Trotz BAföG oder Unterhalt der Eltern verdienen viele Studenten zur Finanzierung des Studiums eigenes Geld. Statt auf Mini-Jobs oder eine Anstellung als Werkstudent zu setzen, kannst du dich ebenfalls selbstständig machen. Welche Vorteile du als Selbstständiger bzw. Freelancer hast und worauf du bei Steuern oder Krankenversicherung achten musst, schauen wir uns näher an.
Leichter Einstieg als Freelancer
Für die Selbstständigkeit während des Studiums bietet sich vor allem die Arbeit als Freelancer an. Als Ein-Mann-Unternehmen bietest du deine Fähigkeiten interessierten Firmen oder Privatpersonen an. Besonders in den Bereichen Softwareentwicklung, Texte schreiben, Grafikdesign oder Marketing sind Einzelkämpfer sehr gefragt. Zu Beginn kannst du zum Beispiel über LinkedIn, Fiverr oder Upwork nach entsprechenden Aufträgen im deutsch- und englischsprachigen Raum suchen.
Das eigene Unternehmen oder ein Start-up zu gründen, stellt dagegen eine schwierigere Aufgabe dar. Neben einer aussichtsreichen Geschäftsidee benötigst du häufig Kapital, das als Student schwierig zu beschaffen ist. Zwar gibt es Förderprogramme für studentische Gründer, doch die Finanzierungsmöglichkeiten hängen von deinem Geschäftskonzept und dem Business-Plan ab.
Welche Optionen hast du für die Selbstständigkeit im Studium?
Entscheiden sich Studenten für die Selbstständigkeit, besteht oft bereits eine Idee für Produkte oder Dienstleistungen. Hast du hingegen noch keine Geschäftsidee, stehen dir vor allem als Freelancer viele Wege offen. Zahlreiche offene Positionen ergeben sich unter anderem als Softwareentwickler, Grafiker oder Übersetzer. Wähle einen Bereich, der deinen Qualifikationen und Interessen entgegenkommt. Beachte auch die jeweilige Konkurrenz in den entsprechenden Sparten. Als Englisch-Deutsch Übersetzer ist das Angebot an Konkurrenten größer als bei Übersetzungen vom Chinesischen ins Deutsche.
Beliebte Optionen für selbstständige Studenten:
- Softwareentwickler
- Grafiker
- Texter
- Übersetzer
- Marketing-Experte
- Fotograf
- Dropshipping
Vorteile der Selbstständigkeit während des Studiums
Freie Zeiteinteilung
Einer der größten Vorteile der Selbstständigkeit ist die freie Zeiteinteilung, von der besonders Studenten profitieren. Während der Prüfungszeit kannst du weniger Aufträge annehmen und in der vorlesungsfreien Zeit mehr arbeiten. Du bist dein eigener Chef und entscheidest vollkommen eigenständig darüber, wie viel Zeit du investieren möchtest. Ebenfalls bestimmst du, wann du arbeiten möchtest. So kannst du auch abends oder am Wochenende Aufträge erledigen und die Arbeit besser mit dem Studium vereinbaren.
Gute Entlohnung für Selbstständige
Vor allem im Vergleich zu Mini-Jobs kannst du als Selbstständiger in vielen Bereichen deutlich mehr Geld verdienen. Der neue Mindestlohn von 12 Euro ab 01.10.2022 ist für teure Städte wie Hamburg, Berlin oder München immer noch knapp bemessen. Als Freelancer im Bereich Softwareentwicklung sind hingegen Stundensätze von 50 Euro bis 100 Euro möglich. Mit wenigen Stunden Arbeit kannst du bei ausreichendem Interesse von Kunden dein Studium finanzieren. Auch als Freelancer gibt es jedoch schlecht bezahlte Gigs und du solltest dich im Voraus über die möglichen Vergütungen in deiner Branche informieren.
Praktische Erfahrungen sammeln
Abhängig von der gewählten Tätigkeit kannst du als Freelancer ebenfalls praktische Erfahrungen für dein Studium sammeln und später bei Bewerbungen nennen. Unter anderem für Studenten in den Bereichen Informatik, Design oder Marketing bietet es sich an, die Theorie aus dem Studium in die Praxis umzusetzen. Auch das Gelernte als Leiter deines eigenen Unternehmens kannst du als Erfahrung aufführen und von deinen erworbenen Fähigkeiten erzählen.
