Illustration: Verena Mucke

Digitalisierung als Chance sehen

»Irgendwas mit Medien« – dieser Berufswunsch steht bei Studierenden und Uni-Absolventen nach wie vor hoch im Kurs. Was aber macht die Medien so beliebt? Und in welchen Bereichen haben Berufseinsteiger die besten Chancen?

Eine aktuelle Erhebung der Studienreihe »Fachkraft 2020« zeigt, dass 17,1 Prozent der 25.000 Befragten diesen Berufsweg einschlagen möchten. Somit sind Medien die Wunschbranche Nummer 1. Durch den ständigen Wandel der Branche und der dazugehörenden Digitalisierung erhoffen sich viele Hochschulabsolventen eine erfolgreiche Karriere in diesem Bereich. Laut der Analyse, die das Unternehmen Studitemps für die Vermittlung von Studenten in Zeitarbeit in Kooperation mit der Universität in Maastricht vorgenommen hat, erhoffen sich viele der Befragten eine hohe Flexibilität im Job. So schneidet die Medienbranche überdurchschnittlich ab, wenn es um die Jobwahlkriterien Chancengleichheit, Work-Life-Modelle und Familienfreundlichkeit geht: Hochschulabsolventen erwarten demnach bewegliche Strukturen, die sich auch mal dem Leben anpassen und nicht umgekehrt. Studitemps zufolge forcieren auch Frauen eine Karriere und erwarten, dass Unternehmen heutzutage die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen.

VERLAGE RÜSTEN AUF

Dass die Medienbranche bei akademischen Jobeinsteigern besonders beliebt ist, bestätigt auch Konstanze Reith, Referentin für Nachwuchskräfteentwicklung beim Axel-Springer-Verlag: »Viele junge Leute sind fasziniert von der Digitalisierung, aber auch von der zunehmenden Internationalisierung der Branche – sie möchten dabei helfen, Zeitungen und Medien weiterzuentwickeln.« Als Digital Natives haben junge Erwachsene laut Reith ohnehin ein besseres Verständnis für digitale Angebote, da sie bereits mit Computern und Mobiltelefonen aufgewachsen sind. Medienhäuser stehen vor der großen Herausforderung, mit dem digitalen Wandel Schritt zu halten und angesichts sinkender Vertriebserlöse auf anderen Wegen Umsatz zu erzielen. Die Zeiten, in denen jeder morgens am Frühstückstisch die abonnierte Tageszeitung las und abends pünktlich um 20 Uhr die Tagesschau sah, sind vorbei – Inhalte werden zukünftig immer öfter zeit- und ortsunabhängig konsumiert.

Verlage versuchen daher, sich entsprechend für die Digitalisierung zu rüsten. Die »New York Times« zum Beispiel plant bis 2020 ihre Einnahmen aus Digitalabos auf 800 Millionen Dollar zu verdoppeln, indem sie weltweit Leser dazugewinnen möchte. Auch deutsche Medienhäuser wie etwa Axel Springer, zu dem Zeitungen wie »Die Welt« und »Bild« gehören, nehmen umfangreiche Umstrukturierungen vor. Um den Verlag in einen Digitalkonzern umzubauen, wurde in Online-Bezahlmodelle für die Tageszeitungen investiert, aber auch in Anzeigen-Portale wie Immonet und Stepstone, sowie in Online-Vermarktungsdienste. Außerdem kaufte Springer den Nachrichtensender N24 und stieg somit auch ins Fernsehgeschäft ein. »Rubrikenangebote wie Stepstone laufen sehr erfolgreich, bei den Online-Bezahlmodellen für Zeitungen probieren wir noch verschiedene Modelle aus – das ist ein Prozess, der noch die nächsten Jahre andauern wird«, schildert Konstanze Reith. Print sei trotzdem nach wie vor ein sehr wichtiger Bestandteil.

DIGITALE TOOLS KENNENLERNEN

Unabhängig von den Verkaufszahlen stelle auch der kulturelle Wandel eine Herausforderung bei der Digitalisierung dar, sagt Reith. »Neue, junge Mitarbeiter wollen sich in der digitalen Welt austoben, auf der anderen Seite gibt es ältere Kollegen, die erst einen Zugang zum Digitalen finden müssen – um ihnen Hemmungen vor technischen Tools zu nehmen, bieten wir Ihnen entsprechende Schulungen an.« Um erfolgreich in den Job zu starten, sollte Studierenden und Absolventen die Digitalisierung in Fleisch und Blut übergegangen sein, ergänzt Reith. Auch Erfahrungen mit Software-Entwicklung, Online-Marketing, Datenjournalismus oder crossmediale Kenntnisse seien von Vorteil. »Generell gilt: Spezialisierte Fachkenntnisse werden immer relevanter.« Ebenso wichtig seien ein gewisses Zahlenverständnis und ein gutes Gespür für den internationalen Markt: »Medienmacher sollten beobachten, was in den Verlagshäusern der Welt passiert und welche Erfolgsmodelle das eigene Unternehmen eventuell übernehmen kann«, erklärt Reith.

