Arbeiten bei Internationalen Organisationen

Internationale Organisationen JPO

Für UNICEF im Sudan

Anna-Rabea Acker arbeitet seit einem Jahr im Rahmen des JPO-Programms für UNICEF im Sudan; sie hat in Edinburgh und London Politikwissenschaft und Entwicklungsstudien studiert. Als Education Officer engagiert sich die 32-Jährige bei dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen gemeinsam mit der Regierung und anderen Organisationen und Vereinen im Sudan für die Stärkung des Bildungssystems in dem nordafrikanischen Land – und für die Stärkung des Rechts auf Bildung vor allem für Kinder.

„Im Ausland sozial engagiert habe ich mich schon während meines Studiums. Zum Beispiel im Rahmen eines Gesundheits- und Bildungsprogramms zu HIV/AIDS im ostafrikanischen Ruanda, oder auch in einem Bauplanungsprojekt in Accra. Mittlerweile habe ich mein Studium abgeschlossen, und arbeite nun im Sudan – einem Land, in dem Sozialpolitik und Bildungsreformen aufgrund von langjährigen Konflikten, Armut und der Wirtschaftslage eine enorme Herausforderung darstellen. Die Auswirkungen auf das Land sind vielfältig, für meine Arbeit sind dabei zwei Punkte besonders wichtig: Zum einen ist der Sudan demographisch betrachtet ein sehr junges Land, 43 Prozent der Bevölkerung ist jünger als 15 Jahre. Zum anderen ist der Weg zur Chancengleichheit ein steiniger: Über 40 Prozent der Kinder haben keinen Zugang zu schulischer Bildung. Viele von ihnen haben also nicht die Chance, Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen: der Grundstein für erfolgreiches lebenslanges Lernen. Dies hat verschiedene Gründe. Zunächst kann im Schnitt jedes Jahr knapp die Hälfte der Schulanfänger nicht aufgenommen werden, da nicht genügend Schulen vorhanden sind. Hinzu kommt, dass die Abbruchquote unter Schulkindern relativ hoch ist. Die Mädchen dürfen den langen Schulweg oft nicht alleine antreten, die Jungen müssen vielerorts zum Einkommen der Familien beitragen. Bildung als Grundlage einer stabilen Gesellschaft und einer individuellen Stärkung und Partizipationsmöglichkeit wird also durch verschiedene äußere und innere Faktoren erschwert.

Die Arbeit von UNICEF hier im Sudan ist daher ungemein wichtig. Wir arbeiten auf allen Ebenen – von der Schulgemeinde bis zur Regierungsberatung –, leisten humanitäre Hilfe und begleiten beratend nachhaltig angelegte Bildungsprojekte.

Ich persönlich koordiniere hauptsächlich Bildungsprogramme in Darfur, eine von langjährigen Konflikten stark geprägte Region. Ein Beispiel aus meinem aktuellen Arbeitsgebiet ist eine Einschulungskampagne zum Thema ‚Bildung für Mädchen‘. Schwerpunkt ist hierbei die Sensibilisierungs- und Öffentlichkeitsarbeit mit gezielter Ansprache von Familien und Kommunen. Ziel und Inhalt sind Chancengleichheit im Zugang zu Bildung und unter den Geschlechtern – ob in Theatergruppen, im Radio oder auch über Workshops und andere Medien.

In unserem internationalen Team bin ich die einzige Europäerin. Meine Kollegen sind Sudanesen, andere kommen aus Sri Lanka, Somalia und Malawi. Unsere Arbeitssprache ist größtenteils Englisch; trotzdem lerne ich zurzeit am hiesigen Goethe-Institut Arabisch, um Land und Menschen besser verstehen zu können.

