Kiron Open Higher Education: Wo Flüchtlinge in Deutschland studieren können

Kiron Open Higher Education: Wo Flüchtlinge in Deutschland studieren können

Kiron entscheidet sich gegen das Leben als Kämpfer und für die Bildung. Er wird der Lehrer von Jason, Achill und Odysseus. Nach seinem Tod muss er deswegen nicht in den Hades, sondern darf als ewiges Sternenbild des Zentauren am nächtlichen Himmel fortbestehen. Im Herbst 2015 ist Kiron zurückgehrt. In einen Coworking Space in Berlin Kreuzberg, um von dort aus geflüchtete Studenten auf der ganzen Welt zu unterrichten.

Als sich Vincent Zimmer und Markus Kreßler 2014 auf einer Konferenz darüber unterhalten, was sich im Bildungssystem für Flüchtlinge ändern sollte, sind sie sich schnell einig: ein unkomplizierter und zügiger Immatrikulationsprozess muss her, damit die Geflüchteten möglichst schnell ins Bildungssystem integriert werden. Dieses Gespräch ist die Widergeburt von Kiron. Genauer gesagt die Geburtsstunde von Kiron Open Higher Education.

Warten aufs Studium

Bis dato sind Flüchtlinge – nicht nur in Deutschland – oft zu Monate- teilweise Jahrelangem Warten verurteilt. Warten auf die Anerkennung des Flüchtlingsstatus, Warten, auf die Anerkennung der Abschlusszeugnisse ihres Herkunftslandes, Warten auf die Anerkennung von Sprachkursen, Warten, Warten, Warten. Wertvolle Zeit, in der das Leben still steht. An der Kiron Open Higher Education entfallen alle diese Wartezeiten. Die Studenten können sich von überall auf der Welt an der Kiron Open Higher Education online immatrikulieren und Kurse belegen. Zwei Jahre haben sie dann Zeit, um die entsprechenden Papiere nachzureichen. „Kiron will nicht die Möglichkeit schaffen, dass sich Menschen durch das traditionelle Bildungssystem durchmogeln und so an einen Abschluss gelangen. Vielmehr sollen Geflüchtete die Chance bekommen Teil des Bildungssystems und damit auch des Arbeitsmarktes zu werden“, erklärt Nora Hauptmann, Head of NGO Relations at Kiron Open Higher Education.

Kiron als Vermittler

Streng genommen ist die Kiron Open Higher Education gar keine richtige Universität im traditionellem Sinne, sondern vielmehr ein Vermittler zwischen klassischen Bildungseinrichtungen und MOOCs (Massiv Open Online Courses).

Nach der Immatrikulation brauchen die Studenten lediglich einen funktionierenden Internetzugang und belegen dann anschließend auf der Plattform von Kiron MOOCs aus Harvard, Stanford und Co. Nach zwei Jahren können die Studenten – vorausgesetzt sie erfüllen die entsprechenden Anforderungen der einzelnen Unis – an eine der momentan 50 Partneruniversitäten von Kiron wechseln, beispielsweise der RWTH Aachen, der HNE Eberswalde und der Hochschule Heilbronn. Die Partnerunis haben Kiron zugesagt, dass sie die Leistungen der MOOCs anerkennen und in Credit Points umrechnen werden, um die Studenten anschließend in ein höheres Fachsemester zu immatrikulieren.

Nicht immer ist der Studienabschluss das Ziel

Im Oktober 2015 ist der erste Jahrgang der online Universität mit knapp 1.000 Studenten aus aller Welt gestartet. „Zwar sind unsere Kapazitäten nicht endlos, doch sind unsere Grenzen noch lange nicht erreicht“, sagt Nora Hauptmann. „Vielmehr sind wir momentan auf der Suche nach weiteren Wegen, wie die Plattform sich für die Arbeitswelt öffnen kann. Denn wahrscheinlich werden nicht alle unsere Studenten an einer traditionellen Uni landen. Viele werden über ein Praktikum auch den Weg in eine Ausbildung finden.“ Auch hierbei möchte Kiron seine Studenten unterstützen, zu diesem Zweck arbeitet die Universität mit der Jobplattform Work Here zusammen.

Fehlt nur noch ein Campus

Jetzt fehlt der Kiron Open Higher Education nur noch ein eigner Campus. Momentan ist das Team auf der Suche nach einem geeigneten Standort im Großraum Berlin. Auch dieser soll nicht aussehen wie ein klassischer Hochschulcampus, vielmehr wie ein gemeinsamer Lernort. An welchem die Studenten Lerngruppen bilden, PCs und das Internet nutzen und sich miteinander austauschen können. Zwar ist Kiron als Lösung für ein Problem der aktuellen Flüchtlingskrise entstanden, soll jedoch weit über diese hinaus entstehen. „Wie glauben, dass auch in Zukunft leider immer Menschen auf der Flucht sein werden und deswegen ein flexibles Bildungssystem benötigen“, so Nora Hauptmann. Und solange das so ist, will Kiron weiter unterrichten.

Wer die Kiron University unterstützen möchte, kann dies hier tun.

Nora Hauptmann, Kiron University

Nora Hauptmann
Head of NGO Relations at Kiron University


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