Campus 3.0: Moocs

Massive Open Online Courses oder auch einfach nur MOOCs sind in aller Munde, ein neuer Trend. Worum geht es genau, wo kommt der Trend her? Wer kann an den Kursen teilnehmen, von wem werden sie angeboten und warum? Der Artikel gibt eine Übersicht.

Die Jahre an der Universität sind gute Jahre. Natürlich gibt es hin und wieder Stress durch Klausuren oder Abgabetermine. Aber viele Freiheiten, Lernen auf einem Gebiet nach den eigenen Interessen und gleichgesinnte Kommilitonen sind die Eckpunkte einer in der Summe fantastischen Zeit.

Die Lobhudelei soll jedoch nicht den Blick dafür verstellen, dass diese Zeit natürlich auch ihre Herausforderungen hat. Um nur eine zu nennen: Der Student muss sich so weit im Griff haben, dass er auch nach der gelegentlichen und wohlgeordneten Studentenparty nicht am nächsten Morgen in der Vorlesung einnickt, mit dem Kopf laut auf dem Tisch aufschlägt und dadurch den Professor auf sich aufmerksam macht.

Für dieses Problem gibt es jetzt die Lösung: MOOCs, Massive Open Online Courses. Anstatt in die Uni zu gehen und in der Vorlesung zu sitzen, kommen die Vorlesungen über Internet-Video zu den Studenten. Das Konzeptist nichts vollkommen Neues, Fernlehrgänge gibt es schon lange, Lehrvideos auch. Neu ist aber, dass die MOOCs allen off enstehen, es gibt keine Zugangsbeschränkungen und die Kurse richten sich an mehrere Zehntausend Studenten gleichzeitig. Neu ist auch, dass die Kurse in ein Gesamtkonzept eingebettet sind: Zu den Lehrvideos gibt es Aufgaben, es gibt Tests, es gibt Diskussionsforen und nach erfolgreicher Teilnahme gibt es ein Zertifi kat. Die Teilnahme an den Kursen ist für gewöhnlich kostenlos und lediglich für die Ausstellung des Abschlusszertifi kats wird unter Umständen eine überschaubare Gebühr verlangt. Obwohl sich viele Kurse an Teilnehmer ohne Vorkenntnisse richten, sind die Qualität und das Niveau der Angebote hoch, die Kurse werden von Universitäten erstellt und begleitet.

Wo die Anfänge der Bewegung genau liegen, ist rückblickend schwer festzustellen. Weitgehend unstrittig ist aber, dass das gemeinnützige Unternehmen edX – eine Ausgründungder Harvard University – als eines der ersten Unternehmen auf dem Gebiet tätig wurde und MOOCs auf seiner Seite anbot. Durch den Erfolg angelockt, folgten rasch weitere. Coursera bietet insgesamt fast 700 Kurse aus einer Vielzahl von Fachgebieten an und dürfte damit der größte Anbieter sein. Bei Udacity liegt der Schwerpunkt auf den Computerwissenschaft en, es werden aber auch Kurse angeboten wie ‚How to build your startup‘, gehalten von Silicon Valley-Entrepreneur Steve Blank. Bisher sind 204.001 Teilnehmer angemeldet, ich auch.

Iversity ist ein Anbieter aus Deutschland. Das Kursangebot enthält daher auch eine Vielzahl deutschsprachiger Kurse wie etwa ‚Klinische Anatomie Kopf/Hals‘ vom Anatomischen Institut der Eberhard-Karls Universität Tübingen. Mit Fokus auf dem chirurgisch-operativen Kontext klingt das nach ruhiger Hand und hartem Stoff . NovoEd legt den Schwerpunkt auf wirtschaft swissenschaft liche Th emen und versucht, der Ausrichtung treu bleibend, auch gleich bei einigen (wenigen) Kursen Gebühren durchzusetzen.

Die zehn Top-Universitäten der USA bieten inzwischen alle MOOCs an. Das Ziel dabei ist, den eigenen Studenten die neueste Form der Weiterbildung anzubieten und gleichzeitig mit qualitativ hochwertigen MOOCs weltweit Wissen zu vermitteln.