Pamela Taylor, HR Marketing & Employer Branding Associate bei Bertelsmann, arbeitet ebenfalls regelmäßig mit jungen Erwachsenen zusammen, die den Einstieg in die Medienbranche suchen. Sie rät Jobeinsteigern dazu, immer wieder verschiedene Medien auszuprobieren: »Sie sollten sich mit neuen digitalen Angeboten auseinandersetzen, Podcasts hören, E-Books lesen, und Plattformen testen. Das heißt nicht, dass man zum Beispiel ständig auf Facebook und Twitter präsent sein muss, aber man sollte sich zumindest damit auskennen.« Außerdem legt sie angehenden Medienmachern nahe, schon während des Studiums reichlich Praxiserfahrungen zu sammeln – beispielsweise über Praktika oder in einem Gap Year. »Es ist wichtig, dass man früh ein Netzwerk knüpft«, betont Taylor. Zusätzlich empfiehlt sie, sich ein gewisses wirtschaftliches Know-how anzueignen, um in der Business-Welt der Medien zurechtzukommen – das gelte auch für Geisteswissenschaftler.

VERSCHIEDENE EINSTIEGSMÖGLICHKEITEN

Um dem Nachwuchs den Einstieg zu erleichtern, bieten die meisten Medienhäuser eine ganze Reihe von Ausbildungsmöglichkeiten. Der Bertelsmann-Konzern, dem unter anderem die Fernsehgruppe RTL Group, die Buchverlagsgruppe Penguin Random House, und der Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr angehören, lädt Absolventen ein, sich zum Beispiel für das »G + J Trainee-Programm« zu bewerben. »Hierbei durchlaufen Teilnehmer verschiedene Stationen und erhalten einen Einblick in die Bereiche Redaktion, Anzeigen, Vertrieb, Controlling und Verlagsleitung«, schildert Taylor. »Das sind die besten Voraussetzungen, um später eine Führungsposition einzunehmen.« Wer eine Management-Karriere beim Fernsehen anstrebt, kann sich auch für das RTL Management Trainee-Programm bewerben. Absolventen aus unterschiedlichen Studiengängen haben dann die Möglichkeit, 18 Monate lang in einem Rotationsprogramm alle Bereiche von RTL Deutschland kennenzulernen.

Dass es nicht »den einen« klassischen Weg in die Medien gibt, dafür ist die Amerikanerin ein gutes Beispiel. »Wie bei vielen Leuten, die in den Medien arbeiten, ist mein Werdegang eher untypisch«, sagt die 29-Jährige. Nachdem sie in Kalifornien und Massachusetts Englische Literatur studiert hatte, wollte sie eigentlich beim Penguin-Verlag als Lektorin arbeiten. »Leider erhielt ich eine Absage, trotzdem wollte ich gerne in der Verlagsindustrie anfangen«, schildert Taylor. »Später zog ich nach Deutschland und absolvierte von 2013 bis 2015 meinen Master in Business Administration in Leipzig.« Über ein Praktikum bei Bertelsmann fand sie schließlich den Einstieg in das Unternehmen. »Ich merkte, dass ich doch nicht als Lektorin arbeiten möchte, weil ich eigentlich gerne in Kontakt mit vielen Menschen bin.« Heute ist sie für das Employer Branding und Recruiting von Studenten zuständig und ist mit ihrem Job sehr glücklich: »Mir gefällt der Austausch mit interessanten, talentierten jungen Leuten, außerdem unternehme ich viele Geschäftsreisen in die USA, nach England, Frankreich und Spanien und erlebe die Internationalität und Vielfalt von Bertelsmann immer wieder aus erster Hand.«

NEUE BERUFSBILDER

Die Digitalisierung der Medien bietet ohnehin Studierenden und Absolventen aus fast allen Studiengängen spannende Chancen. Während sich kreative Berufe wie Journalist oder Grafiker ständig verändern, entstehen auch völlig neue Berufsbilder: »Der Bereich Branding Content richtet sich zum Beispiel sowohl an Menschen mit journalistischer Expertise, als auch an Vermarktungsexperten«, berichtet Konstanze Reith. »Wir suchen für jeden Bereich dynamische Nachwuchstalente mit fachlichem Know-how.«

»Es entstehen neue Funktionen, die so einzigartig sind wie die neuen Geschäftsmodelle, die sich mit der Zeit entwickeln«, ergänzt Taylor. »Dabei stellen wir fest, dass Personen, die sich schnell an neue Herausforderungen anpassen können, immer gefragter werden.« Vorteilhaft ist daher eine Mischung aus starken analytischen Fähigkeiten und exzellenten Kommunikationsfähigkeiten, aber auch der sichere Umgang mit digitalen Produkten und Plattformen, sagt Taylor. »Wir wünschen uns Geschäftsleute, die kreativer denken als andere, sowie kreative Menschen, die Unternehmergeist besitzen.« So entstehen zum Beispiel in der digitalen Medienproduktion, im Online-Marketing, und im Bereich Big Data neue Jobs.

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»Irgendwas mit Medien« - in welchen Bereichen haben Berufseinsteiger die besten Chancen?

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