Ich fühle mich wohl hier in Khartum, die Stadt ist weiträumig und – gelegen am Zusammenfluss des weißen und blauen Nils sowie umgeben von Wüste – sehr vielfältig. Khartum ist zudem weitgehend sicher und ich kann mich auch als weiße Frau frei bewegen – wenn es die Hitze von manchmal bis zu 50 Grad erlaubt. Falls es in bestimmten Gegenden zu Ausschreitungen kommen könnte, werden wir per SMS oder E-Mail informiert. So wurden wir beispielsweise während der nationalen Wahlen zur Habachtstellung aufgerufen. Ganz anders aber wenn ich in Darfur unterwegs bin: Hier herrscht generell ein striktes Sicherheitsprotokoll. Für Reisen in dieser Gegend sieht dieses zum Beispiel stets einen Konvoi mit bewaffneter Eskorte vor.

In anderen Regionen wiederum, besonders der Norden, ist Reisen jedoch kein Problem. Hier leben, vor allem in Nilnähe, vielerorts sehr gastfreundliche Menschen – und Gechichtsinteressierte können Tempel und Ruinen der Städte des nubischen Reichs besuchen. Im Sudan gibt es übrigens mehr Pyramiden als in Ägypten. Und diese kann man ungestört, oft alleine und in Abwesenheit von Touristen, erkunden.

Das Fazit meines bisherigen beruflichen Weges? Ich will mich nach wie vor und weiterhin in internationaler Projektarbeit engagieren: Es liegt meinem Wesen und meinen Talenten. Es erfüllt mich.“

DR Kongo, Angola, Kamerun

Daniel Ziegler hat für internationale Organisationen schon in vielen Ländern der Erde gearbeitet. Derzeit ist er für UNICEF als Resource Mobilization Officer auf Madagaskar tätig.

„Während des Studiums war für mich zunächst nur klar, dass ich einmal im Ausland arbeiten wollte –bei den UN, der GIZ oder einer NGO. Mich interessierten vor allem Fragestellungen zu Entwicklungsdynamik, ‚aid effectiveness‘ und Armutsreduzierung sowie die Verbindung von Theorie und Praxis. Die Theorien, welche ich im Studium kennenlernte, wurden bei jedem Auslandsaufenthalt auf die Probe gestellt. Manches funktionierte, manches ganz anders.

Meine Studienfachwahl – Afrikanistik, Arabistik und BWL – war vor allem von meinen persönlichen Interessen geleitet. Eine wichtige Rolle spielte mein Zivildienst, den ich in einem Asylbewerberwohnheim leistete. Dort lernte ich viele verschiedene Menschen kennen – und ihre Geschichten, die sie nach Deutschland brachten. Ich wollte mehr über die Situation in ihren Herkunftsländern erfahren, um die Zusammenhänge besser zu verstehen. Schon einen Tag nach meiner letzten Prüfung saß ich dann im Flieger nach Angola, wo ich als Stipendiat des Carlo-Schmid-Programms begann. Seitdem bin ich im UN-System tätig.

Die Brücke zwischen Theorie (Headquarter) und Praxis (Field) finde ich entscheidend. Eine Laufbahn, die sich nur auf eine dieser beiden Seiten fokussiert, lässt wichtige Erfahrungen aus. Deswegen ist Mobilität essentiell. Alle paar Jahre wechselt man die duty station, und fängt wieder an, sich in einem neuen Land zu orientieren, mit einer (möglicherweise) komplett anderen Mentalität und Kultur als im letzten. Man sollte den geografischen Horizont nicht auf Genf, New York oder Rom beschränken, sondern auch im Feld unterwegs sein. Denn letzteres gibt einen Einblick in die Herausforderungen, wie Entwicklung in der Praxis funktioniert.

Bei Madagaskar denken die meisten an Kinofilme mit kriminellen Pinguinen und einem überdrehten Lemur. Diese Idylle ist weit entfernt von der Realität. Obwohl Madagaskars Krise eine stille ist und dem Land nicht viel internationale Aufmerksamkeit zuteilwird, leben über 90 Prozent der insgesamt ca. 23 Millionen Einwohner von weniger als zwei US-Dollar pro Tag. Viele Indikatoren in den sozialen Sektoren sind besorgniserregend. Beispielsweise hat das Land eine der höchsten Raten für chronische Unterernährung, 1,5 Millionen Kinder im Grundschulalter sind nicht eingeschult, beinahe die Hälfte aller Mädchen wird vor dem 18. Lebensjahr verheiratet und nur 51 Prozent der 12 bis 23 Monate alten Kinder sind vollständig geimpft. Seit einem Jahr gibt es einen Polio-Ausbruch, der sich über die ganze Insel erstreckt. Außerdem hat Madagaskar immer wieder mit Naturkatastrophen zu kämpfen. Es kommt zu Dürren und Heuschreckenplagen im Süden und Zyklonen und Überschwemmungen im ganzen Land.

