Bild: Sung-Hee Seewald Fotografie
Feminismus muss immer weiblich sein? Nein, ganz im Gegenteil, findet Blogger, Digitalisierungsexperte und – ja – Feminist Robert Franken.
Herr Franken, Sie bezeichnen sich als „Male Feminist“. Warum? Eigentlich könnten Sie sich doch entspannt zurücklehnen und Ihre Privilegien genießen …
Eben diese vermeintlichen Privilegien sind es, die mich zum Feminismus gebracht haben. Ich bin als weißer, heterosexueller Mann in Deutschland tatsächlich sehr privilegiert. Und dieses Privileg nutze ich, um eben dieses zu kritisieren. Mir fällt immer wieder auf, wie ungerecht Ungleichheit ist, dass das männliche System in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft flächendeckend vor allem Frauen diskriminiert. Und das kann ich nicht einfach akzeptieren, sondern möchte meinen Teil dazu beitragen, endlich signifikante gesellschaftliche Veränderungen anzustoßen.
Was hätten denn Männer von der Gleichberechtigung?
Es ist doch so: Das Ganze ist nur vermeintlich ein Privileg, schränkt es doch den männlichen Handlungs- und Denkraum entscheidend ein. Es geht also im Feminismus auch für Männer um etwas: in erster Linie um die Erweiterung ihres Repertoires. Ich muss nicht qua Chromosomensatz der Haupternährer sein oder zeichne mich nicht dadurch als besonders männlich aus, weil ich hart zu mir und anderen bin. Und so geht es im Feminismus eben auch um einen Perspektivenwechsel, der den Blick auf die eigenen Rollen schärfen und verändern kann.
Wenn sich Männer z. B. auf Partys zu Themen wie Gleichberechtigung bekennen, kommt oft irgendwann der Satz: „Ach, du Frauenversteher“. Wie würden Sie kontern?
Manchmal lächle ich sowas beiseite, häufig jedoch thematisiere ich einen solchen Einwand. Mindestens bestehe ich darauf: „Wenn schon, dann Feminist, bitte!“
Unternehmen schreiben sich gern das Thema „Frauenförderung“ und „Diversity“ auf die Fahnen. Kaufen Sie das der Mehrzahl ab?
Ich habe einmal als „Purplewashing“ kritisiert: wenn Frauenförderung lediglich das Feigenblatt des Employer Branding ist und sich herausstellt, dass das Unternehmen in Sachen Flexibilität und Wertschätzung versagt. Man muss eben genau hinsehen.
Und wie kann eine junge Bewerberin herausfinden, ob das nicht nur bloße Imagepflege ist?
Ganz offen nachfragen. Etwa, wie viele Männer und Frauen sich aktuell in Elternzeit befinden oder welche Arbeits(zeit)modelle angeboten werden. Ich würde auch empfehlen klarzumachen, was die ideale Arbeitsumgebung für einen selbst ist. Schließlich will ich meine beste Leistung abliefern – und dazu gehören optimale Rahmenbedingungen von Anfang an.
Warum tun Unternehmen gut daran, sich ernsthaft mit diesen Themen zu befassen und die schönen Worte auch in die Tat umzusetzen?
Weil enormes Potenzial brachliegt und Unternehmen Gefahr laufen, dass ausgerechnet die Mitarbeiter_innen, die entscheidend wären für den zukünftigen Unternehmenserfolg, von vornherein in die Selbstständigkeit abwandern. Wenn es der gesunde Menschenverstand nicht schafft und wir stattdessen den Fachkräftemangel bedienen müssen – mir soll es Recht sein. Hauptsache, es ändert sich endlich etwas.
Auf der Karrieremesse herCareer sind Sie als Table Captain mit dabei. Was hoffen Sie, jungen Frauen mit auf den beruflichen Weg geben zu können?
Sie sollten all das, was sie sich für ihre Arbeit der Zukunft wünschen, mit Selbstverständlichkeit einfordern. Es gehören immer mindestens zwei dazu, wenn sich Missstände ergeben: eine Person, die sie verantwortet, und eine, die das mit sich machen lässt. Im besten Fall finden sich neue Allianzen für den Wandel. Und: Wir müssen die Männer einbeziehen, so etwas geht nur zusammen!
Und welche Botschaft richten Sie an männliche Studenten oder Berufseinsteiger?
Ich würde mir wünschen, dass sie offen dafür sind, das bisherige System und ihre Rolle darin zu analysieren und zu reflektieren. Dann können sie Teil der Lösung werden und bleiben nicht – größtenteils unbewusst – Teil des Systems. Von beiden Seiten wünsche ich mir übrigens vor allem eines: Sprecht miteinander, bevor Ihr Kinder bekommt. Sprecht über eure Wünsche und Vorstellungen bezüglich Care-Arbeit, Karriere und Partnerschaft.
Robert Franken ist dein Table Captain beim Networking-Event herCareer@Night. Wenn du ihn am 12.10. treffen willst, mach mit und gewinne ein Ticket im Wert von 49 Euro. Wie? Einfach Mail schreiben an verlosung@her-career.com (inkl. Immatrikulationsbescheinigung bzw. Kopie des gültigen Studentenausweises). Die Karrieremesse herCareer findet am 12./13.10.17 in München statt.
Feminismus muss immer weiblich sein? Nein, findet Blogger und Digitalisierungsexperte Robert Franken.