Band Wanda@Wolfgang Seehofer

Interview mit Wanda

Bild: Wolfgang Seehofer
​Interview: Philipp Blanke

Ihren 2015er Hit „Bussi“ haben sicher viele sofort im Ohr. Für den Musikexpress ist Wanda gar „die vielleicht letzte wichtige Rock’n’Roll-Band unserer Generation“. Wir trafen zwei der fünf Wiener Jungs – Frontmann Michael Marco Fitzthum und Gitarrist Manuel Christoph Poppe – in einem Berliner Restaurant. Zu Schweinebraten, Brezeln, jeder Menge Zigaretten und einer Runde Quatschen.

Von kleinen Clubs in Österreich habt ihr euch hochgespielt und tretet inzwischen auf Festivals vor über 250.000 Zuschauern auf, zusammen mit Bands wie den Foo Fighters. Macht euch das nervös?

F: Wir spielen so viel und so regelmäßig, das ist so immanent in unserem Leben – Nervosität gibt’s nicht mehr. Aber es gibt die Freude darauf, natürlich. Und je mehr Menschen desto besser. Wenn die Zahl der 20.000 Zuschauer überschritten ist, dann beginnst du von der Bühne aus das Publikum als einen lebendigen Organismus wahrzunehmen.

Und wie war es vorher im kleineren Kreis?

P: Wenn du beginnst in diesen kleinen Clubs zu spielen, da trittst du an, um alle anderen arbeitslos zu machen. Nur so entsteht Dringlichkeit und eine geile Show. Du stellst dich hin und willst besser als alle anderen sein.

Ist euch ein Konzert in besonderer Erinnerung geblieben?

F: Was mich besonders bewegt hat, war Mannheim. Da hat es einen Stromschlag gegeben und die Show wurde abgebrochen. Und die Leute haben applaudiert und das einfach hingenommen, sind aus der Halle gegangen und haben die Lieder draußen auf der Straße weitergesungen. Der Wiederholungstermin war fantastisch. Das dankbarste Publikum ist das, bei dem wir den kollektiven Sehnsuchtsmoment der Leute ansprechen.

P: Es ist auch immer wieder toll, wenn sie danach Nachrichten schreiben und uns Dank aussprechen.

F: Aber was die Leute vielleicht nicht wissen, und das ist irgendwie schade, wie dankbar wir ihnen sind. Sie tragen uns da durch. Sie stellen sich das wahrscheinlich so vor, als wären wir endsouveräne Highlander-Rockstar-Typen. Aber das sind wir ja – in Wahrheit – nur wegen ihnen. Sie haben uns dazu gemacht.

Kam euch euer Weg zum Erfolg lang vor?

F: Es waren drei Jahre, die wie 100 Jahre anmuteten. Es war anstrengend. (singt) We had fun, we had sun, we had seasons with the gun ... Aber begonnen hat der Weg spätestens bei unserer Geburt.

Wie das?

F: Durch die Stimme meiner Mama. Mir wurde auch Mozarts Requiem vorgespielt, als ich noch im Bauch war.

Gibt es auf eurem neuen Album „Niente“ neue Themen oder eine andere Herangehensweise an die Dinge, die euch bewegen oder über die ihr singt?

P: Man muss sich das vorstellen, wie eine Geschichte, die erzählt wird. Ein Album erzählt das Leben aus dieser Perspektive, ein Album aus einer anderen. Was ich mir wünschen würde ist, dass am Ende unserer Karriere, die nur durch unser aller Tod eintreten kann, eine Geschichte vollständig erzählt ist. Die Geschichte des oder vielmehr eines Lebens. Das wäre das Ziel, das wäre schön. Wenn sich Menschen darin in irgendeiner Weise wiederfinden oder etwas damit anfangen können, dann haben wir alles richtig gemacht.

Wie frei und privat könnt Ihr euch in Deutschland und Österreich noch bewegen?