Natürlich kann man damit auch für sich werben und reguläre Studenten anlocken. Durch die angebotenen Kurse können die Universitäten auch selbst lernen und erkennen, welche Kurse beliebt sind, welche Erklärungen gut verstanden werden oder in welcher Sekunde im Lehrvideo viele Studenten abschalten.

Jenseits dieser Vorteile ist ein finanziell nachhaltiges Geschäftsmodell jedoch noch nicht gefunden. Die Kosten für die Erstellung der Lehrmaterialien und die Bereitstellung der Server- und Leitungskapazitäten werden von der geringen Zertifikatsgebühr (so sie denn überhaupt anfällt) nicht gedeckt. Auch die große Anzahl an Kursteilnehmern zwingt die Anbieter, bei der Durchführung dieser neuen Form der Lehre neue Wege zu gehen. Wer liest und bewertet die Aufsätze von Zehntausenden
von Teilnehmern eines Literaturkurses?

Eine Lösung ist, jeden Studenten jeweils fünf weitere Arbeiten bewerten zu lassen und in den Bewertungen eines Studenten jeweils auch zu berücksichtigen, wie im Vergleich treffend er in der Vergangenheit Arbeiten benotet hat. Aber grundsätzlich ist das Themenfeld an neuen Herausforderungen weit und reicht von der Sicherheit und Wartung der technischen Infrastruktur über die Berücksichtigung kultureller, rechtlicher und regionaler Unterschiede bis hin zur Überwachung der Studenten bei Prüfungen, etwa über die Webcam oder über das individuelle Tippverhalten.

Es ist aber im Grunde klar, dass sich 204.001 Studenten und ihre Identität nicht lückenlos online überwachen lassen. Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass die Zertifikate der Online-Universitäten für gewöhnlich (noch) keine breite Akzeptanz finden. Aber es geht ja nicht nur um ein Bogen Papier. Es geht um Interesse, um Neugier. Es geht darum, Dinge zu wissen, das Wissen anzuwenden und die Welt besser zu hinterlassen, als wir sie vorgefunden haben.

Massive Open Online Courses – Entdecke den Campus 3.0!
Auf diesen Plattformen findest du spannende MOOCs zu praktisch jedem Thema.

Coursera

Derzeit fast 700 Kurse von 110 Partnern aus aller Welt (darunter Columbia und Yale University, aber auch TUM und LMU München).
www.coursera.org

edX

E-Learning-Plattform des Massachusetts Institute of Technology (MIT), der Harvard University sowie der Berkeley University of California.
www.edx.org

NovoED

Die Princeton University ist eine der Partneruniversitäten. Das Kursangebot beinhaltet u. a. die Bereiche Finanzwesen, Bildung sowie Design und Kreativität.
novoed.com

Udacity

Private Online-Akademie mit Kursen, die vor allem Themen der Informatik behandeln.
www.udacity.com

Khan Academy

Die nicht-kommerzielle Website, gegründet vom Pädagogen Salman Khan, bietet eine Fülle von Lehrvideos aus den Bereichen wie Mathematik, Naturwissenschaften, und Wirtschaft.
khanacademy.org

iversity

Deutsche Plattform für Online-Kurse und Vorlesungen. Das Angebot ist vielfältig und reicht von Geschichte über Medizin bis hin zur Informatik.
iversity.org

OpenCourseWorld

Hochschulübergreifende MOOC-Plattform für Kurse zu IT- und Wirtschaftsthemen.
www.opencourseworld.de

openHPI

Initiiert vom Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik; Kurse zu IT-Fragen.
openhpi.de

Udemy Free Courses

Kostenlose und kostenpflichtige Kurse aus den verschiedensten Bereichen (u. a. IT und Wirtschaft, Fotographie und Grafikdesign, Lifestyle und Gesundheit, Musik und Sport)
www.udemy.com

iTunesU

Die kostenlose App bietet Zugriff auf Video- oder Audiovorlesungen. Es gibt Kursaufgaben und einen „direkten Draht“ zum Kursleiter.
itunes.apple.com/app/itunes-u

Stanford Free Courses

Plattform der Stanford University. Die Kursthemen reichen von Quantenmechanik bis Menschenrechtsfragen.
http://online.stanford.edu/courses

Carnegie Mellon Open Learning Initiative (OLI)

Behandelt werden Themen aus Bereichen wie Anatomie, Biochemie oder Psychologie.
oli.cmu.edu

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