsmann-Bereichen. Wirtschaftswissenschaftliche und unternehmerische Kenntnisse werden in Seminaren vermittelt.
Bewerben können sich Master-Absolventen der Geistes-, Sozial-, Politik-, Medien-, Sprach- oder Kommunikationswissenschaften, Soziologie oder journalistischer Studiengänge. Start des Programms ist im April, Bewerbungsschluss ist im November.
Übrigens: Auch einige Top-Manager von Bertelsmann haben ihre Karrieren mit einem geisteswissenschaftlichen Studium begonnen, darunter Julia Jäkel, CEO von Gruner + Jahr, oder Bernd Reichart, Geschäftsführer des TV-Senders Vox.
Führungskräfte-Traineeprogramm | Bundesagentur für Arbeit
Einschränkungen hinsichtlich des akademischen Hintergrunds gibt es bei der Bundesagentur für Arbeit nicht – wer sich als Trainee bewerben möchte, sollte idealerweise seinen Master in der Tasche haben, über mindestens ein Jahr Berufserfahrung verfügen und Wissen aus den Bereichen Arbeits- sowie Sozialpolitik mitbringen. Das Traineeprogramm dauert 24 Monate und soll auf eine spätere Führungsposition, das heißt auf eine Stelle als Bereichsleiter mit Führungsverantwortung für bis zu 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, vorbereiten. Eingestellt wird jeweils am 1. April und 1. Oktober.
JOPP | Lufthansa
Auch bei der Lufthansa muss man nicht unbedingt BWL studiert haben, um eine Karriere-Chance zu bekommen. Das Programm JOPP („Join our Practice Program“) richtet sich an Quereinsteiger aus den Natur-, Geistes- oder Sozialwissenschaften. Wirtschaftliches Knowhow wird dabei „on the job“ vermittelt: Innerhalb von 24 Monaten lernen die Teilnehmer die Arbeit einer Fachabteilung von Grund auf kennen, arbeiten an konkreten Projekten und erhalten einen umfassenden Einblick in die Welt der Airline-Industrie.
Mini-MBA | McKinsey&Company
Unternehmensberatungen gelten im Allgemeinen als sehr offen gegenüber sämtlichen Studienrichtungen – so auch in Bezug auf Geisteswissenschaftler. Gefragt ist vor allem ihre Fähigkeit, Probleme und Aufgabenstellungen interdisziplinär zu bearbeiten. Bei McKinsey&Company gelingt der Einstieg über einen mehrwöchigen „Mini-MBA“, der noch vor dem ersten Arbeitstag die Grundlagen der Betriebswirtschaft vermittelt. So erhält man das Rüstzeug für die spätere Projektarbeit, die für Geisteswissenschaftler zum Beispiel im Bereich Public Sector angesiedelt sein kann.
Zwar eher Ausnahme als Regel, aber auch für Germanisten & Co. gibt es hier und da Traineeprogramme.