P: Teilweise werden wir erkannt, aber oft auch nicht. In Österreich ist man sehr respektvoll, wenn man auf der Straße oder im Lokal einen Promi sieht oder jemanden, den man kennt.

F: Wir sind ja nicht so ein Teenie-Ding. Ich glaube nicht, dass wir angehimmelt werden. Wir gehören zur österreichischen Kultur wie Kaffee. Wir sind einfach da. Ich spüre nie, dass es ungut ist oder ich besonders wäre.

Kritiker und Presse haben euch als „neue Wiener Schule“ oder „Fortsetzung der Austro-Pop-Welle, die mit Wolfgang Ambros oder Reinhard Fendrich begann“ bezeichnet. Wie seht ihr euch selber?

F: Ich nehme vor allem wahr, dass die Texteschreiber und Musiker all dieser Gruppen sich eher als Schriftsteller sehen. Das ist auch etwas, was in der Presse bisher wenig festgestellt wurde. Aber das alles ist vielmehr eine literarische Bewegung als eine musikalische. Wir erfinden sicherlich nicht den Rock’n‘Roll neu. Langfristig wird man die Texte als etwas Besonderes empfinden, glaube ich. Das Texteschreiben ist auf jeden Fall die Basis. Das wird dann ummantelt von Lebenslust und Rock’n’Roll. Und das macht sowieso jede große Rockband aus. Wenn die Texte nicht stimmen, kann sich andersrum auch nicht die Melodie entwickeln, die dieses Gefühl oder diese Kraft hat.

Denkt ihr manchmal an unsere Schul- oder Uni-Zeit zurück?

P: Auf jeden Fall. Denn da habe ich dasselbe gemacht, was ich jetzt auch wieder machen darf. Mich einfach nur darum kümmern, was mir Spaß macht. Freude am Leben haben. Schöne Dinge tun. Wenige Zwänge. Niemand, der mir was vorschreibt.

F: Ich auch sehr gern. Ich habe Sprachkunst studiert und wir waren ein kleiner Kreis von völlig gestörten Menschen, die halt Literatur produziert haben. Das vermisse ich manchmal, vor allem die Menschen. Ich habe alles gelernt, was ich lernen musste und sogar auch mal ausprobiert, zu lehren.

Wie kam’s denn dazu?

F: Ich habe an der Uni ein Seminar über die Texte der Doors gehalten. Vor sieben Leuten (lacht). Als ich anfing mit Reden, sind zwei gegangen. Als ich meinte, Rock’n‘Roll sei ein Balzritual, sind weitere vier gegangen. Kurz darauf war auch der Letzte weg. Dem Studienleiter hat’s aber ziemlich gefallen, der fand‘s cool. Es war sogar die Rede davon, eine Studienrichtung in der Art zu machen. Ehrlich gesagt: Hätte das mehr Anklang gefunden, hätte mir das schon Spaß gemacht.

Wie schaltet Ihr vom Tourstress ab, wie könnt Ihr am besten entspannen?

F: Ich geh dann immer in den Wald.

P: Ich im Liegen. In meinem Bett zu liegen, ist das Größte. Und dabei meine Katzen anschauen.

Langweilt ihr euch manchmal oder kommt das nie vor?

F: Also ich kenne Langeweile in dem Sinne nicht. Denn wenn mir langweilig ist, falle ich in ein so tiefes Loch, dass es wieder voll spannend ist.

P: Bei mir würde ich sagen so mit 12, 13. Da gab es so eine Phase in der Frühpubertät, wo man nicht Fisch, nicht Fleisch war und ich überhaupt nichts mit mir anzufangen wusste. Dann habe ich begonnen, Gitarre zu spielen und zu kiffen und seitdem: It‘s a blast. (beide lachen)


Ihren 2015er Hit „Bussi“ haben sicher viele sofort im Ohr. Für den Musikexpress ist Wanda gar „die vielleicht letzte wichtige Rock’n’Roll-Band unserer Generation“.

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