Internationale Traineeprogramme

Internationale Traineeprogramme

Studium, Abschluss, Direkteinstieg: Der vormals klassische Karrierebeginn verliert in vielen Unternehmen immer stärker an Bedeutung. Fast die Hälfte aller deutschen Arbeitgeber stellt Umfragen zufolge inzwischen Trainees ein. Gerade Global Player locken motivierte Nachwuchsführungskräfte mit dem Auslandsbonus.​ So wird diese Form des Berufseinstiegs mitunter zum Karrieresprungbrett in die Welt.

Karriere fördern und zugleich die Welt bereisen

Heute noch Leverkusen, danach Berlin, im nächsten Jahr Berkeley und Basel – für Rebecca Horbert ist dieser Traum vom Berufseinstieg bereits Realität. Die 30-Jährige ist Trainee im Future Leadership Programm für Pharmazeuten im Product Supply bei Bayer und nutzt das Karriere-Sprungbrett unter anderem für eine Zwischenlandung im Ausland.

24 Monate dauert das Programm insgesamt, an dessen Ende Horbert in sechs unterschiedlichen Abteilungen gearbeitet haben wird. „Damit ich dabei nicht allzu oft umziehen muss, bin ich im ersten Jahr ausschließlich in Leverkusen“, erzählt die promovierte Pharmazeutin. Danach folgen dann die Stationen in Berlin, Berkeley in den USA und Basel in der Schweiz.

Das Beispiel zeigt: Für alle, die nach dem Uni-Abschluss nicht nur Karriere, sondern auch Auslandserfahrung sammeln möchten, bieten internationale Traineeprogramme eine tolle Möglichkeit, sich berufliches Knowhow anzueignen und gleichzeitig die Welt zu entdecken.

Traineeprogramme von Europa bis Asien

Genau wie beim klassischen Traineeprogramm bekommen die Nachwuchskräfte einen Mentor an die Seite gestellt und durchlaufen im Unternehmen verschiedene Stationen. Das Ziel: Der Trainee soll den Bereich finden, in dem er seine Stärken individuell am besten einbringen kann. Während die Stationen jedoch normalerweise innerhalb Deutschlands liegen, arbeiten Trainees bei der internationalen Ausrichtung über mehrere Monate in einer Niederlassung des Unternehmens im Ausland. Diese kann in Europa, aber auch in den USA, Australien, Afrika oder Asien liegen.

Für Rebecca Horbert waren dabei einige Stationen von vornherein bereits festgelegt, bei anderen wiederum hatte sie ein Mitspracherecht. „Vor Beginn des Programms hatte ich ein Gespräch mit meinem Mentor, in dem ich Wünsche äußern durfte“, erzählt sie.

Die USA, in denen sie im kommenden Jahr arbeiten wird, sind ihr bereits bestens vertraut. „Ich habe nach dem Abitur ein Jahr lang für eine gemeinnützige Organisation in Colorado gearbeitet“, erzählt Rebecca. Und die Sprache spricht sie als Mitarbeiterin eines international ausgerichteten Unternehmens ohnehin regelmäßig. „In der globalen Qualitätssicherung, in der ich momentan tätig bin, sprechen wir sehr viel Englisch“, erzählt sie, fügt aber lachend hinzu: „Natürlich nur im Austausch mit den internationalen Kollegen – im Flur und an der Kaffeemaschine wird Deutsch gesprochen.“

Das Beispiel Horbert zeigt: Während sich die meisten internationalen Traineeprogramme an Wirtschaftswissenschaftler richten, haben auch Absolventen anderer Fachbereiche eine Chance, Naturwissenschaftler, Informatiker und Mathematiker ebenso wie Ingenieure. Und sogar Geistes- und Sozialwissenschaftler sind als Quereinsteiger willkommen.

Interkulturell arbeiten und leben

Dina Falk hingegen hat zunächst General Management in Tübingen studiert, war vor dem Abschluss je ein Jahr in Australien und Mexiko, wollte danach unbedingt noch viele unterschiedliche Eindrücke in einem Unternehmen sammeln – und zugleich noch einmal ins Ausland gehen. Als Trainee im GROW Absolventenpogramm bei der Deutschen Post DHL Group durchläuft sie nun in 18 Monaten drei Phasen, fünf Monate davon hat sie bereits bei DHL Express in Mumbai in Indien gearbeitet.

„Die größten Herausforderungen lagen für mich natürlich in der Überwindung der kulturellen Unterschiede“, erinnert sie sich an ihre Zeit im Ausland. „Die Inder sind zum Beispiel sehr höflich und haben mir nie gesagt, wenn sie meinen englischen Akzent nicht verstanden haben: Da musste ich dann schon mal häufiger nachfragen, ob sie wussten, was ich meinte.“ Auch mussten Termine, die in Deutschland oft wochenlang geplant wurden, in dem asiatischen Land manchmal kurzfristig umgeworfen werden. „Insgesamt aber kann ich sagen, dass meine indischen Kollegen mit mindestens genauso viel Leidenschaft arbeiten, wie ich es von meinen Kollegen in Deutschland kenne.“

Unterstützung im In- sowie Ausland

Während ihrer drei Projekte, die Falk in Indien betreute, hat sie auch Kunden vor Ort interviewt und durfte dafür nach Delhi und Bangalore reisen. „Das war für mich eine tolle Gelegenheit, um am Wochenende auch die Städte und Sehenswürdigkeiten anzuschauen.“ Allein habe sie sich nie gefühlt. „Die Inder sind so gastfreundlich und haben mich sofort ins Herz geschlossen“, schwärmt Dina. „Sie haben mich direkt eingeladen, etwas mit ihnen zu unternehmen. So habe ich sofort Anschluss gefunden.“

