Das Fab Lab Berlin bietet Privatpersonen und Start-ups mit unkonventionellen Ideen Maschinen, Werkzeuge und fachliche Anleitung.
Es ist ein zugig-regnerischer Herbsttag, doch in den Räumen des Berliner Fab Labs in Prenzlauer Berg ist es angenehm warm. Im großen Hauptraum stehen 3D-Drucker in allen Ausführungen und Größen. Der Raum ist erfüllt vom Surren der Apparate und Maschinen und dem geschäftigen Tippen auf Computer-Tastaturen. Plötzlich schaltet jemand Musik ein, ein Rocksong dröhnt los. Dies ist eben kein normales Büro, sondern ein Fab Lab.
Julius Stauffenberg kam auf Umwegen hierher. Der blonde Jungberliner studiert Mathematik an der TU und versteht sich außerdem etwas auf Python-Programmierung. Eigentlich hatte sich der 22-Jährige beim Medizintechnikunternehmen Otto Bock beworben. Das Unternehmen mit Sitz im niedersächsischen Duderstadt kooperiert eng mit dem Berliner Fab Lab, hat einen Großteil der Maschinen gestiftet und seine Büros direkt nebenan. Über Otto Bock kam Julius zum Fab Lab und absolviert dort nun sein Praktikum.
Seine Augen leuchten vor gespannter Neugier, während er mich durch die Räumlichkeiten führt. Über 100 Mitglieder hat der Berliner Fab Lab-Ableger mittlerweile. „Wir haben einerseits unseren festen Stamm von Leuten. Die arbeiten hier jeder an einem anderen Projekt, manche sind fast täglich hier. Andere kommen nur sporadisch oder ein paar Male, oder sie probieren die Werkzeuge hier aus und merken, dass es im Grunde gar nichts für sie ist“, erklärt Julius.
Die Projekte der Fab-Lab-User sind komplett unterschiedlich. Einer der Tüftler hat hier zum Beispiel gerade eine Drohne mit sehr langen Antennen konstruiert. Die Bilder, die sie im Flug aufnimmt, kann sie in HD-Qualität über weite Distanzen verschicken. Die meisten Teile für die Drohne wurden mit 3D-Druckern hergestellt. Eine andere Fab Lab-Userin bastelte kleine Stoffpuppen, denn auch Näh- und Strickmaschinen gibt es hier. Mit Leuchtdioden in den Augen versehen, blinken diese dann beim Einstechen mit Voodoo-Nadeln.
Lust an technischen Spielereien führen Leute genauso ins Fab Lab wie Erfinder-Ehrgeiz und die Intention, den Prototypen für ein bahnbrechendes neues Gerät zu entwickeln. Viele Künstler und Produktdesigner nutzen das Fab Lab für ihre Arbeiten – produzieren Prototypen und Kunstwerke. Die Maschinen im Fab Lab sind bis auf wenige Ausnahmen mit dem Internet verbunden und können vom Nutzer über ein Terminal gestartet und wieder gestoppt werden. Julius erstes eigenes Projekt im Fab Lab: Er schrieb ein Programm, das permanent den Status der Maschinen überwacht und im Fall eines Defekts eine E-Mail an das Technik-Team es Fab Labs schickt, was sich dann um die Wartung kümmert. „Es war mein erstes eigenes Projekt. Noch kein Großes, aber das nächste kommt mit Sicherheit. Und das wird größer“, sagt Julius. Und wieder strahlt er dabei.
Das Fab Lab Berlin bietet Privatpersonen und Start-ups mit unkonventionellen Ideen Maschinen, Werkzeuge und fachliche Anleitung.