Zu meinen Aufgaben gehört unter anderem, Besuche von Partnern zu organisieren, die sich vor Ort informieren möchten, wie UNICEF ihre Gelder einsetzt. Vor Kurzem war ich zum Beispiel mit einer Delegation unterwegs, um unser Bildungsprogramm vorzustellen. Es war toll zu sehen, wie die Teilnehmer im Laufe der Tage verstanden, dass es nicht nur darum geht, eine Schule zu bauen, sondern dass es genauso wichtig ist, die Qualität des Schulmaterials oder die Ausbildung der Lehrer zu sichern und den Kindern den Zugang zur Schule zu ermöglichen.

Mit den Kollegen kommuniziere ich auf Englisch und Französisch. Außerdem lerne ich gerade Malagasy, um ein besseres Verständnis für die Denkweise und Mentalität der Menschen zu bekommen. Dies ist auch hilfreich, um bei Projektbesuchen mit der Bevölkerung zu kommunizieren oder mit den Kindern Quatsch zu machen.

In Kinshasa habe ich vor allem Straßenbauprojekte koordiniert, die darauf abzielten, die nahrungsmittelproduzierenden Gebiete mit dem Kongofluss und dadurch mit den großen Städten und Märkten zu verbinden. Als ich das erste Mal zu einem Straßenprojekt an den Äquator flog, war überall grüner Busch, Wald, Bambus und Flüsse. Doch mit jedem weiteren Besuch zeichnete sich dann eine Straße ab, die von der lokalen Bevölkerung gebaut wurde. Eine Reise, die am Anfang des Projektes zwei Tage auf dem Motorrad dauerte, unternahmen wir am Ende in wenigen Stunden. Kurz nach Fertigstellung der Straße wurde ein Ebola-Ausbruch in der Gegend gemeldet. Dank der Straße gab es Zugang zu dem Gebiet, sodass humanitäre Organisationen schnell Nothilfe leisten konnten.

Was man für diesen Job mitbringen muss? Die UN core competencies: Integrity, Respect for Diversity and Professionalism. Generell ist es gut, wenn man teamorientiert ist und eine serviceorientierte Einstellung hat, Planung und Organisation sind wichtig, genauso wie die ständige Motivation, Neues zu lernen und sich über technische und andere Neuerungen auf dem Laufenden zu halten. In einer Managerrolle kommen noch weitere Eigenschaften hinzu, vor allem visionär zu sein und Führungsqualitäten zu besitzen. Außerdem ist es hilfreich, vor allem in komplexen Kontexten, eine gewisse Frustrationstoleranz zu haben und sich an die Worte des ehemaligen UN Generalsekretärs, Dag Hammerskjoeld zu erinnern: ‚The UN was not created to take mankind to heaven, but to save humanity from hell’.“

Das Junior Professional Officer-Programm (JPO-Programm)

Das JPO-Programm bietet jungen Hochschulabsolventinnen und ‑absolventen aller Fachrichtungen mit deutscher Staatsangehörigkeit und erster Berufserfahrung die Möglichkeit, als Nachwuchsführungskräfte in den Vereinten Nationen oder einer ihrer über 20 verwandten und Sonderorganisationen zu arbeiten. Die Tätigkeit als JPO dauert in der Regel zwei bis drei Jahre, die Stellen sind weltweit verteilt – von Addis Abeba bis Washington. Ausgeschrieben werden die JPO-Stellen in der Regel zweimal jährlich, die nächste Ausschreibungsphase läuft Anfang 2016.

Weitere Infos zum Junios Professional Officer-Programm gibt es hier.


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