Nachteile als Selbstständiger und Freelancer
Schwierige Kundenakquise zu Beginn
Schwierig ist in vielen Fällen vor allem der Beginn der Selbstständigkeit und die Suche nach Kunden. Ohne Empfehlungen, gut vernetzte Kontakte oder eine leicht auffindbare Webseite solltest du die ersten Monate noch mit geringen Einkünften rechnen. Je nach Geschäftsidee kann es bei Start-ups und Unternehmen sogar mehrere Jahre dauern, bis du Gewinne erwirtschaftest. Soll die Selbstständigkeit als Finanzierung für das Studium dienen, solltest du genau nachrechnen, ob eine Anstellung womöglich die bessere Lösung bietet.
Schwankungen bei der Bezahlung
Während du dich bei einem Mini-Job oder einer Anstellung als Werkstudent auf eine ungefähre Stundenzahl und die entsprechende Bezahlung verlassen kannst, gilt dies für die Selbstständigkeit nicht. In manchen Monaten verdienst du womöglich hohe vier- oder sogar fünfstellige Summen und in anderen Monaten findest du kaum Aufträge. Deshalb solltest du Rücklagen bilden, damit auch in schlechteren Zeiten genügend Geld für Steuerzahlungen und den Lebensunterhalt übrigbleibt.
Was ist als selbstständiger Student zu beachten?
Korrekte Abrechnung und Zahlung von Steuern
Wenn du dich für die Selbstständigkeit anstelle eines Mini-Jobs oder einer Anstellung als Werkstudent entscheidest, solltest du dich im Voraus unbedingt mit den steuerlichen Regelungen befassen. Bei einem Arbeitnehmerverhältnis werden die fälligen Steuern fast alle vom Arbeitgeber abgeführt und lediglich die Einkommensteuererklärung bleibt zu erledigen. Als Selbstständiger musst du dich hingegen selbst um die Überweisung der entsprechenden Steuern kümmern und zum Beispiel die Einkommensteuervorauszahlung übernehmen.
Noch wichtiger ist die regelmäßige und korrekte Zahlung der Umsatzsteuer an das Finanzamt. Erzielst du mehr als 22.000 Euro Umsatz im Jahr oder entscheidest dich aktiv gegen die Kleinunternehmerregelung, musst du auf Produkte oder Dienstleistungen die gesetzliche Mehrwertsteuer mit standardmäßigen 19 Prozent bzw. vergünstigten 7 Prozent abführen. Diese rechnest du mit deinen Kunden ab und überweist den fälligen Betrag laut Umsatzsteuervoranmeldung monatlich, quartalsweise oder jährlich. Kommt es zu Diskrepanzen und fehlenden Zahlungen bei der Umsatzsteuer, kann das Finanzamt schnell ungemütlich werden.
Grenzen für die studentische Krankenversicherung
Vor allem besserverdienende Freelancer müssen die Bedingungen für die Teilnahme an der studentischen Krankenversicherung beachten. Bei der kostenlosen Familienversicherung bis 25 Jahre darf das Einkommen nicht mehr als 470 Euro pro Monat bzw. 5.400 Euro jährlich übersteigen. Weiterhin zu berücksichtigen ist die wöchentliche Arbeitszeit, die für die Einstufung als Student 20 Stunden nicht überschreiten darf. Fällst du aus der Studentenversicherung, musst du je nach Einkommen womöglich mit deutlich höheren Beiträgen rechnen. Frage am besten vor Beginn deiner Selbstständigkeit bei der Krankenversicherung nach, worauf du achten solltest.
Freibeträge für BAföG
Beziehst du während des Studiums BAföG, musst du die staatlichen Zuschüsse bei erfolgreicher Selbstständigkeit in vielen Fällen zurückzahlen. Kannst du deinen Lebensunterhalt selbst bestreiten, wird die Unterstützung nicht mehr ausgezahlt. Deshalb musst du die aktuellen BAföG-Freibeträge für dein Einkommen beachten, die bei einer lukrativen Selbstständigkeit leicht überschritten werden.
Selbstständigkeit als attraktive Alternative zu Mini-Job oder Werkstudenten-Stelle
Entscheidest du dich für eine Selbstständigkeit während des Studiums, können sich im Vergleich zum Mini-Job oder der Anstellung als Werkstudent deutliche Vorteile ergeben. Punkten kann durch eine freie Zeiteinteilung und lukrative Vergütungen besonders die Arbeit als Freelancer. Beachten musst du jedoch den schwierigen Start und die jeweiligen Regelungen für Studenten bei Steuern, Krankenversicherung oder BAföG.