Bei der praktischen Organisation ihres Auslandsaufenthaltes, bei der Wohnungssuche oder dem Abschließen einer Auslandskrankenversicherung, habe sie auch viel Unterstützung von Seiten des Unternehmens bekommen. „Ich habe zum Beispiel an einem Security-Seminar teilgenommen, in dem man uns auf länderspezifische Gefahren aufmerksam gemacht hat.“ Auch der Kontakt zu indischen Mitarbeitern und zu Trainees, die schon in Indien gewesen waren, habe ihr bei der Vorbereitung auf ihren Aufenthalt sehr geholfen. „So hatte ich ein gutes Gefühl, als ich schließlich nach Indien gereist bin.“

Zurück in Deutschland arbeitet Falk in der Zentrale der Deutsche Post DHL Group in Bonn. „Dort bin ich zurzeit im Bereich der Konzernstrategie, die dafür verantwortlich ist, die langfristige Ausrichtung des Konzerns zu entwickeln, zu überwachen und auch einzuführen.“ Was sind relevante Trends? Was sind Marktentwicklungen? Wo bietet es sich für die Deutsche Post DHL Group an, zu investieren? „Wir schlagen die Bereiche vor, in denen der Konzern sein Portfolio ausbauen oder verbessern kann.“

Als Trainee ist man der „Sidekick“ des Managers

Rebecca Horbert steht ihr Auslandsaufenthalt erst noch bevor. Zurzeit arbeitet sie in Deutschland und hat hier bereits eine Station ihres Programms absolviert. „Zuerst war ich in der Produktion, und zwar in einem Betrieb, in dem aus pharmazeutischen Ausgangsstoffen Tabletten hergestellt werden“, erzählt sie. Dort habe sie zum Beispiel an der Dokumentation mitgewirkt, die von den Behörden für die Herstellung pharmazeutischer Produkte verlangt wird. „Ich bin auch bei den Mitarbeitern vor Ort mitgelaufen und habe die Betriebsleiterin bei ihren Terminen mit dem Controlling und dem Betriebsrat begleitet“, erzählt sie. „Bei einer normalen Einstiegsstelle wäre es gar nicht möglich, dass man bei einem Manager mitläuft.“

Als bessere Praktikantin, so werden Trainees manchmal böse abgestempelt, fühle sich Rebecca bei Bayer nicht. Im Gegenteil: „Unsere internationalen Traineeprogramme sind sehr hochwertig und sprechen herausragende Kandidaten an, das wissen die Kollegen.“ Auch ihr Gehalt entspreche der Wertschätzung, die ihr im Unternehmen entgegengebracht würde. „Ich kann mich nicht beschweren“, sagt sie lachend.

Tipp: Bereits während dem Studium aufs gewünschte Berufsleben vorbereiten

Profitieren können Rebecca Horbert und Dina Falk aber nicht nur von der guten Position in einem Unternehmen mit großem Namen, sondern auch von dem Netzwerk, dass sie sich während ihrer Trainee-Zeit aufbauen. So trifft sich Dina Falk beispielsweise an jedem Donnerstag um 12 Uhr mit den anderen Trainees zum gemeinsamen Mittagessen in der Kantine. „Aber unsere Treffen beschränken sich nicht nur auf das Berufliche – wir sehen uns auch am Abend und am Wochenende“, erzählt sie. „Das ist besonders am Anfang schön, wenn man neu in der Stadt ist und noch keine Freunde hat.“

Für Studenten, die eines Tages einen ähnlichen Weg wie die beiden Trainees einschlagen wollen, hat Horbert einige Tipps parat: „Wenn man sich erst nach dem Studium überlegt, dass man so einen Job machen möchte, könnte das schon zu spät sein“, glaubt sie. Schließlich sammle man am besten schon während des Studiums praktische Erfahrungen in einem Nebenjob oder Praktikum – idealerweise sogar bereits im Ausland. „Als ich mit dem Studium begonnen habe, habe ich mir beispielsweise Stellenanzeigen angeguckt, um zu sehen, was dort gefordert wird. Das war ein Grund, warum ich in die Fachschaft eingetreten bin“, erzählt sie. Später machte sie, genau wie Dina Falk, Praktika: Bei den Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim und Sanofi, ihr praktisches Jahr absolvierte sie zudem bei Beiersdorf.

Traineeprogramm – nicht jedermanns Sache

Dennoch, auch das betont Horbert, sei ein internationales Traineepogramm nicht für jeden geeignet: „Unter meinen Promotionskollegen habe ich festgestellt, dass viele zwar das Programm ganz toll fanden, aber nicht bereit gewesen wären, sich dafür zu bewerben, weil man sehr flexibel sein muss“, erzählt sie. „In meinem Alter beschäftigen sich viele mit Familienplanung und können sich nicht vorstellen, im Monatstakt umzuziehen oder ins Ausland zu gehen.“ Und damit nicht genug: Wer Karriere in einem internationalen Unternehmen machen möchte, wechsle auch später typischerweise alle drei bis fünf Jahre die Stelle im In- und Ausland, so Horbert.

Die Unternehmen ihrerseits haben übrigens ein großes Interesse, den ausgebildeten Nachwuchs in ihrem Konzern zu halten. Kein Wunder, schließlich sind die Seminare und Trainings, die die Trainees durchlaufen, ebenso wie die Begleitung durch einen Mentor sehr zeit- und auch kostenintensiv. Am Ende profitiert der Nachwuchs aber auch in dieser Hinsicht: 57 Prozent der Trainees erhalten laut der Studie Staufenbiel Job-Trends 2016 von Anfang an einen unbefristeten Arbeitsvertrag.


Zwei Berufseinsteigerinnen erzählen, wie sich Karrierestart und Weltentdeckung kombinieren lassen.

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